
Wie betrifft die zunehmende Veränderungsdynamik im Gesundheitswesen die Kinder- und Jugendmedizin? Und wie stellen wir im sich akzentuierenden Verteilkampf eine sachgerechte und kostendeckende Versorgung für die kleinsten Patient:innen sicher? Zu diesen Fragen tauschten sich führende Exponent:innen aus Politik und Verwaltung, Standes- und Tariforganisationen sowie weiterer zentraler Stakeholdern der Kindermedizin bei einer Nachmittagsveranstaltung in Bern aus.
Das Symposium, das in dieser Form erstmals stattfand, wurde von der Allianz Kinderspitäler der Schweiz ins Leben gerufen. Impulse für die Diskussion gaben hochkarätige Referent:innen aus Politik und Gesundheitswesen. Das Engagement und der Energiepegel am Anlass waren derart hoch, dass es gut für einen Ganztagesanlass gereicht hätte und nicht nur für einen Nachmittag.
Vernetzung, Zentralisierung und Ambulantisierung haben in der Kindermedizin schon jeher einen hohen Stellenwert.
Marco Fischer, CEO des Universitäts-Kinderspitals beider Basel (UKBB)
Den Auftakt machten Impulsreferate, in denen es primär um die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen ging. Marco Fischer, CEO des UKBB und Präsident von AllKidS, erläuterte dabei die besonderen Organisationsstrukturen in der Kinderspitalversorgung. Vernetzung, Zentralisierung und Ambulantisierung hätten in der Kindermedizin schon jeher einen hohen Stellenwert, weshalb dieser Versorgungszweig in Vielem interdisziplinär funktioniere und eine vergleichsweise hohe Integration aufweise.
Im Rahmen der Agenda Grundversorgung des BAG ist die Förderung der Kindermedizin ein wichtiges Ziel.
Anne Lévy, BAG-Direktorin
Dr. Marc Sidler, Präsident von Kinderärzte Schweiz (KIS), hob derweil die wichtige Rolle der pädiatrischen Grundversorgung bei der koordinierten Versorgung und ihr Potenzial für eine gute und kostengünstige Gesundheitsversorgung hervor. Unter dem Titel «Den geeigneten Rahmen schaffen: Die Rolle des Bundes» informierte Anne Lévy, Direktorin des BAG, über die Agenda Grundversorgung, die insbesondere die Kindermedizin fördern möchte, und laufende Arbeiten im Bereich Public Health für die Kindermedizin. Sie betonte jedoch auch die subsidiäre Rolle des Bundes im föderalen System der Schweiz und appellierte an die Symposiums-Teilnehmenden, «den Wert der Kindermedizin sichtbar zu machen».
Patient:innen mit seltenen Krankheiten sind in der Kindermedizin keineswegs eine seltene Krankheitsgruppe.
Dr. Jean-Blaise Wasserfallen, Präsident der Koordinationsstelle für seltene Krankheiten (kosek)
Den Abschluss des Themenblocks Versorgung gestaltete Dr. Jean-Blaise Wasserfallen, Präsident der Koordinationsstelle für seltene Krankheiten (kosek). Er sprach über den Aufbau von Zentren und Netzwerken zur Versorgung seltener Krankheiten, einer in der Summe in der Kindermedizin keineswegs seltenen Krankheitsgruppe.
Der zweite Block des Symposiums befasste sich mit der finanziellen Situation der Kindermedizin. Dr. Simon Hölzer, CEO der SwissDRG AG, gab einen Überblick über die Arbeit der Organisation zur verbesserten Abbildung der Kinder- und Jugendmedizin in den stationären Tarifen. Unter dem Titel «Der neue ambulante Arzttarif: Wie steht es um die Kindermedizin?» erläuterte Dr. Malte Frenzel, Geschäftsführer von AllKidS, die aktuelle Situation rund um die Ablösung des TARMED per 1.1.2026. Die Besonderheiten der Kindermedizin überall adäquat abzubilden und die administrativen Fragen zu schultern, beschrieb er als die grossen Herausforderungen der kommenden Zeit.
In der aktuellen Situation rund um die Ablösung des TARMED die Besonderheiten der Kindermedizin überall adäquat abzubilden und die administrativen Fragen zu schultern – das sind die grossen Herausforderungen der kommenden Zeit.
Dr. med. Malte Frenzel, Geschäftsführer von AllKidS
Regierungsrat Bruno Damann (Kanton St.Gallen) zeigte eindrücklich die tarifarische Unterfinanzierung der Kinderspitäler und die Notwendigkeit gezielter Massnahmen auf. Zum Abschluss referierte Saskia Schenker, Direktorin des neuen Versicherungsverbands prio.swiss, über die Perspektive der Versicherer auf die Finanzierung der Kinder- und Jugendmedizin. Sie betonte den Willen der Versicherer, die Kindermedizin sachgerecht in den Tarifen abzubilden.
Das 1. AllKidS-Symposium vom 18. August 2025 konnte aufzeigen, dass die Stärkung einer guten Kindermedizin einer gemeinsamen Anstrengung bedarf – die sowohl medizinisch-sozial als auch volkswirtschaftlich von grossem Wert ist.
Beitragsbild: AllKidS