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5. Dezember 2023

Background

Umfrage zum Fachkräftemangel

Handlungsbedarf beim Personalmanagement

Eine Umfrage zeigt auf, dass immer noch zu wenig gegen den Fachkräftemangel unternommen wird. Leistungserbringer können die Versorgungsqualität langfristig sichern und verbessern, wenn sie spezifische Massnahmen kombiniert anwenden.
Competence François Muller

Autor

François Muller

CEO & Gründer, Muller Healthcare Consulting

francois@muller-consulting.ch

Ende Sommer 2023 hat die auf das Gesundheitswesen spezialisierte Unternehmensberatung Muller Healthcare Consulting (MHC) eine Umfrage bei 60 Gesundheitsinstitutionen zum Thema Fachkräftemangel durchgeführt. Die Ergebnisse liegen nun vor und verdeutlichen die Herausforderungen, mit denen die Institutionen konfrontiert sind.

Die Hälfte erfasst Austrittsgründe systematisch

Gemäss den Umfrageresultaten ist über die Hälfte der Leistungserbringer «stark» oder sogar «sehr stark» vom Fachkräftemangel betroffen. Besonders gravierend zeigt sich die Situation beim diplomierten Pflegefachpersonal.

Lediglich 17 Prozent der Befragten berichten, dass sie über eine klare Prognose des Personalbedarfs verfügen.

Laut der Studie sind Spitäler und Pflegeheime sich durchaus bewusst, wo Personal benötigt wird, jedoch berichten lediglich 17 Prozent der Befragten, dass sie über eine klare Prognose des Personalbedarfs verfügen. Dies stellt nicht nur ein Risiko für die Versorgungsqualität dar, sondern künftig auch eine erhebliche Belastung für die Leistungserbringer selbst.

Aufgrund des Personalmangels fördern rund 42 Prozent aktiv den Wiedereinstieg von Fachkräften.

Basierend auf dem Personalbedarf rekrutieren die Leistungserbringer ihre Fachkräfte. Vier Fünftel der Befragten optimieren hierbei laufend ihre Rekrutierungsprozesse. Aufgrund des Personalmangels fördern z. B. rund 42 Prozent aktiv den Wiedereinstieg von Fachkräften und bei einem weiteren Drittel trifft das «eher zu». Es hapert jedoch bei der Schaffung von Qualifikationsmöglichkeiten für Quereinsteiger:innen, was von 39 Prozent der Befragten kaum in Betracht gezogen wird. Auffällig in den Umfrageresultaten ist, dass die Austrittsgründe der Mitarbeitenden lediglich von der Hälfte der Institutionen systematisch erfasst werden.

Mehrheit investiert nicht in digitale Angebote

Um den Einsatz des zur Verfügung stehenden Personals effizienter zu gestalten, prüft und optimiert eine klare Mehrheit der Befragten ihre internen Prozesse (23 % «trifft zu», 48 % «trifft eher zu»). Aber 45 Prozent der Befragten verfügen über keine Digitalisierungsstrategie und 75 Prozent investieren kaum oder gar nicht in E-Health-Tools oder Telemedizin. Value-based Healthcare (VBHC) kommt nur bei 2 Prozent der Befragten zur Anwendung. Das Potenzial von Digitalisierung und VBHC ist also noch lange nicht ausgeschöpft.

MHC empfiehlt den Austausch aller Akteure mittels eines Gesundheitstisches.

Die Massnahmen der Behörden, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, bewerten die Leistungserbringer als weitgehend mangelhaft. Tarifanpassungen, Digitalisierung, Zugang zu ausländischen Fachkräften und regionale Zusammenarbeit werden als unzureichend eingestuft. Dabei wäre ein offener und regelmässiger Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren wesentlich. MHC empfiehlt den Austausch aller Akteure mittels eines Gesundheitstisches und die Professionalisierung des Personalmanagements auf Stufe Leistungserbringer.

Beitragsbild: Canva.com