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10. Juni 2025

Background

Neues Kompetenzzentrum der Psychiatrischen Dienste Aargau (PDAG)

Meilenstein in der Behandlung von Borderline-Betroffenen

Das Kompetenzzentrum für Borderline-Persönlichkeitsstörungen der Psychiatrischen Dienste Aargau (PDAG) bietet Patient:innen ab 17 Jahren Unterstützung sowie Schulungen für Spitäler.
Competence Michel Dang

Autor

Michel Dang

Leitender Arzt und Zentrumsleiter, Zentrum für Integrierte Notfallpsychiatrie und Krisenintervention (ZINK), Psychiatrische Dienste Aargau (PDAG)

leitung.zink@pdag.ch

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) zählt zu den in der Behandlung komplexesten Erkrankungen. Sie ist nicht nur für Patient:innen und deren Familien belastend, sondern stellt auch die Behandlungsteams in Notaufnahmen von Psychiatrien und Akutspitälern vor grosse Herausforderungen.

Das Kompetenzzentrum integriert die neu entwickelte Notfall-psychiatrie-Phase und die sich anschliessende Psychotherapie-Phase.

Mit dem neuen Kompetenzzentrum für Borderline-Persönlichkeitsstörungen möchten die Psychatrischen Dienste Aargau (PDAG) die Versorgung nachhaltig verbessern. Das Kompetenzzentrum integriert die neu entwickelte Notfall-psychiatrie-Phase und die sich anschliessende Psychotherapie-Phase.

Herausforderung BPS im stationären Setting

Die Bewältigung der Krisensituationen erfordert spezialisierte Ansätze. Massnahmen wie eine intensive Überwachung durch 1:1-Betreuung können in solchen Fällen sogenannte maladaptive Verhaltensmuster verstärken – also Gewohnheiten oder Reaktionsweisen, die kurzfristig Erleichterung bringen, langfristig jedoch das eigene Wohlbefinden oder soziale Beziehungen beeinträchtigen.

Die existenzielle Einsamkeit und die Unfähigkeit, allein zu sein, treibt die Betroffenen in medizinische Versorgungssysteme.

Denn aufgrund der inneren Ambivalenz – dem intensiven Bedürfnis nach sozialer Zugehörigkeit und Zuwendung einerseits sowie der Angst vor Geborgenheit, Intimität oder sozialer Abwertung andererseits – kann der professionelle psychiatrische Beziehungskontext als angenehm erlebt werden. Er vermittelt stets eine gewisse professionelle Distanz und Toleranz, die für viele Patient:innen entlastend wirkt. Zudem treibt die oft als existenziell bedrohlich erlebte Einsamkeit und die Unfähigkeit, allein zu sein die Betroffenen in medizinische Versorgungssysteme. Hier sind die Patient:innen in hohem Masse sensitiv für «dysfunktionale Zuwendung», also verstärkte Aufmerksamkeit durch Behandelnde oder Mitpatient:innen infolge maladaptiver Verhaltensmuster, wie etwa schwere Selbstverletzungen, dissoziative Anfälle oder suizidale Kommunikation.

Weichenstellung im Akutfall

Deshalb setzt das Kompetenzzentrum auf moderne, leitliniengerechte und individuell angepasste Ansätze. Diese helfen den Patient:innen, kurzfristig aus dem Teufelskreis ständiger Krisen auszubrechen und langfristig eine störungsspezifische Psychotherapie in Anspruch zu nehmen.

Nach einer Phase der Krisenbehandlung sollte am besten immer eine störungsspezifische Psychotherapie folgen.

Ziel ist es, die Fähigkeit zur Emotionsregulation zu stärken und Wege zu finden, destruktives Verhalten durch konstruktive Bewältigungsstrategien zu ersetzen. Nach einer Phase der Krisenbehandlung sollte am besten immer eine störungsspezifische Psychotherapie folgen. Diese kann ambulant oder stationär erfolgen. Bei den PDAG kann die Behandlung im Kompetenzzentrum in Zusammenarbeit mit den Fachpersonen der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie bereits ab dem 17. Lebensjahr beginnen.

Unterstützung für Angehörige und Fachpersonen

Um das familiäre Umfeld zu unterstützen, bietet das Kompetenzzentrum Beratungen und Workshops an. Zudem schulen PDAG-Ärzt:innen Fachpersonen in Spitälern und betreuten Wohneinrichtungen, um den Umgang mit BPS-Patient:innen zu standardisieren und zu erleichtern, und geben ihnen Handlungsempfehlungen.

Beitragsbild: Canva

   

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