Der Leiter des Centre Médico-Psychiatrique (CMP) im Kanton Jura, Dr. Serge Mertens, beobachtet einen wachsenden Druck auf das System. «Die Krise in der Psychiatrie ist real. Die Rekrutierung von Kinder- und Jugendpsychiater:innen ist äusserst schwierig», sagt er. Die Nachfrage steige explosionsartig, insbesondere bei Jugendlichen. Um darauf zu reagieren, komme ein mobiles Team in Schulen und Familien zum Einsatz: «Ziel ist es, Situationen zu entschärfen, bevor sie kritisch werden und auf der Notfallstation eines Spitals enden.»

Im Jura geht ein mobiles Team in Schulen und Familien, um Situationen zu entschärfen, bevor sie kritisch werden.
Das CMP deckt das gesamte Kantonsgebiet ab. Im Jura gibt es jedoch keinerlei eigene Betten für stationäre Einweisungen aufgrund psychiatrischer Erkrankungen. «Fahrten in andere Kantone sind im Krisenfall nicht ideal», erklärt der Experte. Der Beitritt der Gemeinde Moutier in den Kanton Jura 2026 könne die Situation verbessern. Serge Mertens kritisiert auch die schwerfälligen administrativen Abläufe: «Manchmal verbringen wir mehr Zeit damit, Berichte auszufüllen als Patient:innen zu behandeln. Das ist nicht mehr tragbar.»
Immer mehr Menschen trauen sich, Ärzt:innen aufzusuchen – ein ermutigendes Zeichen.
Trotzdem bleibt er optimistisch: «Immer mehr Menschen trauen sich, Ärzt:innen aufzusuchen – ein ermutigendes Zeichen.» Er erinnert daran, dass die Psychiatrie im Dienst der Menschen auf vernetzte Arbeit angewiesen ist. Daher widmet der Kanton Jura der psychischen Gesundheit einen jährlichen Gedenktag, um die Zusammenarbeit und den Dialog zu fördern.