Da ich Mitglied bei der Swissnoso bin, hatten wir bei den Mindestanforderungen bereits 2023 einige Massnahmen umgesetzt, die wir letztes Jahr weitergeführt und teils ausgebaut haben. Bei der CAUTI Surveillance, der Überwachung von Katheter-assoziierten Harnwegsinfektionen, konnten wir 2024 von einer primär händischen zu einer halbautomatisierten Datenerfassung übergehen. Die dadurch um knapp 20 Prozent eingesparte Arbeitszeit kann unsere Fachexpertin seither für konkrete Präventionsarbeit im Spital einsetzen.
Hier haben wir bereits 2023 mit der CAUTI-Intervention von Swissnoso begonnen. In diesem Bereich verfügen wir über Link-Nurses Infektionsprävention – Pflegefachpersonen, die als Verbindungsglied zum Spezialistenteam fungieren. Diese haben wir dafür geschult, CAUTI-Interventionen durchzuführen – anfangs auf der allgemeinen Medizin und seit 2024 auch in Teilen der chirurgischen Abteilungen.
Unser initiales Ziel war es, die Katheterliegedauer signifikant zu senken, was uns gelungen ist – weil wir in diesem Bereich nachweislich das grösste Problem im Vergleich zu anderen Spitälern hatten. Der positive Effekt beginnt sich im ganzen Spital zu zeigen. 2025 wollen wir auch die Privat- und die Notfallabteilung sowie die Intensivstation einbeziehen. Künftig wird es auch darum gehen, möglichst wenige Katheter einzulegen. Hier besteht noch Verbesserungspotenzial.
Bei der Prävention postoperativer Wundinfektionen sind wir zwar gut aufgestellt. Trotzdem haben wir uns vermehrt dem Wärmemanagement im OP-Saal angenommen, beispielsweise mit Wärmematten. Ziel ist es, dass die Patient:innen während der OP eine möglichst normale Körpertemperatur halten können. Dadurch entstehen neben anderen positiven Effekten weniger postoperative Wundinfektionen. Bereits 2023 haben wir ferner die Gruppe Antimicrobial Stewardship eingeführt, mit dem Ziel insbesondere Breitspektrum-Antibiotika gezielter einzusetzen. Auch diese Massnahme werden wir sicher weiterführen.
Das grösste Problem bei kleineren und mittleren Spitälern ist die Vorgabe der Strategie NOSO, bestimmte Infektionen um einen gewissen Prozentsatz zu senken. Bei unseren geringen Fallzahlen können wir kurz- bis mittelfristig keine statistisch korrekten Aussagen machen bzw. wir bewegen uns im statistischen Unsicherheitsbereich. Wir haben daher analysiert, in welchen Bereichen wir rasch mit statistisch soliden Effekten am meisten herausholen können. Dies war für die Motivation der Mitarbeitenden förderlich und war vor allem bei der CAUTI-Intervention der Fall.
Wir haben zuerst dort angesetzt, wo wir rasch nachweislich am meisten herausholen konnten.
Der Mangel an Fachexpert:innen auf dem Arbeitsmarkt war bislang für uns die grössere Herausforderung als die Finanzierung. Wir konnten jedoch immer alle Stellen besetzen. Was die Kosten einer Teilnahme an Swissnoso-Modulen anbelangt, möchte ich darauf hinweisen, dass sich dadurch die Arbeit der Spitäler stark erleichtert. Die Module sind durchdacht und müssen mit der Unterstützung von Swissnoso nur noch auf das eigene Haus angewendet werden. Ferner wird wichtiges Benchmarking möglich, um die eigene Situation im Gesamtkontext besser einordnen zu können.
Die Teilnahme an Swissnoso-Modulen lohnt sich, da sich dadurch die Arbeit der Spitäler stark erleichtert.
Fachexpert:innen für Infektionsprävention im Gesundheitsweisen. Hier ist gemäss meiner Erfahrung das Angebot auf dem Markt eindeutig kleiner als die Nachfrage. Um diesem Fachkräftemangel zu begegnen, gehen wir auf interessierte Mitarbeitende zu und ermöglichen ihnen eine fachspezifische Weiterbildung.
Es gelang uns, die Kommission für Infektionsprävention und die Spitaldirektion gut einzubeziehen und wir konnten aufzeigen, dass sich frühzeitiges proaktives Handeln lohnt. So haben wir die Mindestanforderungen schon früh erfolgreich umgesetzt und betreffend die Strategie NOSO waren wir schon vor zwei bis drei Jahren am Ball, wodurch wir beispielsweise an den Modulen CAUTI-Surveillance und CAUTI-Intervention in der Entwicklungsphase gratis teilnehmen konnten, weil das BAG die initiale Finanzierung übernommen hatte.
Ziel ist, dass die CAUTI-Intervention im ganzen Spital gelebt wird, der Aufwand für die Umsetzung sinkt und Personal frei wird, um einen nächsten Schritt in einem anderen Bereich zu machen.
Wir haben uns gezielt entschieden, solche Massnahmenkombinationen auf eine spezifische nosokomiale Infektion anzuwenden. Multimodal heisst in diesem Fall: Unterstützung durch die Spitalleitung, Schulung des Personals, Überwachung der Katheterraten und -Infektionen, verbindliche Indikationen zur Kathetereinlage und deren täglich Reevaluation sowie die Überwachung der Einlage. Das hat sich als wirkungsvoll erwiesen. Ziel ist, dass diese CAUTI-Intervention im ganzen Spital gelebt wird, der Aufwand für die Umsetzung sinkt und Personal frei wird, um einen nächsten Schritt in einem anderen Bereich zu machen.
Gerne möchte ich mehr darüber wissen, ob bei Lungenentzündungen, die sich im Spital ausserhalb der Intensivstation bilden können (nvHAP), ein signifikantes Verbesserungspotenzial besteht, um bei allfälligem Bedarf entsprechende Massnahmen einzuleiten.
Als positives Beispiel möchte ich die Kolleg:innen in der Romandie nennen, die eng zusammenarbeiten und einheitliche Richtlinien und Vorgehensweisen entwickelt haben. Es wäre sicherlich sinnvoll zu versuchen, auch in der Deutschschweiz mindestens kantonal oder optimalerweise auch regional gewisse Massnahmen im Präventionsbereich zu vereinheitlichen. Mir ist aber bewusst, dass dies nicht so einfach umsetzbar ist, auch weil in den Alters- und Pflegeheimen noch weniger Daten als in den Spitälern vorliegen.
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