Chirurgen bei der Arbeit, Chirurgie, Viszeralchirurgie, Foto: Schweizerische Gesellschaft für Viszeralchirurgie (SGVC)
Aktuelles
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3. September 2024

Umfrage

Zunehmende Bürokratie als grösstes Sorgenkind

Die Mitglieder der Schweizerischen Gesellschaft für Viszeralchirurgie (SGVC) blicken der Zukunft mit Sorge entgegen: Neunzig Prozent rechnen damit, dass sich ihre Arbeitsbedingungen weiter verschlechtern werden. Dringendsten Handlungsbedarf sehen sie im Kampf gegen die Bürokratisierung, bei der Finanzierung der Spitäler und den ungenügenden Tarifen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage unter den 479 Mitgliedern der Schwerpunktgesellschaft.

In der im Jahresbericht der Schweizerischen Gesellschaft für Viszeralchirurgie (SGVC) veröffentlichten Umfrage geht zudem hervor, wo die Chirurg:innen den Hebel ansetzen würden, um ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern.

Als erstes würden sie die obligatorischen Strahlenschutzkurse wieder aufheben. Mit einem Stimmenanteil von 39 Prozent wurde diese Massnahme bei der Frage nach derjenigen regulatorischen Vorschrift, die sie am liebsten wieder rückgängig machen würden, an erster Stelle genannt.

Auf Rang zwei und drei folgten die Arbeitsmarktbeschränkung (Ärztestopp) und die Meldepflicht bei unerwünschten Vorkommnissen mit Medizinprodukten (Materiovigilance) mit 28 respektive 17 Prozent. Das aufwändige Einholen einer Berufsausübungsbewilligung wiederum kritisierten 12 Prozent als unnötigste bürokratische Errungenschaft der jüngeren Vergangenheit.

Bei ambulanten Eingriffen wie einer Leisten-OP oder der Entfernung von Hämorrhoiden decken die Tarife kaum mehr als zwei Drittel der effektiven Kosten.

Politischer Handlungsbedarf

Den dringendsten politischen Handlungsbedarf sehen die SGVC-Mitglieder denn auch im Kampf gegen die Bürokratisierung sowie bei der Sicherstellung der Finanzierung der Spitäler und der Anpassung der Tarife. Bei ambulanten Eingriffen wie z. B. einer Leisten-OP oder der Entfernung von Hämorrhoiden decken die Tarife kaum mehr als zwei Drittel der effektiven Kosten.

Arbeitszeitbeschränkung: Sorgen um den Nachwuchs

Grosse Sorgen bereitet den Mitgliedern der SGVC auch die Ausbildung des Nachwuchses. 58 Prozent beantworteten die Frage, ob in Zukunft ausreichend junge Mediziner:innen die Viszeralchirurgie als Fachgebiet wählen werden, mit «wohl eher nicht». Mit ein Grund für diese Skepsis sind die Diskussionen um eine Arbeitszeitbeschränkung während der Ausbildung. 52 Prozent sind der Ansicht, dass die Einführung einer 42-Stunden-Woche für Assistenz- und Oberärzt:innen «im Prinzip richtig, aber während der chirurgischen Ausbildung einschränkend» sei. 34 Prozent wiederum sind der Meinung, dass es gar keine Reduktion der Arbeitszeit benötige.

«Die Arbeit ist frühestens dann zu Ende, wenn der Eingriff erfolgreich durchgeführt und der OP-Bericht verfasst ist.»

Antonio Nocito, Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Viszeralchirurgie (SGVC)

Mit einer Regulierung der Arbeitszeit schiesse man in der Viszeralchirurgie über das Ziel hinaus, schreibt SGVC-Präsident Antonio Nocito im Editorial des Jahresberichts: «Die Arbeit ist frühestens dann zu Ende, wenn der Eingriff erfolgreich durchgeführt und der OP-Bericht verfasst ist.» Solche Grundlagen liessen sich in einer 50-Stunden-Woche vermitteln. «Das bedingt aber, dass sich die Assistenz- und Oberärzt:innen auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Es gilt daher, sie von administrativen Tätigkeiten zu befreien», schreibt Nocito.


   

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