Medizinische Behandlung, Pflege und Betreuung von Menschen mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen stellen im ambulanten und stationären Bereich grosse Herausforderungen für die Betroffenen selbst, für ihre Betreuungspersonen sowie für Fachpersonen dar. Gerade im Spital ergeben sich an der Schnittstelle zur Heimbetreuung oder der ambulanten Nachversorgung besondere Stolpersteine.
Um Fachpersonen zu unterstützen und gleichzeitig Menschen mit einer Behinderung eine gute Versorgungsqualität zu gewährleisten, hat die Stiftung Dialog Ethik mit zahlreichen Praxispartnern von Sommer 2020 bis Frühjahr 2023 ein umfangreiches interprofessionelles und interorganisationales Forschungsprojekt durchgeführt. Dieses wurde von der Stiftung Cerebral, der Linsi Foundation, dem Swisslos-Lotteriefonds für gemeinnützige Zwecke im Kanton Luzern, dem Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (EBGB) und der Bundesagentur Innosuisse finanziert.
Ziel des Projektes war es, Vorschläge für Praxisinstrumente und -konzepte zu erarbeiten, um die Leistungserbringung zu verbessern und die Fachpersonen zu entlasten. In Interviews, Fokusgruppendiskussionen und Befragungen konnte gezeigt werden, dass im Spital der Zeitmangel bei der Behandlung und Pflege von Menschen mit Behinderungen ein grosses Problem darstellt. Dringend notwendig ist aus Sicht der Befragten, in Spitälern ein standardisiertes Aufnahme- und Entlassungsmanagement für Menschen mit Behinderungen sowie ein Instrument für die stellvertretende gesundheitliche Vorsorgeplanung für Menschen ohne Urteilsfähigkeit zu schaffen. Ebenso wünscht das Spitalpersonal Rundtischgespräche und ethische Fallbesprechungen wie auch eine geschulte Ansprechperson für Patient:innen mit einer Behinderung und für ihre Betreuungspersonen sowie für die Mitarbeitenden im Spital.
Das Studienteam erarbeitete Vorschläge für 14 Begleitungs-, Schulungs- und Unterstützungsinstrumente und -konzepte. Diese Vorschläge beinhalten neben den erwähnten Ansätzen insbesondere spezifische Fortbildungen des Fachpersonals, Vorgaben für die Therapieplanung und für Schnittstellen sowie eine Online-Informations- und Austauschplattform.
Info: www.dialog-ethik.ch/inklusive-medizin
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