Für Raffaella Diana, Direktorin des Centre neuchâtelois de psychiatrie (CNP), geht die aktuelle Krise über die psychische Gesundheit hinaus: «Es ist eine Krise im gesamten Gesundheitssystem, wobei die Psychiatrie die Symptome früher als die anderen Bereiche spürt.» Die Entwicklung gehe in Richtung eines Modells, bei dem es darum gehe, den Patient:innen ein erfülltes Leben zu ermöglichen – trotz ihrer Erkrankungen. Dies erfordere eine echte Partnerschaft mit den Patient:innen und eine Abkehr von der bisherigen Gangart.
Dieser Wandel stösst auf ein Tarifsystem, das für eine kurative, individuelle Medizin gedacht ist. Das CNP gleicht diese Einschränkung mit einer starken kantonalen Unterstützung aus. Alternativ zur stationären Behandlung setzt es auf ambulante Massnahmen.
Angesichts des Personalmangels investiert das CNP in Ausbildung, Forschung und Personalbindung. Es engagiert sich in neuen Programmen speziell für Jugendliche und setzt dabei auf die Koordination zwischen Schulen, sozialen Einrichtungen und medizinischen Strukturen. «Die Behandlungspfade müssen integriert, multidisziplinär und um die Menschen herum gestaltet sein», hält die Direktorin fest.