Klinik-Informationssystem (KIS)
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6. Juni 2023

Trend

Digitale Transformation

Der Blick für das Ganze

Indem Spitäler und Kliniken das Klinik-Informationssystem (KIS) ganzheitlich denken und umsetzen, können sie Daten optimal wiederverwenden und ihre Digitalisierungslandschaft wirtschaftlich betreiben. Die Universitätsklinik Balgrist ist gut unterwegs, will aber noch besser werden.
Competence Nino Teodorovic

Autor

Nino Teodorovic

Leiter ICT, Universitätsklinik Balgrist

nino.teodorovic@balgrist.ch

Competence Oliver Handgrätinger

Autor

Oliver Handgrätinger

Teamleiter Medizinische Services, Universitätsklinik Balgrist

oliver.handgraetinger@balgrist.ch

Die digitale Transformation ist eine wichtige Grundlage, um die Behandlungsqualität der Patient:innen zu steigern und dabei den finanziellen Rahmen nicht zu sprengen. Die Universitätsklinik Balgrist hat auf diesem Weg ihre Arbeitsprozesse stetig optimiert und den aktuellen Bedürfnissen angepasst.

Vorbedingungen, um Digitalisierung zu fördern

Folgende Aspekte haben im Balgrist die Digitalisierung im ganzen Betrieb vorangetrieben:

  • Erstens ist die digitale Transformation Bestandteil der Klinikstrategie und wird auch von den Führungsteams gelebt. Nur so war eine Digitalisierung über alle medizinischen Fachbereiche hinweg möglich. Entsprechende Ressourcen, eine solide technologische Infrastruktur sowie eine moderne und stabile Netzwerk- und IT-Sicherheitsarchitektur waren unerlässlich. Klinische Daten müssen analysiert und verarbeitet werden können. Sie bilden die Grundlage für Prozessoptimierungen.
  • Zweitens war und ist es wichtig, die interdisziplinäre Zusammenarbeit der medizinischen Fachbereiche zu fördern und auszubauen. Spezifische Schulungen von Führungskräften und Business Analysten haben daher im Balgrist einen hohen Stellenwert. Stets im Zentrum sind und bleiben natürlich die Patient:innen.
  • Drittens ist es auch in Zukunft von grosser Bedeutung, die Fortschritte der digitalen Transformation zu messen. Dies geschieht im Balgrist mit dem Reifegradmodell EMRAM der Healthcare Information and Management Systems Society (HIMSS). Dieses prüft nicht nur, wie viele digitale ­Systeme vorhanden sind, sondern auch deren Nutzen.

Aktuell steht der Balgrist auf dem Level 6. Ziel ist Level 7 – in der EMRAM- Bewertungsskala die bestmögliche Auszeichnung.

Das Electronic Medical Records Adoption Model (EMRAM) ist ein Modell, um den Digitalisierungsgrad in Spitälern zu beschreiben. Die Universitätsklinik Balgrist hat in der letzten Validierung den zweithöchsten EMRAM-Score erreicht (Foto: zvg).

KISIM für alle – die vollständige Integration begeistert

Im Balgrist arbeiten heute alle Klinikbereiche mit dem gleichen Klinikinformationssystem, dem KISIM. Das transparente KISIM und die hohe Datenintegration von Geräten und Fachapplikationen wie das Laborinformationssystem (LIS) und das Radiologie-Informationssystem (RIS) sind der Schlüssel für eine optimale Kapazitätsplanung und eine hohe Prozesseffizienz.

Komplexe und nur schwer überbrückbare Schnittstellen zwischen den Abteilungen hat der Balgrist abgeschafft und die Übergangszeit vom Operationssaal zur Station verkürzt.

Nachdem der Balgrist 2014 alle klinischen Module eingeführt und 2020 die Intensivstation in das Projekt integriert hatte, digitalisierte die Universitätsklinik 2022 das Anästhesieprotokoll als letztes Puzzleteil im KISIM. In enger Zusammenarbeit mit den Expert:innen und User Experience (UX) Designern von CISTEC entwickelte das Projektteam eine eigene Oberfläche im KISIM, die nun alle KISIM-Kunden auch ausserhalb des Balgrist als Anästhesiestandard nutzen können.

Alle behandelnden Berufsgruppen haben volle Datentransparenz – wodurch telefonische Rückfragen stark abgenommen haben.

Komplexe und nur schwer überbrückbare Schnittstellen zwischen den Abteilungen hat die Klinik dadurch abgeschafft und die Übergangszeit vom Operationssaal zur Station verkürzt. Alle behandelnden Berufsgruppen haben volle Datentransparenz – wodurch telefonische Rückfragen stark abgenommen haben.

Die zusätzlich nutzbar gemachten klinischen Daten sind für die universitären Forschungsprojekte des Balgrist von grossem Nutzen.

Die Bedienungsfreundlichkeit der umfassenden Oberfäche im KISIM gestaltet den Arbeitsalltag einfacher, attraktiver und begeistert das klinische Personal. Zudem vereinfacht das zentrale KIS die Stammdatenpflege und die Systemverwaltung und -schulung in der ganzen Klinik. Die zusätzlich nutzbar gemachten klinischen Daten sind ferner für die universitären Forschungsprojekte des Balgrist von grossem Nutzen.

Besser planen und von Automatismen profitieren

Alle Klinikbereiche des Balgrist mit Ausnahme der Radiologie planen die Patiententermine im KISIM – dies eröffnet neue Möglichkeiten. Basierend auf den Terminen wird der ambulante Patient:innenfluss im Haus gesteuert. Lange Warteschlangen sind schon lange Geschichte. Das Leitsystem informiert im KISIM die Sprechstunden-Koordination, sobald die Patientin bzw. der Patient in der Klinik eingetroffen ist.

Die für die verschiedenen Prozesse benötigten Fragebögen sind mit entsprechenden Terminarten verknüpft. Dies erlaubt es, die Fragebögen automatisch im Patient:innenportal aufzuschalten.

Mit Partnern und mithilfe künstlicher Intelli­genz plant die Universitätsklinik Balgrist, die strukturierten Daten aus dem KISIM künftig auch einzusetzen, um Eintritts-DRG automatisch zu berechnen und so die Codierungsabteilung zu entlasten.

Closed Loop Medication bzw. der geschlossene Medikationsmanagementprozess im KISIM sorgt nicht nur dafür, dass das medizinische Personal die Medikamente sicher verabreichen kann. Der Prozess bietet auch die Möglichkeit, die verabreichten Medikamente im zentralisierten Enterprise Resource Planning ERP-System abzurechnen bzw. alle während des Spitalaufenthalts verursachten Kosten zu berechnen.

Mit Partnern und mithilfe künstlicher Intelli­genz plant die Universitätsklinik Balgrist, die strukturierten Daten aus dem KISIM künftig auch einzusetzen, um Eintritts-DRG automatisch zu berechnen. Dies wird die Codierungsabteilung entlasten und die Planung der Bettenbelegungen erleichtern. Ziel ist, schonend mit den Personalressourcen umzugehen und mehr Zeit für die Patient:innen zu haben.

Co-Autor: Daniel Haas, Leiter Kundenmanagement, GL-Mitglied, CISTEC

Beitragsbild: SDI Productions, Canva.com