Wirft man einen Blick auf die mediale Berichterstattung der letzten Tage und Wochen, so wird eines deutlich: Die finanzielle Situation der Spitäler und Kliniken hat sich weiter verschärft. Viele H+ Mitglieder schreiben Verluste.
Die Folge: Die Kantone springen ein und retten jene Spitäler und Kliniken, die der Kanton für die optimale kantonale Gesundheitsversorgung als systemrelevant einschätzt. Doch werden damit jene Institutionen überleben, die wir für eine Gesundheitsversorgung der Zukunft benötigen? Die Frage lässt sich nicht so einfach beantworten (siehe auch Artikel von Economiesuisse in der aktuellen Ausgabe). Dazu braucht es den Dialog unter den verschiedenen Partnern, aber auch eine gesellschaftliche Diskussion darüber, welchen Preis wir als Gesellschaft bereit sind, für ein qualitativ hochstehendes Gesundheitswesen zu bezahlen.
Die Spital- und Klinikbranche lebt im Hier und Jetzt. Die Unterfinanzierung ist real und beträgt im ambulanten Bereich 30 Prozent. Im stationären Bereich können nur 90 Prozent der Kosten gedeckt werden. Diese finanzielle Schieflage gefährdet nicht nur die wirtschaftliche Stabilität der Einrichtungen, sondern auch die Qualität der medizinischen Versorgung.
Die Gründe für diese Unterfinanzierung sind vielfältig: Inflation, Fachkräftemangel und ein immer grösser werdender administrativer Aufwand. Ein zentraler Grund ist aber das völlig veraltete ambulante Tarifsystem. In diesem Bereich sieht H+ auch den dringendsten Handlungsbedarf.
Ein kohärentes Tarifsystem aus ambulanten Pauschalen und aus TARDOC für Leistungen, die nicht pauschaliert werden können (z. B. Konsultationen), bietet eine vielversprechende Lösung zur Bewältigung dieser Herausforderungen. Die Vorteile dieses Systems lassen sich in mehreren Punkten zusammenfassen:
Für ein zukunftsgerichtetes ambulantes Tarifsystem braucht es den Konsens aller Tarifpartner. H+ ist an guten und konsensfähigen Lösungen interessiert und beteiligt sich aus diesem Grund aktiv an den Arbeiten unter der Federführung der Organisation Ambulante Arzttarife (OAAT) AG.
Basis für einen Konsensvorschlag sollen die Vorgaben des Bundesrates bilden, die noch vor der Sommerpause von diesem verabschiedet werden sollen. Danach haben die Tarifpartner bis im Herbst 2024 Zeit, sich auf eine Lösung gemäss den Vorgaben des Bundesrates zu einigen und diese zur Genehmigung einzureichen. Eine Inkraftsetzung per 1. Januar 2026 wird angestrebt.
H+ arbeitet zusammen mit den Tarifpartnern unter der Federführung der OAAT und des EDI aktiv mit. H+ unterstützt im Grundsatz das Vorgehen, da die Spitäler und Kliniken der Überzeugung sind, dass nur ein Tarifsystem aus ambulanten Pauschalen und TARDOC für Leistungen, die nicht pauschaliert werden können, zukunftsgerichtet ist. Eine alleinige Einführung des TARDOC ist für H+ keine Option.
Wir setzen uns auch weiterhin dafür ein, dass die Spitäler und Kliniken nach Genehmigung des Tarifsystems durch den Bundesrat mindestens zwölf Monate Zeit erhalten, um das neue Tarifsystem in den Betrieben zu implementieren. Denn eine ausreichende Umsetzungsfrist von mindestens zwölf Monaten ist notwendig, um alle notwendigen Anpassungen in IT-Systemen und Prozessen vorzunehmen.
Neue Tarifverträge müssen verhandelt und Schulungen durchgeführt werden, um eine reibungslose Implementierung sicherzustellen. Die Parametrisierung zentraler IT-Systeme, die Anpassung der Abrechnungsprozesse und die Einführung neuer Erfassungsstandards sind komplexe Aufgaben, die sorgfältige Planung und Koordination erfordern.
Beitragsbild: Ein kohärentes Tarifsystem aus ambulanten Pauschalen und aus TARDOC für Leistungen, die nicht pauschaliert werden können (z. B. Konsultationen), bietet eine vielversprechende Lösung, um die aktuellen Herausforderungen zu bewältigen (Foto: Canva.com).