Häusliche Gewalt kann jede und jeden von uns treffen. Um gewaltbetroffene Menschen auf ihrem Weg in ein gewaltfreies Leben zu unterstützen, ist es wichtig, dass die Hilfs- und Unterstützungsangebote breit bekannt sind.
Wie finden von Gewalt betroffene Menschen Unterstützung? Welche Hilfsangebote gibt es für Menschen, die Gewalt ausüben und diese beenden wollen? Wie können Fachpersonen, das soziale Umfeld und die Gesellschaft dazu beitragen, Betroffene auf ihrem Weg aus der Gewalt zu begleiten?
Diese und weitere Fragen stehen im Fokus der Aktionstage gegen häusliche Gewalt in Graubünden, die vom 25. November bis zum 10. Dezember 2024 stattfinden. Ziel ist es, eine Plattform zu schaffen, die den Dialog und das Bewusstsein für dieses Thema fördert.
In der Schweiz werden jährlich rund 20 000 Straftaten im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt verübt. Im Durchschnitt werden dabei 25 Personen getötet. Bei rund 75 Prozent der Delikte handelt es sich um Gewalt in einer früheren oder aktuellen Partnerschaft.
Eine repräsentative Bevölkerungsumfrage aus dem Jahr 2022 kommt zum Ergebnis, dass in der Schweiz jede fünfte Person schon einmal Gewalt in der Partnerschaft erlebt hat. Häusliche Gewalt kommt in allen sozialen Schichten vor. Fachpersonen gehen von einer hohen Dunkelziffer aus.
Im Rahmen der Aktionstage setzen zahlreiche Organisationen und Institutionen im ganzen Kanton Graubünden ein Zeichen gegen häusliche Gewalt.
Auch in diesem Jahr beteiligen sich zahlreiche Bündner Bäckereien und verkaufen während der Aktionstage Brote in speziellen Tüten, die mit Informationen zu den Hilfsangeboten für Betroffene bedruckt sind.
Das Programm der Aktionstage, die Hilfsangebote und weitere Informationen sind auf www.gr.ch/haeusliche-gewalt verfügbar.
Die interkantonale Sensibilisierungskampagne «Toxic Love», die 2023 erfolgreich gestartet ist, wird auch dieses Jahr Teil der Aktionstage sein. Ziel der Kampagne ist es, die Früherkennung von häuslicher Gewalt zu fördern, indem Warnsignale frühzeitig erkannt und Hilfsangebote frühzeitig in Anspruch genommen werden. Weitere Informationen sind auf www.toxiclove.ch zu finden.
Frauen sind deutlich häufiger Opfer von häuslicher Gewalt
Für 2023 wurden gemäss Bundesamt für Statistik 11 479 durch häusliche Gewalt geschädigte Personen polizeilich registriert, davon 70,1 Prozent weibliche Personen (BFS-Medienmitteilung).
Die Staatsanwältin Corinne Kauf hat über Jahre bei der Staatsanwaltschaft des Kantons Zürich in schweren Gewaltdelikten ermittelt, darunter viele Fälle häuslicher Gewalt. Heute leitet sie eine Abteilung der Staatsanwaltschaft Zürich-Sihl. Auf die Frage, was passieren muss, um die Gewalt gegen Frauen effektiver zu verhindern, antwortet sie in einem sehr lesenswerten Interview mit dem Tages-Anzeiger folgendermassen:
«Zentral ist, dass man offen darüber redet. Gerade in den Medien. Je mehr das Thema präsent ist, desto mehr kommt es in den Köpfen an. Was wir fördern können, ist die Prävention durch Programme und therapeutische Massnahmen. Wichtig ist auch, die Anzeigebereitschaft zu fördern, etwa durch öffentliche Kampagnen. Und was Behörden betrifft, ist die Vernetzung sehr wichtig sowie die Schulung der Mitarbeitenden. Hier gab es in den letzten Jahren im Kanton Zürich grosse Fortschritte. Es ist aber wichtig, sich weiter zu verbessern und neuen Ansätzen nachzugehen.»
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