Suizidprävention, ASSIP Home Treatment, UPD Bern, Gesundheitsförderung Schweiz
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3. April 2023

Psychiatrie

Home Treatment als Chance

Für Personen nach einem Suizidversuch steht in Bern eine wirksame Kurztherapie auch zu Hause zur Verfügung. In der Akutpsychiatrie bauen die UPD Bern das Home Treatment für Kinder und Jugendliche und künftig auch in der Alterspsychiatrie mit einer einheitlichen Finanzierung auf Basis von ambulanten Pauschalen aus.
Competence Martina Greiter

Autorin

Martina Greiter

Redaktorin Competence deutsche Schweiz

martina.greiter@hplus.ch

Die Kurztherapie ASSIP® (Attempted Suicide Short Intervention Program) für Menschen nach einem Suizidversuch wird seit Oktober 2021 auch ausserhalb der Sprechstunde der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der UPD Bern als Home Treatment angeboten. Hierzu ist kürzlich ein informatives Erklärvideo erschienen. Dieses Projekt wird mit 1,5 Millionen Franken über vier Jahre von der Gesundheitsförderung Schweiz unterstützt und von Dr. phil. Anja Gysin-Maillart und Prof. Dr. med. Sebastian Walther geleitet.

Die Kurztherapie ASSIP® reduziert das Risiko weiterer suizidaler Handlungen um 80 Prozent bei lediglich drei bis vier Sitzungen.

Mit ASSIP Home Treatment können Menschen erreicht werden, die bisher keinen Zugang zur ASSIP-Sprechstunde hatten, zum Beispiel Menschen mit körperlichen Einschränkungen der Mobilität oder mit starker Scham. ASSIP reduziert das Risiko weiterer suizidaler Handlungen um 80 Prozent bei lediglich drei bis vier Sitzungen.

In der nächsten Stufe des ASSIP Home Treatment Projektes werden die Erfahrungen aus Bern in den Kanton Zürich sowie in die Romandie, nämlich zuerst in die Kantone Waadt und Neuenburg übertragen.

Im Kanton Zürich läuft ferner bis Ende 2024 das Projekt «AdoASSIP – Prävention von Suizidversuchen und Suiziden bei Adoleszenten».

Die Kurztherapie ASSIP ist kein Ersatz für eine längerfristige Therapie, sondern ein spezifisches klinisches Angebot, um die Hintergründe von suizidalen Krisen zu klären und vorbeugende Massnahmen zu erarbeiten.

UPD: Ausbau der psychiatrischen Akutbehandlung zu Hause

Ende März 2023 haben die Universitären Psychiatrischen Dienste Bern (UPD) mitgeteilt, dass sie ihr Angebot für Kinder und Jugendliche mit stationsersetzender Behandlung zu Hause ausbauen und dies auch in der Alterspsychiatrie planen. Die Patient:innen können während der Behandlung im gewohnten Umfeld bleiben.

Mit einer 55 Prozent-Beteiligung durch den Kanton und einer 45 Prozent-Beteiligung durch die Versicherung konnten beim akutpsychiatrischen Home Treatment die Unterschiede bei ambulanten und stationären Finanzierungen gelöst und die Kosten für alle Träger deutlich gesenkt werden.

Meilenstein einer einheitlichen Finanzierung

Die UPD entwickelte zusammen mit Tarifsuisse und dem Kanton Bern ein innovatives Tarifmodell auf Basis ambulanter Pauschalen, welches das stationäre Finanzierungsmodel in den stationsersetzenden Bereich überträgt. Mit der Kostenteilung einer 55 Prozent-Beteiligung durch den Kanton und einer 45 Prozent-Beteiligung durch die Versicherung konnten die problematischen Unterschiede bei ambulanten und stationären Finanzierungen gelöst und in der Summe die Kosten für alle Träger sogar deutlich gesenkt werden.

Mit diesem neuen Tarif ist der Weg für eine einheitliche Finanzierung ambulanter und stationärer Kosten geebnet, was im Endeffekt einer hürdenfreieren Patientenversorgung zugutekommt. Tarifsuisse und die Gesundheits-, Sozial- und Integrationsdirektion des Kantons Bern (GSI) stimmten dem neuen Tarif für das Jahr 2023 zu, der jährlich neu mit dem GSI verhandelt wird.