Spitaldirektionen stehen primär in der Verantwortung, die medizinische Versorgung der Patient:innen auf höchstem Niveau sicherzustellen. Infolgedessen liegt ihr Fokus verständlicherweise auf den medizinischen Kernaufgaben wie Diagnose, Behandlung und Forschung. Doch diese Konzentration auf die Kernaufgaben führt häufig dazu, dass Spitaldirektionen die Bedeutung der Nebenbetriebe unterschätzen. Sie tun sich schwer damit, die Leistungen dieser Nebenbetriebe in ihrer vollen Tragweite zu erkennen und angemessen zu beurteilen.
Die Ursache für dieses Missverhältnis ist oft ein mangelndes Verständnis für die Komplexität und die spezifischen Anforderungen dieser nicht-medizinischen Bereiche. Während Ärzt:innen und medizinisches Fachpersonal über hochspezialisierte Kenntnisse in ihrem Bereich verfügen, fehlt es den Entscheidungsträger:innen in den Spitaldirektionen oft an detailliertem Wissen über die operativen und strategischen Anforderungen der Nebenbetriebe. Dies führt dazu, dass Entscheidungen über diese Bereiche häufig auf Basis von Kostenerwägungen getroffen werden, ohne die langfristigen Auswirkungen auf den Spitalbetrieb zu berücksichtigen.
Die Unterschätzung der Nebenbetriebe kann gravierende Folgen haben. Ein ineffizient geführter IT-Bereich kann beispielsweise Sicherheitslücken verursachen. Dies wiederum kann Patient:innendaten gefährden oder zu Systemausfällen führen, die den gesamten Spitalbetrieb lahmlegen. Ähnlich kann ein mangelhaftes Facility Management zu infrastrukturellen Problemen führen, die nicht nur den Betrieb stören, sondern auch die Sicherheit von Patient:innen und Personal gefährden. Wenn die Qualität der Dienstleistungen nachlässt, kann dies die Zufriedenheit und auch den Ruf des Spitals beeinträchtigen.
Ein weiteres Problem ist die mangelnde Integration der Nebenbetriebe in die Gesamtstrategie des Spitals oder einer Klinik. Die Betriebe werden nicht als integraler Bestandteil des Betriebs gesehen, sondern isoliert betrachtet und gemanagt. Dies verhindert, dass Synergien genutzt und Prozesse optimiert werden können, was zu ineffizienten Strukturen und erhöhten Betriebskosten führt.
Um die Leistungen der Nebenbetriebe angemessen beurteilen zu können, müssen Spitaldirektionen ein vertieftes Verständnis für die Zusammenhänge zwischen diesen Bereichen und den medizinischen Kernaufgaben entwickeln. Dies erfordert eine engere Zusammenarbeit zwischen der Führungsebene und den operativen Einheiten der Nebenbetriebe sowie eine stärkere Einbindung von internen Expert:innen in diesen Bereichen in strategische Entscheidungsprozesse.
Darüber hinaus sollte eine ganzheitliche Betrachtung angestrebt werden, bei der die Leistungen der Nebenbetriebe nicht isoliert, sondern in ihrem Zusammenhang mit den Kernaufgaben des Spitals bewertet werden. Nur so kann sichergestellt werden, dass die Nebenbetriebe nicht nur als Kostenfaktor gesehen werden, sondern als essenzielle Stütze für die medizinische Versorgung und den Gesamterfolg des Spitals.
Michael Schuler
Leiter Engineering, Universitätsspital Basel,
Ressortleiter Öffentlichkeitsarbeit IHS, michael.schuler@usb.ch
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