Ein Blick auf die Finanzzahlen der Schweizer Spitäler und Kliniken macht die dramatische Situation deutlich: Kaum ein Spital kann schwarze Zahlen schreiben, teure Rettungsaktionen durch die Kantone werden immer häufiger nötig. Es handelt sich dabei nicht um ein Problem einzelner Spitäler, die schlecht wirtschaften, sondern um eine systematische Finanzierungslücke.
Diese Situation gefährdet die medizinische Versorgung direkt. Die Spitäler und Kliniken haben keine Mittel, um in die Modernisierung der Betriebe zu investieren – auch wenn dies gerade in der Medizin unerlässlich ist. Nicht nur Investitionen in die Infrastruktur, sondern auch solche in die technische Weiterentwicklung oder die Personalsicherung und -gewinnung kommen zu kurz.
Wenn keine sofortigen Anpassungen erfolgen, wird die Finanzlage der Spitäler unweigerlich zu einer Einschränkung des Versorgungsangebots führen, aber auch den Druck auf das Personal erhöhen.
Die Erklärung für diese finanzielle Negativspirale ist klar: Obwohl die Umsätze der Spitäler steigen, verbessern sich die Margen nicht. Die Problematik hat ihren Grund also im Tarifsystem: Die aktuellen Tarife decken die realen Kosten nicht, insbesondere im ambulanten Bereich, wo eine Unterdeckung von gegen 30 Prozent besteht. Jetzt ist ein Entgegenkommen von Seiten der Politik und der Krankenversicherer nötig, um die finanzielle Situation der Spitäler zu stabilisieren und die hohe Versorgungsqualität langfristig sicherzustellen.
Konkret ist eine sofortige Tariferhöhung um fünf Prozent notwendig, damit die Folgen der Teuerung aufgefangen werden können. In den kommenden vier Jahren müssten zudem die Tarife in dem Masse angepasst werden, dass die realen Kosten im ambulanten und stationären Bereich gedeckt werden.
Von Seiten der Politik wird als Lösung für eine hochstehende und gleichzeitig bezahlbare Gesundheitsversorgung stets die überregionale oder nationale Spitalplanung genannt – und damit verbunden die Reduktion der Anzahl Spitäler und Kliniken in der Schweiz. Tatsächlich hat die Schweiz vergleichsweise viele Spitäler, was auch an den topografischen Gegebenheiten liegt.
Alle diese Spitäler sind jedoch sehr gut ausgelastet, leere Betten gibt es kaum. Eine Reduktion der Anzahl Spitäler hätte also direkte Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung. In der politischen Debatte sollte folglich nicht die Anzahl der Spitäler im Zentrum stehen – sondern die Art der Gesundheitsversorgung, die wir in unserem Land wollen.
Die Spitäler und Kliniken haben in den letzten Jahren bereits grosse Schritte auf dem Weg in die Spitallandschaft der Zukunft unternommen. Einzelne Spitäler haben sich in Gruppen zusammengefunden, Konsolidierungen sind erfolgt und die überregionale Zusammenarbeit schreitet voran.
Durch die fortschreitende Ambulantisierung wird sich das Spitalangebot weiter verändern. Die Spitäler der Schweiz sind bereit dazu, diesen Weg weiterzuverfolgen – sie benötigen dafür aber faire Rahmenbedingungen.
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