Wir müssen mit weniger Mitteln mehr Patient:innen in möglichst gleicher Qualität behandeln können. Dazu braucht es neue Behandlungskonzepte. Zentral ist auch der Abbau von stationären zugunsten von ambulanten Angeboten, wobei die finanziellen Anreize für diese Umschichtung aktuell unzureichend sind. Durch die Umlagerung sinkt der Investitionsbedarf in die stationäre Infrastruktur, die es alternativ zu nutzen gilt. Treiben alle Partner die Ambulantisierung voran, hilft dies langfristig gegen den Fachkräftemangel und fördert einen offeneren Umgang mit psychiatrischen Erkrankungen.
Die Kooperationen funktionieren meist schon gut. Luft nach oben gibt es jedoch sicher. So werden vermehrt Patient:innen mit psychischen Auffälligkeiten von einem somatischen Spital oder einer Pflegeinstitution in die Psychiatrie verlegt. Eine Rückverlegung gestaltet sich oft als schwierig. Daher braucht es vermehrt Konsiliar- und Liaison-Angebote. Auch ist zu überlegen, mit welchen Partnern wir den Patientenpfad umfassender gestalten können.
Bei den intermediären Angeboten hat die Psychiatrie grosse Fortschritte erzielt. Ob telemedizinische oder aufsuchende, ob tagesklinische oder ambulante Angebote. Wir stellen aber ernüchtert fest, dass Ideen und Initiativen zwar vorhanden sind, die Tarifstrukturen aber nicht darauf ausgerichtet sind.
Die Rahmenbedingungen für eine echte Verschiebung zu intermediären Angeboten müssen zwingend verbessert werden, zumal es im KVG nur ambulante oder stationäre Tarife gibt. Teilstationäre Tarife wurden leider aus dem Gesetz gestrichen.
Intermediäre Angebote sind die Behandlung der Zukunft. Sie haben wegen der veralteten und mangelhaften Tarifstrukturen leider noch nicht die Kraft, stationäre Angebote in grossem Stil zu ersetzen. Zu ihrer Stärkung müssen alle etwas beitragen – Kliniken, Versicherer und die Politik. Die Rahmenbedingungen für eine echte Verschiebung zu intermediären Angeboten müssen zwingend verbessert werden, zumal es im KVG nur ambulante oder stationäre Tarife gibt. Teilstationäre Tarife wurden leider aus dem Gesetz gestrichen – ein grosser Fehler.
Diverse Massnahmen auf Bundes- und Kantonsebene setzen mit finanziellen und strukturellen Verbesserungen direkt bei den Mitarbeitenden an. Flankierend gilt es aber auch auf der Angebotsseite anzusetzen, damit die Institutionen mit weniger Fachkräften auskommen können – etwa mit gestärkten intermediären und ambulanten Angeboten, aber auch mit Prävention und Früherkennung.
Bei «digital vor ambulant vor stationär» wird es darauf ankommen, wie EFAS und die zugehörige Finanzierung umgesetzt werden. Ferner ist TARPSY zu stark auf (Neben-)Diagnosen ausgerichtet. Eine stärkere Ausrichtung auf Behandlungen bzw. Prozeduren könnte innovative Verfahren und Behandlungen fördern. Es gilt also, die Tarifstrukturen auf die erbrachte Leistung auszurichten sowie neue Behandlungskonzepte zu erarbeiten.
Eine stärkere Ausrichtung von TARPSY auf Behandlungen bzw. Prozeduren könnte innovative Verfahren und Behandlungen fördern.
TARPSY ist ein gutes System mit Potenzial. Eine stärkere Ausrichtung auf Behandlungen bzw. Prozeduren könnte neben der Förderung innovativer Verfahren auch eine differenziertere Berücksichtigung des Schweregrades ermöglichen. Zu wenig in TARPSY abgebildet sind ferner die Kosten für Eintritte aufgrund einer Fürsorgerischen Unterbringung (FU), Komplexbehandlungen, Kriseninterventionen, Zwangsmassnahmen oder 1:1 Betreuung – mit Sicherheitspersonal.
Kommunikation alleine macht noch keine Umsetzung. Gefragt ist politisches Engagement vor Ort.
Mit den Forderungen von H+, wie der Berücksichtigung der Teuerung bei den Tarifen oder der Behebung der Unterfinanzierung ambulanter Leistungen, sind wichtige Themen angesprochen. Die Kommunikation alleine macht aber noch keine Umsetzung. Gefragt ist politisches Engagement vor Ort. H+ sollte sich zudem dafür einsetzen, die zunehmende Zahl an politisch motivierten Kontrollinstrumenten zu reduzieren. Denn der daraus entstehende zusätzliche administrative Aufwand wird den Spitälern und Kliniken nicht abgegolten. Und nicht zuletzt gilt es, einen offenen Umgang der Gesellschaft mit psychiatrischen Erkrankungen zu fördern. Dies hilft gegen den Fachkräftemangel und erleichtert präventive Arbeit und die Früherkennung.
Beitragsbild: Auch die Gärtnerei der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich (PUK) dient der Genesung der Patient:innen. (Foto: Psychiatrische Universitätsklinik Zürich)