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6. Juni 2023

FOCUS CHANGE MANAGEMENT & LEADERSHIP

H+ Beitrag

Spitäler und Kliniken passen sich dem Wandel stetig an

Die Spital- und Klinikbranche unterliegt einem konstanten Wandel. An diesen müssen sich die Klinikleitungen sowie die Mitarbeitenden stets anpassen. Das Change Management ist somit ein treuer Begleiter der Spitalwelt.
Competence Markus Trutmann

Autor

Markus Trutmann

Leiter Geschäftsbereich Politik, Mitglied der Geschäftsleitung, H+ Die Spitäler der Schweiz

markus.trutmann@hplus.ch

Ein Blick in die nähere Vergangenheit zeigt die grossen Tendenzen der Spital- und Klinikbranche auf: Die Aufenthaltsdauer der Patient:innen hat sich um rund 37 Prozent verringert, was mit 16 Prozent weniger Pflegetagen und 12 Prozent weniger Betten einhergeht. Dies, obwohl wir 19 Prozent mehr Einwohner:innen in der Schweiz haben.

Demografischer Wandel führt auch zu mehr medizinischen Leistungen

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Während in der Schweiz in den vergangenen Jahren eher Spitalinfrastrukturen abgebaut wurden, haben die medizinischen Leistungen in den Spitälern und Kliniken zugenommen. Die Gründe liegen im medizinisch-technischen Fortschritt, in der Zunahme der Bevölkerungszahl, sind aber vor allem im demografischen Wandel zu finden. Namentlich der demografische Wandel mit einer immer älter werdenden Bevölkerung, multimorbiden Patient:innen und teilweise komplexen Krankheitsbildern führt dazu, dass immer mehr medizinische Leistungen notwendig werden und u. a. auch von den Spitälern und Kliniken erbracht werden müssen.

Politische Entscheide beeinflussen direkt den Handlungsspielraum

Die Veränderung der Bevölkerungszahl, aber auch der demografische Wandel beeinflussen nicht nur das Spitalwesen, sondern auch politische Entscheide. So haben viele Gesetzesänderungen und Verordnungen auf Bundesebene Auswirkungen auf den Handlungsspielraum der Spitäler und Kliniken. Die für die Spitäler bedeutendste Gesetzesänderung ist die 2009 in Kraft getretene «Neue Spitalfinanzierung» mit der Einführung der Tarifstruktur SwissDRG 2012. Von da an waren Spitäler und Kliniken wie Unternehmungen zu führen; es wurde für sie lebensnotwendig, Gewinne zu erwirtschaften.

Seit der neuen Spitalfinanzierung sind Spitäler und Kliniken wie Unternehmungen zu führen. Es ist lebensnotwendig, Gewinne zu erwirtschaften.

Doch statt des gewünschten Preis- und Qualitätswettbewerbs hat der Staat bis heute zahlreiche planwirtschaftliche Vorgaben gemacht, welche die unternehmerische Freiheit der Spitäler und Kliniken immer weiter einschränkten. Jüngstes Beispiel ist die Zulassungssteuerung im ambulanten Bereich, die sich zu einem Bürokratie-Ungetüm auswächst. Aber auch Kantone knüpfen Bedingungen an die Vergabe von Leistungsaufträgen. So müssen Spitäler und Kliniken in vielen Kantonen Mindestfallzahlen erfüllen, wenn sie auch künftig den Leistungsauftrag für bestimmte Eingriffe erhalten wollen. Weitere Aufnahmekriterien in Spitallisten sind je nach Kanton Mengenbegrenzungen, die Kontrolle der Gewinnverwendung, Personalvorschriften bzw. eine Bewilligungspflicht für Apparate und ein Globalbudget pro Spital (VD, ZG und TI)1.

Anpassungsfähige Spitäler und Kliniken

Die Spital- und Klinikbranche wandelt sich stetig und mit ihr jede einzelne Institution. Doch die Führungskräfte der Betriebe warten nicht ständig auf neue Regulierungen, nach denen sich die Institutionen wiederum neu ausrichten müssen. Die aktuellen Herausforderungen der Branche sind zahlreich und brauchen rasche und pragmatische Lösungen. So gehen einige Betriebe beim Thema Fachkräftemangel neue Wege und bieten niederschwellige Bewerbungsmöglichkeiten an, z. B. über WhatsApp oder Social Media. Um die Pflege finanziell besser zu stellen, haben Spitäler kurzfristige Lösungen im Rahmen des finanziell Möglichen gefunden. Auch beim Thema Effizienz haben in den letzten Jahren viele Spitäler und Kliniken angesetzt und diese kontinuierlich gesteigert. Viele Institutionen setzen ferner Modelle um, welche die Outcome-Qualität in den Fokus stellen, wie zum Beispiel das Konzept Value-based Healthcare (VBHC).

H+ legt den Fokus darauf, die Finanzierung der Spitäler und Kliniken und damit die medizinische Versorgung der Patient:innen sicherzustellen.

Auch H+ muss auf die drängendsten Herausforderungen Antworten finden. Den aktuellen Fokus legt der Verband darauf, die Finanzierung und damit auch die medizinische Versorgung der Patient:innen sicherzustellen. Für H+ sind hier Anpassungen zentral, ja überlebenswichtig, denn das heutige Finanzierungssystem befindet sich in einer Sackgasse. Ein Ausweg aus diesem Notstand wird nur gelingen, wenn die Tarifpartner zusammen mit den Kantonen und dem Bund nach innovativen Lösungen suchen, welche die Kosten- und die Versorgungsseite in einer gesamtheitlichen Betrachtung einbeziehen. H+ ist fest entschlossen, sich mit konstruktiven Vorschlägen an dieser Lösungsfindung zu beteiligen.

1Vgl. Leu R. Spitäler: schleichende Verstaatlichung. In: Meister U. Mehr Markt für den Service public. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich, 2012

Beitragsbild: Robert Kneschke, Canva.com