Angehörige tröstet an Demenz erkrankte Seniorin, Ausgabe 5 Pflege im Alter Canva.com
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15. Oktober 2024

Focus

Alzheimer Schweiz

Demenz im Spital: Versorgungsqualität sichern

In der Schweiz leben heute rund 156 900 Menschen mit Demenz (Alzheimer Schweiz, 2024) – Tendenz steigend. Die Herausforderungen sind vielfältig, besonders auch in Spitälern.
Competence Stefanie Becker

Autorin

Dr. phil.

Stefanie Becker

Direktorin, Alzheimer Schweiz

stefanie.becker@alz.ch

Menschen mit Demenz sind meist hochaltrig und multimorbid mit Erkrankungen wie Mobilitätsstörungen und Herz-Kreislauf-Problemen. Aber auch psychiatrische Erkrankungen wie Depressionen oder Verhaltensauffälligkeiten und psychische Symptome (BPSD) machen die Pflege von Menschen mit Demenz zu einer herausfordernden Aufgabe, die spezifische Kompetenz und nicht zuletzt auch Ressourcen erfordert.

Der aktuelle Fachkräftemangel stellt besonders für Patient:innen, die an Demenz erkrankt sind, ein Versorgungsrisiko dar.

Spitäler müssen handeln

Der Bedarf an spezialisiertem Pflegepersonal und multidisziplinären, auf Demenz spezialisierten Teams wächst kontinuierlich. Der aktuelle Fachkräftemangel stellt besonders für Patient:innen, die an Demenz erkrankt sind, ein Versorgungsrisiko dar. Spitäler müssen verstärkt handeln, um deren gute Versorgung auch zukünftig zu gewährleisten. Eckpunkte sind:

  • Wissensaufbau über Demenz und Delir
  • Konsiliar- und Liaisondienste (sektorenübergreifende Versorgung)
  • Schnittstellenkoordination bei Ein- und Austritt (Vermeidung von [Re]-Hospitalisierung)
  • Konzepte für Demenzkranke in der Notaufnahme («Fast track»-Möglichkeiten, Begleitung)
  • Angebote wie Tagesstrukturierung, Nachtcafés (Reduzierung von Agitierheit)
  • Einsatz von Technologie (Unterstützung der Kommunikation und Orientierung)
  • Strukturierte Angehörigenarbeit (Biografie, Wahrung der Rechte bei Urteilsunfähigkeit)
  • Infrastruktur und spitalinterne Prozesse (Rooming-in für Angehörige)
  • Umgebungsgestaltung (ruhige Rückzugsräume)

Zentral ist es, unnötige Spitaleintritte zu vermeiden. Dies ist jedoch ein Teufelskreis, wenn Fachkräftemangel und Kostendruck bereits heute in der ambulanten und stationären Pflege das notwendige Risikomonitoring nicht zulassen.

Nur durch eine umfassende Anpassung des Gesamtsystems können Menschen mit Demenz im Spital weiterhin gut betreut werden.

Komplizierte Krankheitsverläufe bei Demenz machen Spitaleintritte dennoch oft unvermeidbar. Diese sollten wenn möglich gut vorbereitet und möglichst kurz gehalten werden, um Stress für die Patient:innen zu minimieren. Wertvolle individuelle Information, die den Aufenthalt erleichtern könnte, liegt beim Eintritt oft nicht vor oder wird beim Austritt nicht weitergegeben, bzw. aufgrund mangelnden Wissens nicht weitergenutzt. Damit steigt das Risiko für Wiedereintritte.

Moderne Ansätze wie hospital@home können künftig zur Versorgungsqualität beitragen.

Die Pflege von Menschen mit Demenz im Spital steht vor grossen Herausforderungen, die nur durch eine umfassende Anpassung des Gesamtsystems bewältigt werden können. Angesichts der wachsenden Zahl älterer Menschen ist es dringend erforderlich, diese Herausforderungen anzugehen. Moderne Ansätze wie hospital@home können künftig zur Versorgungsqualität beitragen.

Beitragsbild: Angehörige tröstet an Demenz erkrankte Patientin (Canva.com).

   

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