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19. März 2024

Krebsversorgung

Betroffene wünschen Enttabuisierung von Krebs

Gemäss einer aktuellen Studie von gfs.bern im Auftrag von MSD Schweiz wünschen sich Krebsbetroffene eine Enttabuisierung von Krebs. Weiter stellen sie bei der psychologischen Unterstützung Mängel fest sowie eine Versorgungslücke bei den vor- und nachgelagerten Beratungsdienstleistungen.

Der MSD Krebsversorgungsmonitor, eine von gfs.bern zum dritten Mal in Folge durchgeführte repräsentative Umfrage, zeigt: Die wahrgenommene Qualität in der Schweizerischen Krebsversorgung bleibt auch in diesem Befragungsjahr hoch. 86 Prozent der Befragten beurteilen das System als «hervorragend», «sehr gut» oder «eher gut». Nur 2 Prozent beurteilen die Qualität mit «schlecht». An der Umfrage 2023 nahmen 1255 Menschen aus der gesamten Schweiz aus drei Sprachregionen teil.

Verzögerungszeiten im Zusammenhang mit der Diagnose, Spezialarztfindung und Koordination mit den Betreuenden sowie mit den involvierten Stellen werden von 21 bis 25 Prozent der Befragten als «schlecht» bewertet.

Früherkennung und möglichst frühzeitige Therapie gewinnen weiter an Bedeutung

Für die allermeisten Umfrageteilnehmenden sind die Früherkennung und die möglichst frühzeitige Krebs-Therapie sehr wichtig. Diese Werte haben im Vergleich zum Vorjahr sogar noch zugenommen: für 79 Prozent (+4%) ist die Früherkennung sehr wichtig, für 78% (+6%) ist der möglichst frühzeitige Therapiebeginn sehr wichtig.

Verbesserung bei der Geschwindigkeit, Koordination und Unterstützung nötig

Bei genauerer Betrachtung der verschiedenen Stationen der Krebsversorgung stellen die Befragten bei diversen Aspekten und Schnittstellen Verbesserungspotenzial fest. Beispielsweise werden die Verzögerungszeiten im Zusammenhang mit der Diagnose, der Spezialarztfindung und der Koordination mit den Betreuenden sowie den involvierten Stellen von 21 bis 25 Prozent der Befragten als «schlecht» bewertet. Ähnlich sieht es bei den Dienstleistungen ausserhalb der medizinischen Versorgung sowie bei der psychologischen Unterstützung aus: Rund ein Viertel der Befragten bemängelt diese (mit «schlecht oder sehr schlecht»).

Bei den meisten separat in Tiefeninterviews Befragten war die Entdeckung des Krebses ein Zufallsbefund. Sie erkennen in der Krebsfrüherkennung das grösste Potenzial.

«Es kann jeden treffen»: Prävention als grösste Schwachstelle aus Sicht der Direktbetroffenen 

Auch die 15 Krebsbetroffenen, die zusätzlich in qualitativen Tiefeninterviews befragt wurden, erkennen Verbesserungspotenzial: Sie nennen Schwachstellen und Lücken in der Prävention, Kommunikation, beim Einbezug von Angehörigen, in der Vereinbarkeit der Erkrankung mit dem Beruf und bemängeln die Tabuisierung von Krebs in der Gesellschaft. Sie erachten die Prävention als grösste Schwachstelle in der Krebsversorgung: bei den meisten der 15 Befragten war die Entdeckung des Krebses ein Zufallsbefund. Daher sehen diese Patient:innen in der Krebsfrüherkennung das grösste Potenzial. «Durch mehr Prävention könnte vieles verhindert werden. Insbesondere bei Jungen. Diese müssen sensibilisiert werden. Denn es kann jeden treffen», sagt ein 57-jähriger Mann, bei dem vor 4,5 Jahren Hodenkrebs entdeckt wurde.

Nationale Krebsstrategie gewinnt 2 Prozentpunkte

Eine nationale Krebsstrategie stösst bei der Mehrheit der Befragten auf positives Echo: 86 Prozent würden im Falle einer politischen Abstimmung bestimmt oder eher «Ja» stimmen. Im Vergleich zum Vorjahr ist dieser Wert um 2 Prozent gestiegen. Für Betroffene ist vor allem wichtig, dass nicht jede/r Betroffene individuelle Probleme hat. Eine einheitliche nationale Strategie würde somit allen Betroffenen helfen.

Aktuelle Info: Bundesrat muss nationalen Krebsplan ausarbeiten

In der vergangenen Frühjahrsession hat nach dem Ständerat nun auch der Nationalrat die Motion «Nationaler Krebsplan» (23.3014) entgegen dem Willen des Bundesrates angenommen. Dieser wird somit beauftragt, einen nationalen Krebsplan auf Basis der nationalen Strategie gegen Krebs 2014-2020 zu erarbeiten. In die Entwicklung des Krebsplans soll er den Bund, die Kantone sowie relevante Organisationen und Expert:innen einbeziehen.

 

   

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