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4. April 2023

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Swiss Nurse Leaders (SNL)

Von der Bettenstation zur Bettenplattform

Für die Pflegenden ändert sich mit dem Umzug in ein neues Bettenhochhaus am Inselspital einiges. Sie haben sich darum damit auseinandergesetzt, wie die Prozesse künftig gestaltet werden können.

Im September 2023 wird am Inselspital Bern das «neue» Anna-Seiler-Haus bezogen. Die stationäre Pflege muss sich nach diesem Umzug an neue Räume und Prozesse anpassen und arbeitet auch nicht wie vorher auf kleineren Bettenstationen, sondern wechselt zu grösseren Einheiten, auch sogenannten interdisziplinären Bettenplattformen. Im Medizinbereich Spezialisierte Chirurgie und Medizin sind sechs Fachkliniken zusammengeschlossen, die gemeinsam eine solche Bettenplattform betreiben.

Fachkompetenz in der Interdisziplinarität

Die Pflegenden haben sich in einem Workshop die Frage gestellt, wie sie in dieser Interdisziplinarität sicherstellen können, dass immer die nötige Fachkompetenz für die Patient:innen aller Fachdisziplinen zur Verfügung steht. Am Workshop dabei waren Vertreter:innen aus Führung, Fachentwicklung und Bildung aus allen Hierarchiestufen der Pflege.

Mit «Planspiel» verschiedene Szenarien durchgespielt

In zwei Gruppen haben die Beteiligten des Workshops in einem «Planspiel» (ähnlich einem Brettspiel mit verschiedenen verschiebbaren Figuren und Elementen) verschiedene Situationen über drei Schichten auf der Interdisziplinären Bettenstation durchgespielt. Die Diskussionen in den Arbeitsgruppen sind schriftlich festgehalten. Die beiden Gruppen gingen die Aufgaben unterschiedlich an. Eine zentrale Frage, die sich die Pflegenden gestellt haben ist, ob man die Kompetenz zur Patient:in bringt oder umgekehrt. Während die eine Gruppe die Patient:innen homogen entsprechend der Fachkliniken auf der Bettenplattform einplante (Patient:in zur Kompetenz), versuchte die andere Gruppe mit einem flexiblen Einsatz der Expertise (erfahrene Pflegefachpersonen, Expert:innen Pflege, Pflegeexpert:innen) eine möglichst offene Belegung der Bettenstation zu erreichen (Kompetenz zu Patient:in). Bei Variante A muss öfters eine Patientin/ein Patient innerhalb der Bettenstation verschoben werden, damit die Homogenität im Ganzen erhalten werden konnte. Variante B ist in dieser Hinsicht flexibler, hat aber zur Folge, dass einzelne Pflegefachpersonen Patient:innen von drei oder mehr Fachbereichen betreuen würden.

Planspiel Variante A (Foto: Barbara Hürlimann)

Beide Varianten sind «am runden Tisch» umsetzbar. Jedoch müssen die Involvierten neben der Fachkompetenz weitere Faktoren, wie z.B. interprofessionelle Prozesse, Zusammenarbeit mit den ärztlichen Kolleg:innen für die Gestaltung der Bettenplattformen, einbeziehen. Wie gestaltet sich z.B. eine tägliche Visite in Variante A oder B?

Eine zentrale Frage, die sich die Pflegenden gestellt haben ist, ob man die Kompetenz zur Patient:in bringt oder umgekehrt.

Das Planspiel hat der Pflege wichtige Anhaltspunkte für die zukünftige Arbeit auf der Bettenplattform aufgezeigt. Bereits heute setzen wir Interdisziplinarität um und kommen dabei immer wieder auf Schlussfolgerungen aus dem Planspiel zurück. Der Alltag zeigt uns aber in der interprofessionellen Zusammenarbeit auch die Grenzen dieser Schlussfolgerungen auf, weil wir die Anliegen der anderen Berufsgruppen in diesem Setting «nur» aus Sicht der Pflege aufnehmen konnten. Die Arbeit auf interdisziplinären Bettenplattformen verlangt von den Pflegenden, dass sie sich mit den verschiedenen Fachgebieten und Prozessen auseinandersetzen und sich eine erweiterte Fachkompetenz aufbauen.

Barbara Hürlimann
Leiterin Pflege Medizinbereich Spezialisierte Chirurgie und Medizin, Inselspital Bern,
Tel. 031 632 95 24, barbara.huerlimann@insel.ch

Beitragsbild: H+ Die Spitäler der Schweiz

   

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