«Cleveres Leadership kann Machtsysteme transformieren, dass sie dem Gemeinwohl dienen und Menschen anziehen, die sich nicht von Natur aus zur Macht hingezogen fühlen, die aber sehr gut darin sein könnten, Macht auszuüben», sagte Assoc. Prof. Brian Klaas vor den Teilnehmenden des SVS-Kongresses 2022 in Luzern. Er hatte 500 mächtige Menschen – von CEOs bis zu Despoten – zum Thema Macht interviewt.1
Die Konkurrenz um Ressourcen – ein Grundprinzip der Biologie – erforscht Prof. em. Michael Taborsky. Die klar erfolgreichste Strategie in diesem Wettstreit sei das Teilen, jedoch unter der Bedingung, dass sich überlappende Interessen bestünden. Taborsky wies in seinem Referat auch auf die generalisierte Reziprozität hin, die bei Menschen und bei Tieren zu beobachten sei: «Wenn Sie Hilfe erhalten, macht dies Sie für eine gewisse Zeit generell hilfsbereiter».
In einem inspirierenden Referat betonte der Bischof von Chur, Joseph Maria Bonnemain, dass der Mensch Beziehung ist. Es sei wichtig, immer mit folgender Einstellung in Dialoge zu treten: «Jeder andere ist eine Bereicherung für mich!» Mit diesem Bewusstsein werde jede Diskussion zu einer Entdeckungsreise.
Problemlösung erfordert Grenzüberschreitungen. Dazu braucht es Mut und Willen. «Der Dialog vermag alle menschlichen Grenzsetzungen zu relativieren», erklärte Prof. em. Gerd Folkers und fügte an: «Die Grenzen setzen wir uns selbst, im Kopf.»
Petra Gössi, von 2016 bis 2021 Präsidentin der FDP. Die Liberalen Schweiz, fragte die Spitaldirektor:innen: «Wer von Ihnen war 2021 mit dem Gesundheitsdirektor und dem Finanzdirektor Ihres Kantons bei einem informellen Essen?» Neben solcher Beziehungspflege sei es wichtig, am richtigen Ort und so früh wie möglich im Prozess zu intervenieren. Beim Schmieden von Allianzen gelte es, die eigenen Interessen und jene des Gegenübers genau zu kennen, um dann im Gespräch den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden.
Der Harvard zertifizierte Negotiator Mihai Isman fragte in die Runde: «Was bedeutet ’Verhandlung’?» Seine Antwort: «Mehrwert schaffen und Mehrwert aufteilen.» Er empfahl, sich zu fragen: «Würde ich es ohne den Verhandlungspartner überleben?» Das helfe, am Anfang in der eigenen Position klar und stark zu sein (Konfrontation) und danach zu kooperieren (nicht umgekehrt), um eine langfristige Lösung zu finden mit welcher beide einverstanden sind.
Abgerundet wurde der Kongress mit drei parallelen Workshops, so auch zum Thema «Verhandeln um Ressourcen – Lösungsmöglichkeiten und erfolgversprechende Strategien». In diesem Workshop, den Mihai Isman zusammen mit Michael Taborsky leitete, forderten die beiden die Teilnehmenden u. a. zum paarweisen Armdrücken auf, um zu demonstrieren, wie Druck zu Gegendruck führen kann. Zwei Workshop-Teilnehmende beschlossen in der Folge gemeinsam, die Spielregeln für sich zu ändern und zu kooperieren anstatt zu kämpfen – mit je über 60 Siegen! Im abschliessenden Plenum kamen folgende Gesundheitsexperten zu Wort:
Beitragsbild: Vorne v.l.n.r.: Assoc. Prof. Brian Klaas, Nationalrätin Petra Gössi, Nanda Samimi (Präsidentin SVS), Joseph Maria Bonnemain (Bischof von Chur). Hintere Reihe v.l.n.r.: Prof. em. Gerd Folkers, Mihai Isman und Prof. em. Michael Taborsky (Foto: Christian Lanz).