Competence Readtime2 min
13. Februar 2024

Finanzielle Situation der Spitäler

Es geht um Anreize

Um das Know-how privater Spitäler vermehrt in öffentlichen Spitälern zu nutzen und Leistungen kosten­günstiger bei mindestens vergleichbarer Qualität anzubieten, müssen die Anreize verändert werden.
Competence Daniel Liedtke

Autor

Daniel Liedtke

CEO Hirslanden-Gruppe

info@hirslanden.ch

In Deutschland wurden nach Einführung des DRG-Systems zahlreiche öffentliche Spitäler privatisiert. Allerdings wurde diese Privatisierung nicht durch die Einführung des DRG-Systems getrieben. Die öffentliche Hand war schlicht nicht mehr bereit, die nötigen finanziellen Mittel zum Erhalt der Spitalinfrastruktur bereitzustellen. Diese Haltung gewinnt nun auch in der Schweiz immer mehr an Zustimmung.

Wichtige Zukunftsinvestitionen kommen zu kurz

Bund und Kantone sind vermehrt nicht mehr bereit, die finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen, um die hohe Qualität der Versorgung aufrechtzuerhalten. Das Resultat: Investitionen in die Digitalisierung und Ambulantisierung, die mit einer zukünftigen Kosteneinsparung einhergehen, bleiben aus. Zwar haben die privaten Spitalbetreiber das Know-how und die Betriebsmodelle, medizinische Leistungen kostengünstiger bei mindestens vergleichbarer Qualität anzubieten. Dieser Managementvorsprung wird jedoch nicht ausreichen, die politisch gewollte Unterfinanzierung im Schweizer Gesundheitswesen zu kompensieren.

Wer will, dass das Know-how erfolgreicher Leistungserbringer vermehrt in öffentlichen Spitälern genutzt werden kann, sei es über Kooperationen, Betriebsübernahmen oder Beteiligungen, muss die finanziellen Anreize und die politischen Rahmenbedingungen unter anderem wie folgt verändern:

  • Faire Vergabe von Leistungsaufträgen und gemeinwirtschaftlichen Leistungen: Das Submissionsrecht muss bei der Vergabe von Leistungsaufträgen und gemeinwirtschaftlichen Leistungen vollumfänglich gelten. Damit wird die Qualität steigen und werden die Kosten sinken; bei den privaten wie bei den öffentlichen Spitälern.
  • Belohnung von Qualität, Patientenzufriedenheit und Effizienz: Der Nachweis und Vergleich von transparenten, verständlichen und sektorenübergreifenden Qualitätsindikatoren im Schweizer Gesundheitswesen soll mit positiven Anreizen gezielt gefördert werden. Damit würden wir uns stärker an den Patientenergebnissen orientieren, anstatt an der Anzahl der erbrachten Leistungen.
  • Ambulantisierung durch gezielte temporäre Belohnung fördern: Um den Wandel von stationär zu ambulant voranzutreiben, soll die Ambulantisierung durch gezielte tarifliche Anreize gefördert werden.

Ob öffentliche Spitäler künftig privat geführt werden, wird sich also nicht bloss aufgrund der Finanzierungslage, sondern anhand von sinnvollen gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen und gezielten finanziellen Anreizen entscheiden.

Dazu gehören die Ausschreibungspflicht von Leistungsaufträgen inklusive gemeinwirtschaftlichen Leistungen nach öffentlichem Vergaberecht sowie die Belohnung von medizinischer Outcome-Qualität, der Patient:innen- und Mitarbeitendenzufriedenheit sowie der Effizienz. Schliesslich müssen tarifliche Anreize für eine qualitativ hochstehende Ambulantisierung in der Schweiz geschaffen werden.

Beitragsbild: Canva.com