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15. April 2024

Eidgenössische Abstimmung vom 9. Juni 2024

Verschlechterte Versorgung und Zweiklassenmedizin wären die Folge

Das Komitee «Nein zur schädlichen Kostenbremse», dem auch H+ angehört, warnt vor den Gefahren der Kostenbremse-Initiative. Der starre Kostenmechanismus knüpft die Ausgaben der Grundversicherung an die Lohnentwicklung und würde unser solidarisches Gesundheitssystem in seinen Grundprinzipien angreifen und direkt in die Zweiklassenmedizin führen.

Tiefere Kosten in der Gesundheitsversorgung, ist eine legitime Forderung. Doch es fragt sich, mit welchen Mitteln, diese erreicht werden sollen. Der Vorschlag der Mitte-Partei verlangt, dass die Kosten der OKP nicht stärker steigen dürfen als die Löhne. Das entspricht einem jährlichen Wachstum von ca. 1 bis 1,5 Prozent.

Absurd: Bei negativer Lohnentwicklung müsste automatisch auch die Kostenübernahme aus der Grundversicherung abnehmen.

Dieser unflexible Gleichschritt mit den Löhnen ist laut dem Komitee «Nein zur schädlichen Kostenbremse» gefährlich, denn bei negativer Lohnentwicklung müsste absurderweise automatisch auch die Kostenübernahme aus der Grundversicherung abnehmen. Diese Situation wäre 2021 in Zeiten der COVID-19-Pandemie so eingetroffen.

Zentrale Argumente aus Sicht der Spitäler und Kliniken

H+ setzt sich unter anderem mit folgenden zentralen Argumenten gegen die Kostenbremse-Initiative und für alternative Lösungen ein:

    • Längere Wartezeiten und Zweiklassenmedizin: Infolge der von der Initiative geforderten Kostenbremse würden kranke Menschen die notwendigen Behandlungen möglicherweise gar nicht oder verspätet erhalten. Nur wer die Behandlung aus dem eigenen Portemonnaie bezahlen kann, hat die Garantie jederzeit versorgt zu werden. Die Krankenkassenprämien in der OKP würden aber weiterhin hoch bleiben.
    • In der Initiative sind Faktoren wie Alterung der Gesellschaft und medizinischer Fortschritt nicht berücksichtigt: Wäre die Kostenbremse-Initiative im Jahr 2000 eingeführt worden, wäre heute über ein Drittel der Leistungen der Grundversicherung ohne Versicherungsdeckung. Ferner müssen die Spitäler und Kliniken heute für die Medizin der Zukunft investieren. Mit der Kostenbremse wären die dafür benötigten Mittel nicht vorhanden.
    • Verschärfung des Problems, statt es zu lösen: In einem Gesundheitswesen, das in Zeiten von Fachkräftemangel am Limit läuft, würde die von der Initiative geforderte Kostenbremse zu Versorgungsengpässen führen.
    • Anstatt die Kostenbremse wäre es wichtig, sich auf alternative Lösungen zu konzentrieren: Ambulantisierung, vermehrte Koordination, interprofessionelle Zusammenarbeit, Stärkung der Grundversorgung etc. So kann die Effizienz gesteigert werden, ohne dass die Qualität und Zugänglichkeit zu den Leistungen eingeschränkt werden.
    • Das Schweizer Gesundheitssystem zeichnet sich durch hohe Qualität und rechtzeitigen Zugang für alle aus. Diese Vorteile müssen beibehalten und dürfen nicht gefährdet werden.

Krankenkasse zahlt nicht mehr

Die Kostenbremse-Initiative sagt nicht, wie die Kosten gedrückt werden sollen, mit der Konsequenz, dass die Krankenkassen sich auf den Kostendeckel berufen müssen. Das führt dazu, dass die Patient:innen innerhalb der nächsten zwanzig Jahre jeden dritten Arztbesuch selbst finanzieren müssten.

Diese Prognose lässt sich laut Nein-Komitee einfach berechnen: Man rechnet zur Nominallohnentwicklung 20 Prozent hinzu – welche die Übergangsbestimmungen der Initiative vorsehen – und schon hat man den erlaubten Anstieg der Grundversicherungskosten.

Ungedeckte Kosten müssen privat getragen werden

Wäre die Kostenbremse im Jahr 2000 eingeführt worden, würde die Grundversicherung heute 37 Prozent aller Leistungen nicht mehr übernehmen. Diese Leistungen müssten entweder selbst bezahlt werden oder würden nicht erbracht.

Die Initiative bedroht somit die Basis unseres Versorgungssystems: Zugänglichkeit und Qualität für alle. Grundversicherte Patient:innen hätten keinen garantierten rechtzeitigen Zugang mehr zur Versorgung. Das Privileg des zeitlich und therapeutisch sinnvollen Zugangs wäre den Zusatzversicherten vorbehalten. Das ist eine Zweiklassenmedizin. Auch der Bundesrat sieht das so und warnt vor einer Rationierung.

System in den Grundwerten erschüttert

Das schweizerische Gesundheitssystem gilt im internationalen Vergleich als vorbildlich. Unser System ist auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. Doch der Kostenröhrenblick überträgt sich direkt aufs Personal. Die Arbeitsbedingungen verschlechtern sich, der Fachkräftenotstand verschärft sich und diese Abwärtsspirale löst wiederum sehr hohe Folgekosten aus. Insgesamt zeigt der Blick über die Landesgrenzen, dass mit starren Budgetvorgaben kein Geld gespart wird, sondern hohe neue Kosten entstehen.

Beitragsbild: Canva.com

   

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