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10. Dezember 2024

Background

Physician Associates Switzerland

Physician Associates – die Neuen im Spital stellen sich vor

Ein neues Berufsbild hält Einzug in den medizinischen Teams von Spitälern und Kliniken: Physician Associates. Die Klinischen Fachspezialist:innen sollen Ärzt:innen entlasten und somit Kosten einsparen.
Competence Claudia Wyss

Autorin

Claudia Wyss

Geschäftsstellenleiterin, Physician Associates Switzerland

info@physician-associates.ch

Die aktuellen Herausforderungen im Spitalalltag sind bekannt: Es fehlt an Personal in der Pflege und im Ärztlichen Dienst, es fehlt an Zeit für die Patient:innen und oftmals auch für die Weiterbildung der Assistenzärzt:innen. Ein Hoffnungsträger, um diese Herausforderungen anzugehen, ist das relativ neue Berufsbild der Physician Associates, kurz PAs – in der Schweiz besser bekannt als «Klinische Fachspezialist:innen» (mehr Infos www.physician-associates.ch).

PAs sind in den allermeisten Disziplinen einsetzbar. Sie übernehmen auf Delegation und anfänglich supervisiert ärztliche Routineaufgaben.

Sie blicken im internationalen Kontext auf eine lange Geschichte zurück: Russische Sanitätssoldaten, am Ende ihrer militärischen Laufbahn angelangt, wurden bereits im 18. Jahrhundert eingesetzt, um dem Ärztemangel entgegenzuwirken. Seit den 1930er-Jahren arbeiteten PAs in den USA komplementär zu den Ärzt:innen. Sie übernahmen Routinearbeiten, um Ärzt:innen zu entlasten, in der Folge entstanden erste Ausbildungsprogramme.

Pilotprojekt am Kantonsspital Winterthur

Um die Jahrtausendwende hielt der Beruf auch in Europa Einzug. 2014 wurde ein Pilotprojekt am Kantonsspital Winterthur lanciert und zusammen mit der ZHAW ein CAS entwickelt, der schon wenig später zu einem MAS ausgebaut wurde. Zudem wird im Kanton Zürich aktuell die Einführung eines PA-BSc diskutiert, der eine Vergleichbarkeit der Ausbildung mit internationalen Standards erlauben würde.

PAs sind Bindeglied zwischen Pflege, Ärzt:innen und Patient:innen. Sie fördern die interprofessionelle Kommunikation und tragen so zu einer gesteigerten Versorgungsqualität bei.

Entgegen ihren historischen Anfängen arbeiten PAs in der Schweiz aus Tarifgründen bislang hauptsächlich im stationären Sektor. PAs sind in den allermeisten Disziplinen einsetzbar. Sie übernehmen auf Delegation und anfänglich supervisiert ärztliche Routineaufgaben. Aktuell bringt die Mehrheit der CAS/MAS-Absolvent:innen eine pflegerische Vorausbildung mit.

PAs sind Bindeglied zwischen Pflege, Ärzt:innen und Patient:innen. Sie fördern die interprofessionelle Kommunikation und tragen so zu einer gesteigerten Versorgungsqualität bei. Dadurch, dass sie anders als Assistenzärzt:innen kein Curriculum durchlaufen, bringen sie Kontinuität auf die Station und sind gerade für junge Assistenzärzt:innen wertvolle Begleiter:innen. Richtig eingesetzt können PAs Ärzt:innen entlasten. Somit können Kosten gespart werden.

Notwendige gesetzliche Reglementierung

Hinderlich für die weitere Verbreitung des Berufs in der Schweiz ist die fehlende gesetzliche Reglementierung. Die FMH und der Verband Physician Associates Switzerland PAS setzen sich gemeinsam mit weiteren Stakeholdern dafür ein, dass Klarheit geschaffen wird.

Da PAs anders als Assistenzärzt:innen kein Curriculum durchlaufen, bringen sie Kontinuität auf die Station.

Wichtigster Baustein, damit trotz fehlender Regulierung die Qualität stimmt, ist gemäss PAS der Kompetenzkatalog in Kombination mit dem Delegationsvertrag. So wird sichergestellt, dass jede:r PA ausschliesslich Aufgaben übernimmt, für die sie oder er die benötigten Skills besitzt und die Haftungsfrage wird geklärt. Künftig soll zu diesem Zweck mit EPAs (Entrustable Professional Activities) gearbeitet werden.

Die Erfahrungen anderer Länder zeigen, dass PAs eine Bereicherung für das Gesundheitswesen sind. Es bleibt zu hoffen, dass die Rahmenbedingungen für eine breitere Einführung in der Schweiz rasch geschaffen werden können.

Beitragsbild: Eine Physician Associate bei der Arbeit im Spital (Foto zvg. www.physician-associates.ch).

   

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