Künstliche Intelligenz (KI) wird für viele Menschen je länger je mehr ein Thema. Gemäss Eurobarometer-Umfrage von 2022 sehen 68 Prozent der Europäer:innen KI als positive Technologie, 64 Prozent sehen Potenzial in der medizinischen Anwendung.¹ 88 Prozent sagen aber, dass die Technologie mit Vorsicht eingesetzt werden soll.
Schaffen Sprachmodelle eine neue Nähe zwischen Therapeut:innen und Klient:innen oder schafft es die Therapeut:innen gleich ab? Ein Unbehagen im Umgang mit neuen Technologien ist verständlich. Klären kann dies nur die aktive Auseinandersetzung mit dem Thema. Immer mit dem Ziel, Klient:innen die bestmögliche Betreuung zu ermöglichen.
Generative KI kann Menschen in Tests zur emotionalen Intelligenz übertreffen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Universitäten Bern und Genf: «Die KIs übertrafen die durchschnittliche menschliche Leistung (…)».² Eine Studie der Fakultät für Psychologie und der Universitären psychiatrischen Kliniken (UPK) der Universität Basel ergänzt: «Die KI beurteilte die Gesichtsausdrücke so zuverlässig wie der Mensch. Darüber hinaus erkannte die KI aber auch kürzeste Gefühlsregungen im Millisekunden Bereich (…)».³
Über KI in der Psychotherapie hat sich auch das Symposium des Network for Psychotherapeutic Care (NPCE)⁴ Gedanken gemacht: Die Teilnehmenden waren sich einig, dass es für den Berufsstand wichtig ist, von Anfang an kontinuierlich an der Entwicklung der KI beteiligt zu sein (…).⁵
Die KI lernt nur vermeintlich vom Wissen aller. Dabei übernimmt sie auch vorhandene Vorurteile und gibt diese weiter. Dies beispielsweise in Form von Geschlechterstereotypen, ethnischen und kulturellen Vorurteilen sowie politischer Voreingenommenheit.
Besonders relevant für den Therapieerfolg ist die Allianz zwischen den Therapeute:innen und Klient:innen. Folgende Punkte sind wichtig für eine zukünftige, mögliche Integration von KI in die therapeutische Arbeit:
KI muss selbstverantwortlich eingesetzt werden. Sie darf nicht zum Hort der Wahrheit werden. Auch, weil KI gerne unspezifisch bleibt und einfache Lösungen suggeriert. Die persönliche Lösung liegt jedoch individuell bei den Klient:innen. Und – nur, weil KI überzeugend argumentiert, heisst das nicht, dass sie hilft. Hilfreich ist KI in folgenden Situationen:
In diesen Bereichen kann sie dem Menschen Raum verschaffen, für die so wichtige intellektuelle, therapeutische, empathische, zwischenmenschliche und philosophische Arbeit.
1 https://europa.eu/eurobarometer/surveys/detail/3222
2 www.nature.com/articles/s44271-025-00258-x und
https://mediarelations.unibe.ch/medienmitteilungen/2025/medienmitteilungen_2025/kann_ki_emotionen_besser_verstehen_als_wir/index_ger.html
3 www.unibas.ch/de/Aktuell/News/Uni-Research/KI-kann-Gefuehle-lesen.html und https://karger.com/psp/article/57/3/159/870243/Machine-Learning-Facial-Emotion-Classifiers-in
4 https://npce.eu/
5 www.bptk.de/newsletter/2-2024/digitalisierung-und-kuenstliche-intelligenz-in-der-psychotherapie/
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