Ärzt:innen verbringen etwa die Hälfte ihrer Arbeitszeit mit IT-Systemen, vor allem für Informationssuche und Dokumentation. Das Universitätsspital Basel (USB) setzt neu künstliche Intelligenz (KI) im Praxisalltag ein, um das Personal bei diesen Aufgaben zu unterstützen.
Gesundheitsdaten von Patient:innen lagen bislang in den spezialisierten IT-Systemen der einzelnen Abteilungen – von Radiologie über Pathologie bis hin zum Labor – und meist in Form von Freitext vor. Das USB hat mit einem Clinical Data Warehouse zunächst die technische Basis geschaffen, diese fragmentierten Daten zu vereinheitlichen.
Mit dem Einsatz von LLMs können diese KI-Systeme medizinische Freitexte verstehen und die relevanten Informationen aufbereiten. Was früher stundenlange manuelle Zusammenstellung erforderte, geschieht nun in Sekundenschnelle.
Eine interne Studie zeigte, dass die Empfehlungen der Large Language Models (LLMs) in 97 Prozent der Fälle mit den Entscheidungen interdisziplinärer Tumorboards übereinstimmen.
In der Prostatakrebsbehandlung evaluiert das Team um PD Dr. Wetterauer das System bereits, um auf Basis evidenzbasierter Leitlinien Therapieoptionen anzuzeigen.
Das USB nutzt ein leistungsstarkes GPU-Cluster, das eine komplett lokale Verarbeitung sensibler Patientendaten ermöglicht. Dies liegt im Rahmen der Vorgaben des neuen Datenschutzgesetzes der Schweiz. Eine eigens entwickelte Governance-Struktur stellt die Einhaltung ethischer und sicherheitsrelevanter Anforderungen sicher.
Die LLM-Technologie wird derzeit in der Onkologie, Dermatologie, Psychosomatik, Pathologie und Radiologie getestet. Die breite Beteiligung unterschiedlicher Abteilungen zeigt die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten der Technologie, von der Diagnostik bis zur Optimierung administrativer Prozesse. Erkenntnisse aus diesen Projekten könnten wegweisend für den gesamten Gesundheitssektor sein.
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