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8. April 2025

Focus

H+ Beitrag

Patientenpfade: Integrierte Patientenversorgung als Ziel

Während klinische Behandlungspfade sich oft auf einen einzelnen Spitalaufenthalt beschränken, decken Patientenpfade die gesamte Versorgungskette ab. Für Patient:innen sind gut funktionierende Patientenpfade unerlässlich. Patient:innen fordern eine stärkere interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Competence Manuela  Ocaña

Autorin

Manuela Ocaña

Fachverantwortliche Qualität und Patientensicherheit, H+ Die Spitäler der Schweiz

manuela.ocana@hplus.ch

Der Patientenpfad umfasst alle erforderlichen medizinischen Massnahmen, Termine sowie die Koordination unter den verschiedenen Leistungserbringern. Während klinische Behandlungspfade sich oft auf einen einzelnen Spitalaufenthalt beschränken, decken Patientenpfade die gesamte Versorgungskette ab. Der Patientenpfad bildet die Grundlage einer koordinierten Behandlung und strukturiert den Behandlungsprozess von der ersten Kontaktaufnahme bis zur Entlassung oder langfristigen Nachsorge. Diese Schritte des Patientenpfades werden in der Regel auf das bestehende Krankheitsbild oder die Behandlungssituationen abgestimmt.

Der Patientenpfad bildet die Grundlage einer koordinierten Behandlung und strukturiert den Behandlungsprozess.

Der Einbezug der Patient:innen und die organisatorische Struktur sind zentrale Pfeiler für die erfolgreiche Umsetzung. Die Schweizerische Patientenorganisation (SPO) fordert eine bessere interdisziplinäre Zusammenarbeit insbesondere in Anbetracht der zersplitterten Patientenprozesse, bedingt durch die zunehmende Spezialisierung in der Medizin.¹

Wichtigkeit der Patientenpfade auf nationaler Ebene

Der Bundesrat hat diese Kritik aufgenommen und die Patientenpfade in seine Strategie zur Qualitätsentwicklung in der Krankenversicherung² und den daraus abgeleiteten Vierjahreszielen zur Qualitätsentwicklung 2025–2028 verankert.³ Besonderen Wert legt er darauf, dass die Patient:innen in die Planung und Entscheidungsfindung einbezogen sowie ihre Erfahrungen berücksichtigt werden.

Die SPO fordert eine bessere interdisziplinäre Zusammenarbeit insbesondere in Anbetracht der zersplitterten Patientenprozesse.

Ebenso in die Strategie aufgenommen hat der Bundesrat Massnahmen zur Behebung der mangelnden interdisziplinären Zusammenarbeit und bezüglich der Fragmentierung der Patientenprozesse. Die Vierjahresziele bilden die Grundlage für die im Art. 58a KVG geforderten Qualitätsverträge zwischen den Verbänden der Leistungserbringer und Versicherer. Konkret gefordert wird: «Die Qualitätsvertragspartner richten die Qualitätsverträge an den aktuellsten Erkenntnissen und Best Practices in Bezug auf die Zusammenarbeit, Behandlungspfade und die Art und Weise der Interaktion zwischen Patient:innen und Gesundheitsfachpersonen aus.»

Patientenpfade im Qualitätsvertrag von H+

H+ hat mit santésuisse und curafutura (neu: prio.swiss) sowie mit der Medizinaltarif-Kommission UVG (MTK) entsprechende Qualitätsverträge zur einheitlichen und transparenten Qualitätsentewicklung in Spitälern und Kliniken vereinbart. Der Qualitätsvertrag nach Art. 58a KVG (QV58a) ist seit dem 22. Mai 2024 in Kraft.

Viel Wert wird darauf gelegt, dass die Patient:innen besser in die Planung und in Entscheidungsprozesse einbezogen werden.

