«Die finanzielle Lage der St.Galler Spitäler per Mitte 2023 ist dramatisch, und wir sind gezwungen, einschneidende Massnahmen in jeglichen Kostenbereichen zu treffen, damit sich das mittelfristig ändert», sagt der Verwaltungsratspräsident der Spitalverbunde des Kantons St.Gallen, Stefan Kuhn. Der mittel- bis langfristig nötige Verbesserungsbedarf liege bei jährlich über 60 Millionen Franken. Dieses Ziel sei ohne einen Stellenabbau nicht zu erreichen: «Wir bedauern sehr, dass dafür die Streichung von rund 440 Stellen nötig ist. Dies wird für alle Spitäler ein schmerzlicher Prozess sein, aber leider ist es aus Sicht des Verwaltungsrates und den Geschäftsleitungen unumgänglich.»
Angesichts der steigenden Kosten sind endlich auch markante Preisanpassungen und ein kontinuierlicher Ausgleich der Inflation notwendig, sofern wir auch künftig eine qualitativ hohe medizinische Versorgungsqualität und -sicherheit gewährleisten sollen.»
Stefan Kuhn, Verwaltungsratspräsident der Spitalverbunde des Kantons St.Gallen
Der Souverän hat im Frühling 2023 eine Kapitalisierung der St.Galler Spitäler von insgesamt 160 Millionen Franken (davon 80 Millionen an der Urne) genehmigt. Diese Finanzspritze genügt jedoch nicht, um die mittelfristige finanzielle Gesundung zu erreichen. Da gleichzeitig die Tarifpolitik der Krankenkassen und des Kantons trotz überdurchschnittlicher Teuerung keine Preisanpassungen bringt, sehen sich die vier Spitalverbunde gezwungen, ein Restrukturierungsprogramm zur Ergebnisverbesserung umzusetzen.
Die Massnahmen der vier St.Galler Spitäler umfassen diverse Projekte. Dazu gehört ein umfassender Performance-Management-Ansatz, der Prozesse, Effizienz und damit das Ergebnis verbessern soll. Neben der Einleitung gezielter Massnahmen zur Kostenreduktion im Sachaufwand, werden die Spitalverbunde ein umfassendes Kapazitätsmanagement etablieren, um die benötigten Unternehmensressourcen mit der Patientennachfrage abzustimmen. Diese Massnahmen sind jedoch nicht ausreichend, um die dringliche Ergebnisverbesserung zu erzielen.
Mit knapp 9000 Mitarbeitenden sind die St.Galler Spitäler der grösste Arbeitgeber der Ostschweiz. Ein weiteres Element des Ergebnisverbesserungsprogramms ist daher eine Anpassung des Personalaufwands aufgrund der Frequenzentwicklung. Daraus abgeleitet, wurden Zielvorgaben zu den Personalkosten in den Bereichen Support, Pflege und Kliniken festgelegt. Dementsprechend kommen sämtliche Spitalverbunde nicht darum herum, Stellen zu reduzieren. Ende Oktober 2023 wird bekannt sein, wo genau die notwendigen Stellen zu reduzieren sind. Der Stellenabbau wird in erster Linie in Supportfunktionen und in der Administration erfolgen, jedoch auch im Kernbereich von Medizin und Pflege notwendig sein.
Die Geschäftsleitungen und der Verwaltungsrat stehen im Kontakt mit den Personalverbänden und bringen den Sozialplan der Regierung des Kantons St.Gallen zur Anwendung. Dieser federt die finanziellen Auswirkungen für betroffene Mitarbeitende ab und stellt deren Begleitung bei der Stellensuche sicher. Stefan Kuhn weist darauf hin: «Angesichts der steigenden Kosten sind endlich auch markante Preisanpassungen und ein kontinuierlicher Ausgleich der Inflation notwendig, sofern wir auch künftig eine qualitativ hohe medizinische Versorgungsqualität und -sicherheit gewährleisten sollen.»
Im Positionspapier «Die heutige Spitalfinanzierung hat ihre Grenzen erreicht» hat H+ unlängst angesichts der Unterfinanzierung der Spitäler umgehende Anpassungen im Finanzierungssystem und bei den Tarifen gefordert, weil ansonsten Qualitätseinbussen bis hin zu Versorgungsengpässen drohen.
Beitragsbild: Kantonsspital St.Gallen