Die finanzielle Verfassung der Schweizer Gesundheitsinstitutionen steht im Fokus der Studie von KPMG, die auf Daten von 48 Spitälern, Rehabilitationskliniken und psychiatrischen Kliniken sowie Einschätzungen von 28 CFOs basiert. Zudem wurden 8 CEOs zu ihren Zukunftsansichten befragt.
Im Jahr 2023 verzeichneten die untersuchten Spitäler eine durchschnittliche EBITDA-Marge von 1,8 Prozent. Langfristig die angestrebten 10 Prozent EBITDA-Marge zu erreichen, sehen 96 Prozent der befragten CFOs als unrealistisch an, wodurch auch die Finanzierung des Kapitalbedarfs der nächsten fünf Jahre von rund 4,5 Milliarden Franken gefährdet ist.
Besorgniserregend ist zudem, dass 70 Prozent der untersuchten Gesundheitsinstitutionen Verluste erlitten – den kumulierten Verlust für 2023 schätzt KPMG folglich auf rund eine Milliarde Franken. Haupttreiber für die Entwicklung waren erneut die Personalkosten.
Zwar wird laut Umfrage eine leichte Verbesserung der EBITDA-Marge um 0,6 Prozentpunkte für 2024 und 2025 prognostiziert; die befragten CFOs sind in ihrer Einschätzung der künftigen Entwicklung jedoch stark gespalten: Nur rund die Hälfte der befragten Institutionen erwarten eine Verbesserung. Im Umkehrschluss geht rund die Hälfte der Institutionen davon aus, nicht in angemessener Weise strategisch und operativ auf die aktuellen Herausforderungen reagieren zu können.
90 Prozent der befragten CFOs halten eine Umstrukturierung der Versorgungslandschaft für notwendig, wobei drei Viertel der Institutionen bei den Leistungen auch vermehrt Kooperationen und Hybridmodelle anstreben.
In Konsequenz wandeln sich Institutionen, welche ein Hybridmodell anstreben, zu Spitalgruppen mit medizinischen Zentren für spezialisierte Behandlungen und dezentralen Einheiten für die Grundversorgung. Nach Auffassung von KPMG werden auf diese Weise künftig sowohl eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung als auch die Entwicklung tragfähiger Betriebsstrukturen gewährleistet.
Da dies eine Abkehr von Stand-alone-Organisationen darstellt, geht damit auch eine Überprüfung des Leistungsangebotes und eine Neuausrichtung einzelner Standorte einher. Entsprechende Leistungserbringer fokussieren zudem auf die Gestaltung regionaler Versorgungsräume, integrieren weitere Organisationen in ihre Behandlungspfade und bauen neue, zukunftsweisende Versorgungsangebote wie Hospital at Home-Angebote auf. Des Weiteren lassen sich auch auf betrieblicher Ebene standort- und bereichsübergreifend Synergieeffekte erzielen. So können Unterstützungsfunktionen effizienter organisiert, Schnittstellen durch Datenaustausch optimiert oder Digitalisierungsvorhaben erleichtert werden.
Effizienzsteigerungen, verbesserte finanzielle Führung sowie Digitalisierung sind die meistgenannten strategischen Themen, welche die Institutionen beschäftigen. Als Schlüssel, um die künftigen Herausforderungen zu bewältigen, sieht KPMG betriebliche Innovationen im Verbund mit Investitionen, die konsequent auf operative Effizienzsteigerungen ausgerichtet sind. Leistungserbringer müssen dabei unter Mitberücksichtigung ihrer spezifischen Rahmenbedingungen vermehrt gemeinsam Lösungen entwickeln.
Beitragsbild: Eine klare Mehrheit der befragten Institutionen strebt vermehrte Kooperationen und Hybridmodelle an im Sinne einer Abkehr von Stand-alone-Organisationen (Foto: Canva.com).