Wie gehen die Vertragspartner mit dem Thema Patientenpfade um? Eine grosse Herausforderung entsteht durch die Struktur der Qualitätsverträge. Jeder Leistungserbringerverband verhandelt einen eigenen Qualitätsvertrag mit dem Versichererverband. Das führt dazu, dass nahezu 20 unterschiedliche Qualitätsverträge für verschiedene Gruppen wie Ärzt:innen, Physiotherapeut:innen oder Apotheker:innen entstehen werden. Dies erschwert das übergeordnete Ziel, den Behandlungspfad über alle Leistungserbringer interdisziplinär festzusetzen, zu koordinieren und Massnahmen zur Verbesserung der Behandlungspfade auszuarbeiten und umzusetzen. Die von Patient:innen und Patientenorganisation kritisierte Fragmentierung bleibt bestehen.

Eine grosse Herausforderung entsteht durch die Struktur der Qualitätsverträge.

Die Qualitätsvertragspartner sind sich der Problematik bewusst. Qualitätsverbesserungsmassnahmen im QV58a für Spitäler werden nicht berufsspezifisch ausgearbeitet, sondern immer interdisziplinär und mit Perspektive auf den gesamten Prozess. Auch die Schnittstellenthematik innerhalb der Spitäler und Kliniken und gegen aussen mit ambulanten Leistungserbringern wird im Rahmen der Qualitätsverbesserungsmassnahmen angegangen.

Lösungsansätze im Qualitätsvertrag

Konkrete nach QV58a für Spitäler anerkannte Qualitätsverbesserungsmassnahmen wie ClassIntra oder proaktives Austrittsmanagement (in Erarbeitung) setzen wichtige Impulse, um die Prozesse effizient, patientenzentriert und interprofessionell zu gestalten. Zudem haben sich die Qualitätsvertragspartner verpflichtet, die Qualitätsverträge anderer Leistungserbringer zu prüfen und Bestimmungen, wo sinnvoll, auch für den QV58a der Spitäler zu übernehmen. Im Gegenzug erwartet H+ von den Vertragspartnern im ambulanten Setting, dass sie diese Prüfung auch in den heute noch ausstehenden Qualitätsverträgen für ambulante Leistungserbringer vorsehen. Eine Koordination zwischen den einzelnen Leistungserbringern zum Wohl und zur Sicherheit der Patient:innen kann auf diese Weise sichergestellt werden.

Die Qualitätsvertragspartner haben sich verpflichtet, die Qualitätsverträge anderer Leistungserbringer zu prüfen und Bestimmungen, wo sinnvoll, auch für den QV58a der Spitäler zu übernehmen.

Ziel ist eine integrierte Patientenversorgung

Mit der Einführung eines ersten ambulanten Qualitätsvertrags wird sich zeigen, ob und wie eine bessere Vernetzung zwischen den einzelnen Leistungserbringern ermöglicht und gelebt werden kann. Die Herausforderung bleibt, diese Ansätze konsequent umzusetzen und weiterzuentwickeln, um die von allen Seiten geforderte und dringend notwendige integrierte Patientenversorgung sicherzustellen.

1Berchtold, P., Gedamke S., Schmitz Ch. (2020). Quality through patients’ eyes. Zürich: Schweizerische Patientenorganisation

2www.bag.admin.ch/dam/bag/de/dokumente/nat-gesundheitsstrategien/qualitaetsstrategie-kk/qualitaetsstrategie-krankenversicherung.pdf.download.pdf/BAG_Qualit%C3 %A4tsstrategie_DE.pdf

3www.bag.admin.ch/dam/bag/de/dokumente/nat-gesundheitsstrategien/qualitaetsstrategie-kk/ziele-br-qualitaetsentwicklung-2025-2028.pdf.download.pdf/Ziele_des_Bundesrates_zur_Qualit%C3 %A4tsentwicklung_OKP_2025-2028_DE.pdf

4Zitat S. 14 aus den Vier-Jahreszielen

5www.hplus.ch/de/qualitaet/qualitaetsvertrag

Beitragsbild: Canva

   

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