Eine Studie von Muller Healthcare Consulting wirft einen Blick auf die Besetzung der Verwaltungs- und Stiftungsräte in Schweizer Akutspitälern. Angesichts der zunehmenden Herausforderungen im Gesundheitswesen werden die Diversität in den Führungsstrukturen beleuchtet und die Bedeutung von Vielfalt und einer integrativen Kultur als Schlüsselfaktoren für erfolgreiche Zusammenarbeit und Innovation hervorgehoben. Auch wird in der Analyse Diversität in einem umfassenden Sinne betrachtet, welche Unterschiede bei den Merkmalen wie Geschlecht, Alter, Nationalität und individuellen Expertisen einschliesst. Insgesamt wurden Daten zu 774 Mitgliedern der Verwaltungs- und Stiftungsräte aller Schweizer Akutspitäler erhoben. Aus diesen Daten wurde ein MHC-Diversity Score berechnet, der die Vielfalt innerhalb der Führungsgremien abbildet.
Die Studie zeigt auf, dass die Führungsebenen von Schweizer Akutspitälern überwiegend männlich, eher alt und schweizerischer Herkunft sind. Der Frauenanteil in diesen Positionen liegt bei nur 28 Prozent, obwohl 74 Prozent des Gesundheitspersonals weiblich sind. Zudem sind bemerkenswerte 87 Prozent der Führungsmitglieder über 50 Jahre alt, was Fragen zur Integration jüngerer Führungskräfte aufwirft, die möglicherweise neue Perspektiven und Innovationsansätze in die Spitäler einbringen könnten.
Interessant ist zudem die geringe Internationalität in den Führungsgremien. Nur sieben Prozent der Mitglieder haben keine Schweizer Nationalität, während mehr als ein Drittel des Gesundheitspersonals aus dem Ausland stammt. Zudem ist nur ein Prozent der Verwaltungsräte nicht europäischer Herkunft.
Der Bericht betont auch die Expertise der Führungskräfte: Während wirtschaftliche Hintergründe vorherrschen, fehlt in fast einem Viertel aller Akutspitäler im Verwaltungsrat die medizinische und pflegerische Expertise, die das Kerngeschäft der Spitäler ausmacht.
Nur eine Minderheit der Führungsgremien verfügt über ausgewiesene Expertise in Digitalisierung und Nachhaltigkeit, was Fragen bezüglich der Innovationsfähigkeit und Effektivität aufwerfen dürfte. Die MHC-Diversity Scores, die aus der Studie hervorgehen, zeigen jedoch keine Korrelationen zwischen der Diversität und der Art oder Grösse des Spitals. Dennoch ist es bemerkenswert, dass Westschweizer Spitäler tendenziell höhere Diversitätswerte aufweisen.
Zusammenfassend werfen die Ergebnisse der Studie bedeutende Fragen auf: Während die Führungsgremien der Spitäler hauptsächlich aus älteren Schweizer Männern bestehen, ist das Gesundheitspersonal grösstenteils jünger und weiblich, mit einem signifikanten Anteil an ausländischen Fachkräften. Diese Diskrepanz könnte sich auf die Bewältigung des Fachkräftemangels und anderer Herausforderungen im Gesundheitswesen auswirken. Zudem stellt sich die Frage, ob die geringe Vertretung von Digitalisierungsexpertise den Fortschritt in diesem Bereich behindert.
Die Ergebnisse deuten auch darauf hin, dass eine erhöhte Diversität in den Führungsstrukturen der Schweizer Spitalketten nicht nur die gesellschaftliche Vielfalt widerspiegeln, sondern auch strategisch notwendig sein könnte, um den vielfältigen Herausforderungen im Gesundheitssektor effektiv zu begegnen.
Beitragsbild: Westschweizer Spitäler weisen tendenziell höhere Diversitätswerte auf (Foto: Canva.com).