Immer mehr Menschen erreichen ein hohes Alter, während die Geburtenrate sinkt. 2050 dürften 2,67 Millionen Personen in der Schweiz über 65 Jahre alt sein – davon 1,11 Millionen über 80 Jahre. Diese Entwicklung hat grosse Auswirkungen auf die Pflegeheime, die sich auf eine zunehmende Nachfrage nach Langzeitpflege und Betreuung einstellen müssen.
Das bringt infrastrukturelle und personelle Herausforderungen mit sich: Pflegeheime müssen ihre Kapazitäten erweitern und gleichzeitig innovative Pflege- und Betreuungskonzepte entwickeln. Zudem ist eine verstärkte Zusammenarbeit mit ambulanten Diensten und deren Bezugspersonen erforderlich, um eine ganzheitliche Betreuung sicherzustellen.
Die spitalexterne Betreuung und Pflege spielt eine zentrale Rolle in der ambulanten Versorgung älterer Menschen in der Schweiz. Die Spitex stösst aber vermehrt an ihre Grenzen. Besonders bei schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen oder einer intensiven Betreuung ist die Spitex oft auf die Unterstützung durch Angehörige oder den Wechsel in ein Pflegeheim angewiesen. Zudem erfordert die zunehmende Komplexität der Fälle eine hohe Qualifikation und ausreichende personelle Ressourcen, was angesichts des Fachkräftemangels eine Herausforderung darstellt. Eine umfassende Betreuung – eine solche Betreuung kann ergänzend auch durch geschulte Freitätige oder Freiwillige, beispielsweise von Pro Senectute, niederschwellig geleistet werden – beinhaltet auch präventive Massnahmen und soziale Unterstützung, um Isolation und psychische Probleme zu verhindern.
Die Kosten in den letzten Lebensjahren sind eine bedeutende Herausforderung für das Gesundheitswesen. Ein Ansatzpunkt ist, präventive und frühzeitige Massnahmen zu fördern, um gesundheitliche Verschlechterungen zu vermeiden oder zu verzögern. Hier spielen die Beratung und Unterstützung durch Pro Senectute oder die Spitex eine wichtige Rolle. Diese können durch regelmässige Besuche und Gesundheitschecks frühzeitig auf physische und psychische Veränderungen reagieren.
Zudem müssen die Pflege- und Betreuungssysteme optimiert werden. Dies umfasst, Ressourcen effizient zu nutzen, Bürokratie abzubauen und integrierte Versorgungsmodelle zu fördern, die eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Gesundheitsdienstleistern sicherstellen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, die betreuenden Angehörigen durch finanzielle Unterstützung, Schulungen und Entlastungsangebote zu stärken, um die häusliche Betreuung und Pflege zu fördern und Pflegeheime zu entlasten. Eine ganzheitliche Betreuung, welche medizinische, soziale und psychische Aspekte berücksichtigt, trägt dazu bei, die Lebensqualität zu verbessern und gleichzeitig die Kosten zu kontrollieren. Fehlende finanzielle Mittel führen zu vorzeitigen Heimeintritten.
Mehr als 95 Prozent der über 65-Jährigen leben zu Hause. Nur ein kleiner Teil davon ist auf Unterstützung im Alltag angewiesen: Wie eine repräsentative Umfrage im Auftrag von Pro Senectute Schweiz ergab, werden Betreuungsleistungen häufiger in Anspruch genommen als Pflegeleistungen: 8,3 Prozent der Befragten beziehen Betreuungsdienstleistungen, 6,3 Prozent Pflegeleistungen und 10,7 Prozent beides.
Der zentrale Unterschied zwischen Pflege und Betreuung ist: Pflege ohne Betreuung ist nicht möglich, Betreuung ohne Pflege hingegen schon. Im Vergleich zu Leistungen der Pflege werden solche der Betreuung jedoch nicht von der Krankenkasse übernommen. Ärmeren Senior:innen fehlen oft die finanziellen Mittel, um die nötige Betreuung zu finanzieren. Dies kann dazu führen, dass Betroffene früher in ein Alters- und Pflegeheim ziehen müssen, obschon sie nicht pflegebedürftig sind.
Um den steigenden Bedarf an Betreuung im häuslichen Umfeld zu decken, beabsichtigt der Bundesrat das Bundesgesetz über Ergänzungsleistungen zur Alters-, Hinterlassenen- und Invalidenversicherung (ELG) anzupassen, um Betreuungsleistungen zu Hause neu über die Ergänzungsleistungen (EL) mitzufinanzieren. Das trägt dazu bei, ältere Personen mit geringen finanziellen Mitteln zu entlasten und den Bedarf an Betreuungsleistungen zu decken. Indem sie kostspielige, verfrühte Heimeintritte vermeidet, entlastet eine solche Änderung des ELG auch die öffentliche Hand.
Auch Pro Senectute bereitet sich intensiv auf die steigende Nachfrage vor, passt das Angebot gezielt an und fördert die Weiterbildung. So bietet die Altersorganisation eine Vielzahl von Dienstleistungen an, um ältere Menschen zu Hause zu unterstützen. Dazu gehören Mahlzeitendienste sowie Besuchs- und Begleitdienste, die soziale Kontakte fördern und Einsamkeit verhindern. Zudem bietet Pro Senectute administrative und digitale Unterstützung, um ältere Menschen bei der Bewältigung des Alltags zu entlasten und ihre Selbstständigkeit und Selbstbestimmung zu stärken.
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