
Entwickelt wurde die innovative tarifarische Lösung mit Blick auf das ambulante Gesundheitszentrum MEDIN Biel/Bienne, wo es in einer bewährten ambulanten Versorgungsstruktur, dem Operationszentrum MEDIN au Lac, zur Anwendung kommt.
Die Projektpartner sind überzeugt: Die Einführung von EFAS ab 2028 erfordert bereits in diesem Jahr ein entschiedenes, gemeinsames Handeln aller Akteure. Neben den Versicherern leistet der Kanton Bern einen erheblichen finanziellen Innovationsbeitrag zum Pilotprojekt. Das Spitalzentrum Biel seinerseits will pro Fall rund 1300 Franken Kosten einsparen.
Das gemeinsame Pilotprojekt zielt darauf ab, den ambulanten Anteil der Eingriffe mit Ambulantisierungs-Potenzial markant anzuheben (für Spitalaufenthalte ≤ 3 Tage). Die Auswirkungen auf den Ertrag und die Kosten der Leistungserbringer durch die Verlagerung in den ambulanten Bereich werden während der Projektphase pro erfolgten Eingriff gemessen.
Anhand eines gemeinsam definierten Reportings erfolgt im ersten Projektjahr die Zahlung eines rückwirkenden Innovationsbeitrags, um das (zusätzliche) Defizit des Leistungserbringers zu reduzieren. Für die beiden Folgejahre werden die Beiträge der Partner im weiteren Projektverlauf definiert.
Der finanzielle Anreiz ist so konzipiert, dass das Spitalzentrum Biel einen höheren Beitrag erhält, je mehr Behandlungen es vom stationären in den ambulanten Bereich verlagert. Berücksichtigt werden dabei nur Eingriffe, die heute nicht bereits ambulant erfolgen und auch nicht auf der AVOS-Liste stehen. Nach der dreijährigen Pilotphase soll das Projekt wieder in die regulären Tarifstrukturen integriert werden.
Bis zur Einführung von EFAS im Jahr 2028 profitieren die Kantone finanziell von steigenden Ambulantisierungsquoten, da ihr Finanzierungsbeitrag von 55 Prozent nur bei stationären Behandlungen fällig wird. Bei ambulanten Eingriffen tragen hingegen die Versicherer zu 100 Prozent die Kostenlast – und diese ist unter Umständen höher als die 45 Prozent für einen vergleichbaren stationären Eingriff.
Der Kanton Bern ist entschlossen, seinen finanziellen Handlungsspielraum bis zur Einführung von EFAS aktiv zur Förderung der Ambulantisierung zu nutzen. Er leistet deshalb besonders in der Anfangsphase einen wesentlichen Innovationsbeitrag an das Pilotprojekt. Darüber hinaus sind auch die Versicherer Helsana, Sanitas und KPT bereit, einen Anteil beizusteuern und so ihren Versicherten einen besseren Zugang zur ambulanten Gesundheitsversorgung zu ermöglichen. Gespräche mit weiteren Versicherern sind in Gang.
Mit dem ambulanten Gesundheitscluster MEDIN Biel/Bienne am Bahnhof Biel hat das Spitalzentrum Biel vorausschauend in effiziente und kundenorientierte Versorgungsstrukturen im ambulanten Setting investiert. Das ambulante Operationszentrum MEDIN au Lac ist seit 2022 in Betrieb und aktuell für jährlich rund 4000 Behandlungen in sechs verschiedenen Disziplinen ausgelegt. Hier plant das Spitalzentrum im Rahmen des Pilotprojekts, bei ausgewählten Eingriffen der Fachbereiche Gynäkologie, Orthopädie und HNO jährlich 300 bis 500 bisher stationär durchgeführte Fälle ins ambulante Setting zu verlagern.
Beitragsbild: Spitalzentrum Biel (Marco Zanoni)