Im August 2025 starteten 200 neue Lernende mit der kaufmännischen Grundbildung (KMG) in der Branche «Gesundheit». Mit 550 aktiven Lernenden rangiert die Branche «Gesundheit» im Mittelfeld der 19 Ausbildungsbranchen. Nebst der Ausbildung im Betrieb und dem Besuch der Berufsfachschule vervollständigen die überbetrieblichen Kurse (üK) die drei Lernorte. In den üK vermitteln Fachspezialist:innen aus den Betrieben Praxiswissen zu den Themen Präsentationstechnik, Resilienz, Patientenadministration, Tarif- und Rechnungswesen, Materialwirtschaft und Gesundheitswesen. Dabei steht seit jeher der Praxisbezug, und nach der Bildungsreform 2023 der handlungskompetenzorientierte Unterricht, im Vordergrund.
Mit der Bildungsreform 2023 wurde die KMG schweizweit und branchenübergreifend unter der Leitung der nationalen Trägerorganisation der KMG «Bildung Kaufleute Schweiz» (BIKAS) revidiert. In der Ausbildungs- und Prüfungsbranche «Gesundheit» fungiert H+ Die Spitäler der Schweiz als Trägerschaft und H+ Bildung als ausführende Bildungsinstitution. Gemeinsam mit den Ausbildungsbetrieben haben diese Institutionen die üK-Inhalte und die in den Betrieben durchzuführenden Praxisaufträge gänzlich neu erarbeitet. Dabei lag der Fokus auf der Handlungskompetenzorientierung, mit welcher die Lernenden dazu befähigt werden sollen, zielgerichtet, aufgabenbezogen, situationsgemäss und verantwortungsbewusst betriebliche Aufgaben auszuführen und Herausforderungen zu begegnen.
Ein weiterer Schwerpunkt bestand darin, die Praxisaufträge an die Vielfalt der Betriebsarten anzupassen. In der Branche «Gesundheit» werden Lernende in Akutspitälern, Psychiatrien, Rehakliniken, bei der Spitex sowie in Alters-, Pflege- und Behindertenheimen ausgebildet. Um dieser Diversität gerecht zu werden, erarbeitete H+ Bildung mit Fachpersonen aus den Ausbildungsbetrieben einen Pool von 96 Praxisaufträgen. Die Lernenden setzen während drei Jahren mindestens 22 dieser Aufträge im Ausbildungsbetrieb um. Die Erarbeitung der Praxisaufträge bildet die Basis der betrieblichen Semester- und Abschlussnoten.
Auch die üK-Unterlagen decken die Heterogenität der Ausbildungsbetriebe ab. Ein grosser Vorteil ist dabei die Durchmischung der Klassen. Im handlungskompetenzorientierten Unterricht erarbeiten sich die Lernenden viele Inhalte interaktiv und in Gruppenarbeiten. So erklärt z. B. eine Lernende eines Akutspitals einem Lernenden einer Spitex die Patientenaufnahme.
Selbstständig erweitern die Lernenden ihr Wissen in den Betrieben und den üK durch Recherchen und proaktive Kommunikation mit den entsprechenden Wissensträger:innen. Mit der handlungskompetenzorientierten Ausbildung hat sich die Rolle der Dozent:innen und Berufs- und Praxisbildner:innen gewandelt – vom «Lehrmeister» hin zum Coach und Mentor. Dieser Rollenwechsel stellte sich verbunden mit den Veränderungen der Bildungsreform als äusserst anspruchsvoll heraus. Zwei Jahre nach der Einführung der Bildungsreform 2023 lässt sich resümieren, dass sowohl die Ausbildungsbetriebe als auch die üK-Dozierenden die Umstellungen mit Bravour gemeistert haben. Dies zeigt sich in anerkennenden Rückmeldungen der Lernenden zu den üK, den positiven Rückmeldungen der Ausbildungsbetriebe an den Erfahrungsaustauschen und den jährlich wachsenden Lernendenzahlen.
Im Mai 2026 markieren die Abschlussprüfungen voraussichtlich den erfolgreichen Abschluss der Bildungsreform. Die bisherige Kombination von mündlichen und schriftlichen Qualifikationsverfahren (QV) entfällt und wird durch ein vertieftes mündliches QV ersetzt. Dieses besteht ab 2026 aus einem Rollenspiel, der Reflexion desselbigen und aus zwei «Mini-Cases».
Aufgrund der Neugestaltung der QV müssen bestehende Prüfungsexpert:innen (PEX) neu ausgebildet werden. Im Weiteren erfordert die längere Prüfungsdauer, neue PEX zu rekrutieren. Es ist sehr erfreulich, dass sich zu den 25 bisherigen PEX ebenso viele neue gesellen werden. Die Tatsache, dass sich darunter auch ehemalige Lernende befinden, belegt die Attraktivität und Nachhaltigkeit der KMG in der Branche «Gesundheit» und gibt Anlass zu Optimismus.
Beitragsbild: Klasse eines überbetrieblichen Kurses (üK) bei einer interaktiven Gruppenarbeit bei H+ Bildung in Aarau. (Foto: zvg)