Auch in der Bildung ist der anhaltende Fachkräftemangel natürlich spürbar. Wir merken es aber auch auf der Berufsbildungsseite: Personen zu gewinnen, die ausbilden möchten. Als führende universitäre Ausbildungsstätte sind wir jedoch attraktiv und darauf sind wir stolz. Ferner wird die medizinische Versorgung digitaler und wir möchten unsere Mitarbeitenden unterstützen, mit dieser Entwicklung Schritt zu halten.
Wir sehen Digitalisierung als grosse Chance, unsere Arbeit zu vereinfachen und uns zu entlasten. So verfügt das USZ beispielsweise über grosse Plattformen, auf denen wir Lernveranstaltungen im Blended Learning Format – einer Kombination aus Präsenz- und Online-Veranstaltungen – anbieten können. Damit kommen wir dem Bedürfnis nach, orts- und zeitunabhängig zu arbeiten und interaktiv mit Kolleg:innen in Kontakt zu treten. Hilfreich ist zudem eine Prozessplattform im Intranet, in welcher alle 16 MTTB-Berufe und alle Zuständigkeiten einsehbar sind. Ziel ist, dass Personen, die neu in die Berufsbildung eintreten bzw. Studierende und Lernende sich niederschwellig jederzeit unkompliziert informieren können.
Ja. Berufsbildende erhalten Antworten beispielsweise zu folgenden Fragen: Wie ist ein Kompetenznachweis vorzubereiten? Wann hat eine Person der Berufsbildung welchen Kompetenznachweis abzunehmen? Welches sind die Ausbildungsziele für die Studierenden in ihren Praktika? Rückmeldungen zeigen, dass diese Plattformen eine gute Hilfestellung für Berufsbildende gleichermassen sind, auch wissen sie damit, an wen sie sich bei Problemen wenden können.
Das ist eine der zentralsten Fragen, die wir uns laufend stellen. Wir wollen in erster Linie unser bestehendes Personal dafür begeistern können, am USZ zu bleiben und die Entwicklungsmöglichkeiten zu nutzen. Dazu haben wir das Laufbahnmodell, das schon lange am USZ zum Einsatz kommt und sich bewährt hat. Dieses hilft bei der Entscheidung, sich in Richtung Management, Fach oder Bildung zu entwickeln. Es gibt zudem ein Talentprogramm, bei dem wir jene Personen, die sich weiterentwickeln möchten, in ihrer Rollenfindung aktiv unterstützen.
Das Projekt Interprofessionelles Lernen und Zusammenarbeiten hat zu einem besseren gegenseitigen Verständnis und zu stabileren Teams beigetragen.
Neben der Digitalisierung haben wir uns auch Innovation auf die Fahne geschrieben. Einerseits haben wir letztes Jahr auf zwei Bettenstationen das Projekt «Interprofessionelles Lernen und Zusammenarbeiten» gestartet, das wir aufgrund der positiven Erfahrung weiterführen werden. Es handelt sich um ein kanadisch-schwedisches Modell, welches die interprofessionelle Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe verbessert und insbesondere auch die Patient:innen verstärkt einbezieht. Daran beteiligt waren beispielsweise auch der Reinigungsdienst und die Hotellerie. Es wurde erstmals eine Begleitforschung gemacht und wir sind sehr gespannt auf die Ergebnisse im ersten Quartal 2025. Erste Reaktionen zeigen, dass das Projekt zu einem besseren gegenseitigen Verständnis und zu stabileren Teams geführt hat. Es gibt aber auch schon Feedbacks darüber, was gar nicht funktioniert hat. Diese sind wichtig, um uns weiter zu verbessern
Mit unserem Resilienzprogramm wollen wir junge Lernende dabei unterstützen, mit emotionalen Belastungen umzugehen.
Da möchte ich zusätzlich unser Resilienzprogramm erwähnen, welches wir für die Lernenden FaGe und MPA entwickelt haben. Den sehr jungen Lernenden hilft es sehr zu verstehen, wie ihr Körper und ihre Psyche auf herausfordernde Situationen reagiert und was sie selbst tun können. Dieses Jahr weiten wir das Projekt auf die Lernenden der Nicht-Gesundheitsberufe aus sowie auf die Studierenden in der Pflege und Operationstechnik.
Feedbacks sind elementar wichtig, um uns weiterzuentwickeln. Zum einen führen wir Umfragen mittels digitaler Rückmeldetools durch. Aber wir haben auch einen Überblick über die Teilnahmequote an unseren Angeboten. Dann bestehen auch Lernzielerreichungs- und Lernüberprüfungsmöglichkeiten. Wir möchten uns zudem weiterentwickeln. Ziel ist es, den längerfristigen Bildungseffekt zu messen, indem wir unsere Mitarbeitenden zusätzlich nach 6 und nach 12 Wochen nochmals befragen.
Ich schätze die Zusammenarbeit im EHB-Rat sehr, in welchem Personen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen vertreten sind. Für mich ist es Auftrag und Anliegen, die Berufsbildung im Gesundheitswesen, auf nationaler Ebene und stellvertretend für das USZ zu vertreten und bei Bedarf Transparenz und Verständnis zu schaffen und sich auszutauschen. Vor diesem Hintergrund freue ich mich, dass beispielsweise Prof. Sabine Seufert von der Universität St.Gallen am Jahrestreffen aller Berufsbildenden und Bildungsverantwortlichen des USZ teilnehmen und zum Thema KI und Pädagogik referieren wird.
Mit der Einsetzung der Fachkommission Bildung hat H+ in der Berufsbildung klar an Profil gewonnen.
In meiner Wahrnehmung war früher wenig sichtbar, wie sich H+ in der Berufsbildung positionierte. Dies hat sich zwischenzeitlich geändert und H+ hat mit der Einsetzung der Fachkommission Bildung (FKB) unter der Leitung von Ines Trede klar an Profil gewonnen. Die FKB ist breit zusammengesetzt und dient dem Austausch zwischen den verschiedenen Berufen, aber auch über den «Röstigraben» hinweg. Sie ist eine Art Sounding-Board, um gemeinsame Haltungen zu entwickeln. Eine Entwicklungschance sehe ich insbesondere beim Thema Interprofessionalität. Hier gilt es, im Sinne einer systematischen Bestandesaufnahme, genauer hinzuschauen, was konkret bereits interprofessionell umgesetzt wird, um vermehrt voneinander zu lernen.
Michaela Key: Vom Pflegefach zur Bildungsleitung
Michaela Key ist seit über zwei Jahren Leiterin Bildung, Direktion Pflege & MTTB am USZ. Ursprünglich ist sie Pflegefachfrau. Während 20 Jahren hat sie in verschiedenen Versorgungsbereichen gearbeitet, auf der Intensivstation, in der Palliative Care und im Spitexbereich. Am USZ war sie selbst Berufsbildnerin und hat mittlerweile Kolleg:innen, die bei ihr Lernende und Studierende waren und nun selbst Berufsbildner:innen sind.
Beitragsbild: USZ (zvg)