Prof. Dr. med. Martin Fiedler, MBA, stand in einen lesenswerten Interview Urs P. Gasche von Infosperber Red und Antwort. Zur Sprache kam u. a. das Thema Qualitätsmessung mittels PROMs (Patient Reported Outcome Measures).
Nach dem Einsetzen von Knie- oder Hüftprothesen erfassen immer mehr Spitäler vor und nach der Operation und bis zu fünf Jahre nach dem Gelenkersatz mit standardisierten Patienten-Fragebögen, u. a. wie beweglich die Operierten wieder werden. Solche Fragebögen, PROMs genannt, verwenden Spitäler und Kliniken, um den vom Patienten, der Patientin wahrgenommenen Fortschritt einer Behandlung zu erfassen und Teilaspekte der Behandlungsqualität zu messen. Ziel ist es, die Qualität der Behandlung zu steigern, frühzeitig auf Probleme zu reagieren und die Kommunikation zwischen Ärzt:innen und Patient:innen zu verbessern.
Einsetzbar sind PROMs beispielsweise bei neuen Knie- oder Hüftgelenken, bei Wirbelsäulenoperationen, bei Herzoperationen, Dickdarmoperationen oder Organtransplantationen. Dabei sind Kombinationen von generischen¹ und krankheitsspezifischen Fragen möglich.
Laut Prof. Martin Fiedler werden PROMs heute in der Insel Gruppe dezentral in den jeweiligen Kliniken erfasst. Eine zentrale Koordination der verschiedenen Fragebögen werde im Rahmen des neuen Klinikinformations- und Steuerungssystems KISS des Software-Herstellers Epic geprüft. Beiliegend der PROM-Fragebogen, den die Wirbelsäulenchirurgie der Insel Gruppe verwendet.
Wichtig ist, dass man solche PROMs einführt und auswertet. Doch wir müssen in der Schweiz zu vergleichbaren Standardisierungen kommen. Das unterstütze ich voll und ganz.
Prof. Martin Fiedler
Urs P. Gasche weist im Interview darauf hin, dass die Hirslanden-Spitäler in Bern ein Prothetikzentrum eröffnet haben, wo die Behandlungsresultate mit international etablierten Fragebögen kontrolliert werden. Die Patient:innen füllen diese PROMs für künstliche Knie- und Hüftgelenke vor der Operation und bis fünf Jahre nach der Implantation eines Knie- oder Hüftgelenks mehrmals aus. Es stelle sich nun die Frage, weshalb das Inselspital nicht die gleichen PROMs verwendet, womit die Behandlungsqualität der Insel mit derjenigen des Hirslandenzentrums und anderer Spitäler verglichen werden könnte.²
Prof. Fiedler entgegnet: «Wichtig ist, dass Spitäler und Kliniken solche PROMs einführen und auswerten. Doch wir müssen in der Schweiz zu vergleichbaren Standardisierungen kommen. Das unterstütze ich voll und ganz. Beispielsweise beteiligt sich die Insel Gruppe am Pilotprojekt OpenPROMS, welches von der Eidgenössischen Qualitätskommission (EQK) finanziert ist (Pilotprojekt zur sektorübergreifenden Implementierung eines vollständigen, international etablierten und validierten PROMs-Sets für relevante Krankheiten und Operationen). Wobei klar ist, dass nicht alle Fragen bei allen Behandlungen sinnvoll sind und das Erfassen von vergleichbaren Daten sehr herausfordernd ist.»
Eine Harmonisierung auf nationaler Ebene wird angestrebt. Die EQK eröffnet in der zweiten Jahreshälfte 2024 die öffentliche Ausschreibung eines Mandates zur Harmonisierung von spezifischen PROMs nach Fachbereich unter Einbezug aller Betroffenen.
PROMs freiwillig in SIRIS Registern erfassen
Die SIRIS Stiftung dokumentiert in der Schweiz seit 2012 alle Knie- und Hüftprothesen in einem medizinischen Register. Die Spitäler und Kliniken, die diese Implantate einsetzen, liefern die Daten. Im Jahr 2021 wurde das Register SIRIS Wirbelsäule eingeführt und ab 2025 werden die Schulterprothesen ebenfalls in einem Register erfasst. Für alle SIRIS Register können Spitäler und Kliniken ab 2025 auf freiwilliger Basis PROMs erfassen.
1Generische PROMs beinhalten Fragen, welche die allgemeine Gesundheit und Lebensqualität von Patient:innen erfassen, unabhängig von einer spezifischen Krankheit.
2Teilweise kommen die gleichen Messinstrumente im Inselspital zum Einsatz (z. B. EQ-5D-5L, KOOS).
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