
In den letzten zehn Jahren sind die Gesundheitskosten insgesamt um 37 Prozent angestiegen: Von 66,6 Milliarden Franken im Jahr 2012 auf 91,5 Milliarden im Jahr 2022. Gemäss einer neuen Studie machen nicht-übertragbare Erkrankungen (NCD) mit 65,7 Milliarden Franken 72 Prozent der Gesundheitskosten aus.
Im Einzelfall sind die Behandlungskosten in diesem Zeitraum um 48 Prozent gestiegen. Dies liegt z.B. an den pflegeintensiven Behandlungen oder an den höheren Ausgaben für ambulante Leistungen.
Innerhalb der NCDs verursachten neurologische Erkrankungen mit 10,8 Prozent der Gesamtkosten die höchsten Ausgaben, insbesondere Demenz (siehe Aufklapper). Es folgen Herz-Kreislauf-Erkrankungen (10,4 %), psychische Erkrankungen (10,4 %), Erkrankungen des Bewegungsapparats (10 %) sowie Krebserkrankungen (6,9 %).
In den nächsten 25 Jahren wird die Zahl der Menschen mit Demenz in der Schweiz voraussichtlich um über 75 Prozent ansteigen – von rund 161 000 auf schätzungsweise 285 700 Personen. Der Bundesrat hat den Bericht zum Postulat 22.3867 («Betreuung von Menschen mit Demenz. Finanzierung verbessern») verabschiedet.
Der Bericht empfiehlt den Spitälern und Heimen, gemeinsam mit Versicherern und Kantonen die Instrumente zur Ermittlung des Pflegebedarfs zu optimieren.
Der Bericht schlägt in verschiedenen Bereichen Verbesserungen vor: Er empfiehlt den Spitälern und Heimen beispielsweise, gemeinsam mit Versicherern und Kantonen die Instrumente zur Ermittlung des Pflegebedarfs zu optimieren, damit der Aufwand für die Pflege von Menschen mit Demenz präziser abgebildet werden kann.
Die Finanzierung von Pflege- und Betreuungsleistungen erfolgt nicht aus einer Hand, was den Zugang erschwert.
Zudem verdeutlicht der Bericht, dass die Finanzierung von Leistungen zur Betreuung und Pflege von Menschen mit Demenz (z.B. Hilflosenentschädigung, EL, Spitex-Organisationen, Tagesstätten) nicht aus einer Hand erfolgt. Dies erschwert den Betroffenen den Zugang zu diesen Leistungen und zu Informationen. Beratungsangebote von Organisationen wie etwa Alzheimer Schweiz oder Pro Senectute sind deshalb sehr wichtig.
2022 erhielten bis zu 50 Prozent aller Bewohnenden von Pflegeheimen ab 70 Jahren mit Demenzdiagnose oder Demenzverdacht Antipsychotika.
Gemäss Bericht muss ferner der starke Einsatz von Psychopharmaka bei der Behandlung von Begleitsymptomen der Demenz kritisch überprüft werden. 2022 erhielten bis zu 50 Prozent aller Bewohnenden von Pflegeheimen ab 70 Jahren mit Demenzdiagnose oder Demenzverdacht Antipsychotika. Aufgrund ihrer Nebenwirkungen sollten sie jedoch nur gezielt verabreicht werden.
Die Nationale Plattform Demenz wird vom Bundesrat weiterhin unterstützt. Die Plattform von Bund und Kantonen vernetzt die Akteur:innen auf nationaler Ebene, die zusammen mit Fachpersonen aus der Praxis Grundlagendokumente erarbeiten und verbreiten.
NCDs belasten nicht nur das Gesundheitssystem, sondern auch die Wirtschaft. Zählt man zu den Gesundheitskosten durch NCDs die Produktionsverluste dazu – z.B. durch krankheitsbedingte Arbeitsausfälle und verlorene Lebensjahre von Erkrankten –, so belaufen sich die Gesamtkosten auf rund 109 Milliarden Franken jährlich. Dies entspricht etwa 14 Prozent des Bruttoinlandprodukts.
Einen grossen Teil dieser Produktionsverluste verursachen Erkrankungen des Bewegungsapparates (17,1 %), psychische Erkrankungen (16,9 %) sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen (7,3 %). Deren Vorbeugung durch Gesundheitsförderung und Prävention ist somit besonders wichtig.
Einen grossen Einfluss auf die Entstehung von NCDs haben Schutz- und Risikofaktoren. Tabak- und Alkoholkonsum sowie unausgewogene Ernährung gehören zu den relevanten Risikofaktoren von NCDs, Bewegung ist ein wesentlicher Schutzfaktor.
Die Studie erweitert die bisherige Datengrundlage, indem sie die Folgekrankheiten und Gesundheitskosten von Bewegungsmangel sowie von Übergewicht und Adipositas berechnet. Diese Risikofaktoren haben einen Einfluss auf fast alle NCDs. So verursachten Bewegungsmangel, Übergewicht und Adipositas 2022 Folgekrankheiten, die sich mit rund 5,4 Milliarden Franken auf die Gesundheitskosten auswirkten.
Demenz, Depression und Osteoporose machten den grössten Anteil an den Gesundheitskosten aufgrund von Bewegungsmangel aus. Bei Übergewicht und Adipositas sind die teuersten Folgekrankheiten Diabetes Typ 2, Hypertonie und Arthrose.
Die Studie bestärkt das BAG darin, dass der heutige Fokus in der Gesundheitsförderung und Prävention richtig ist. Die NCD-Strategie 2017–2028 konzentriert sich aktuell auf die Themen Tabak/Nikotin, psychische Gesundheit sowie Übergewicht und Adipositas – drei Schwerpunkte mit grösstem Handlungsbedarf. Die Ergebnisse der Kostenstudie liefern zudem wichtige Hinweise für die Prioritätensetzung der Nachfolgestrategie ab 2029.
Beitragsbild: Innerhalb der nicht-übertragbaren Krankheiten (NCD) verursachten neurologische Erkrankungen im Jahr 2022 die höchsten Ausgaben, insbesondere Demenz. (Foto: Canva)