Durch die zunehmenden technologischen Innovationsprozesse wird die Gesundheitsbranche in einigen Jahren nicht mehr wiederzuerkennen sein. Sofern die Digitalisierung der Medizin und der Gesundheitsversorger gelingt, bringt diese viele Vorteile sowohl für die Patient:innen als auch für die Dienstleister. Der Weg dorthin birgt allerdings zahlreiche Herausforderungen – gerade auch für Spitäler und Kliniken. Aus der Perspektive einer Spitalführung genügt es in Zukunft nicht mehr, ein einfaches Spital zu sein, nach vorgegebenen Tarifen abzurechnen und den Wandel über sich ergehen zu lassen. Vielmehr geht es darum, die Herausforderungen proaktiv zu meistern.
Gefordert ist das Spital mannigfach: Als Arbeitgeber, der seine Mitarbeitenden fachlich und persönlich auf den Wandel vorbereitet; als Innovationsplattform, auf welcher neue Therapien und Behandlungen mit Bildungsinstitutionen und Jungunternehmen entwickelt, getestet und angewendet werden; und schliesslich das Spital und seine Exponenten als Think Tank, welcher sich in Diskussionen einbringt und den Wandel mitgestaltet.
Die innovativen Spitäler, wie z. B. das KSB, transformieren sich zum Nutzen der Patient:innen in ganzheitliche Dienstleistungszentren rund um die Themen Gesundheit und Wohlbefinden. Sie gehören im Wandel der Spitallandschaft zu den Gewinnern. Dies unterstreicht die Bedeutung von Innovationsstrategien für Spitäler, wobei zentral ist, dass sie dabei den Fokus insbesondere auf die Nähe zu den Patien:innen richten.
Durch die zunehmende Geschwindigkeit der technologischen Entwicklung muss die Spitalführung – will sie Schritt halten – näher am Geschehen sein als je zuvor. Als Gesundheitsversorger muss ein Spital absehbare Veränderungen bzw. disruptive Entwicklungen auf dem Radar haben und auf dem neusten Stand der Dinge sein. Die Spitäler und Kliniken müssen bereit sein, Veränderungen an sich herankommen zu lassen und nicht vor dem Wandel zurückzuschrecken.
Darüber hinaus können die Spitäler nur in enger Zusammenarbeit mit den eigenen Mitarbeitenden und externen Partnern aus verschiedenen Disziplinen neue Konzepte, Prozesse, Diagnosen und Behandlungswege zum Wohl der Patient:innen entwickeln. Ausserdem sollte ein Spital dort präsent sein, wo die Therapien und Diagnosen der Zukunft gestaltet und vorangetrieben werden, sprich in den Hochschulen, Forschungszentren und Startups.
Der Verwaltungsrat der KSB AG hat auf Antrag der Geschäftsleitung die Innovation als strategisches Handlungsfeld definiert. 2018 hat er den Health Innovation Hub des KSB errichtet und spricht jährlich ein variierendes Budget. Seither hat der Hub neun Projekte realisiert, betreut neun laufende Innovationsprojekte, bahnt fünf neue Projekte an, ist mit über vierzig innovativen Unternehmungen im Gespräch (darunter auch Institutionen wie das Paul-Scherrer-Institut und das Universitätsspital Zürich) und hat sich an zwei Startups beteiligt (Nuclidium und Hey Patient). Hinzu kamen über fünfzig Projekte, die verworfen wurden, weil sie nicht zu Win-win-Situationen führten.
Eine Innovationsstrategie sollte folgende Elemente beinhalten: Zentral ist ein Innovations-Monitoring, welches es erlaubt, am Puls der neusten Entwicklungen auf den Gebieten Technologie, Diagnose und Therapie zu bleiben und Innovationen möglichst schnell aufzugreifen und umzusetzen. Eine Plattform oder eine Art Laboratorium, wie z. B. der Health Innovation Hub am KSB, ermöglichen ausserdem Kooperationen mit Forschungs- und Bildungsinstitutionen sowie mit innovativen Firmen – darunter auch Startups.
Das Zusammenbringen verschiedenster Player im Gesundheitswesen und der bewusst aufgebaute Kontakt mit Startups ermöglicht es agilen Häusern, Innovationen zu erkennen, interessante Projekte zu fördern und so die eigene Gesundheitsversorgung zu verbessern. Dieses Zusammenwirken muss aber geführt werden. Ein Spital benötigt eine Scouting-Abteilung: Fachspezialisten müssen beurteilen, was der potenzielle Nutzen eines Innovationsprojektes für beide Partner sein kann. Darum kümmert sich Max Grimm seit drei Jahren mit grossem Erfolg am KSB.
Schliesslich braucht es eine Innovationskultur. Dies ist eine Frage der Führung: Verwaltungsrat und Geschäftsleitung müssen innovatives Verhalten fördern, richtige Anreize setzen, innovatives Verhalten selbst vorleben und mittels interner Kommunikation (getreu dem Motto «Tue Gutes und sprich darüber») dafür sorgen, dass Innovationen im ganzen Haus zur Kenntnis genommen werden. Awards, Auszeichnungen und positive Rückmeldungen können dabei helfen.
Fest steht, dass der technologische Wandel und die Digitalisierung fortschreiten, unabhängig von der Art und Weise, wie Organisationen mit dem technologischen Wandel umgehen oder wie bereit sie für Veränderungen sind. Im Zukunftsalltag des Spitalbetriebs werden die meisten Prozesse digital erfasst und technologisch abgewickelt. Davon betroffen sind: Medizinische Eingriffe, Diagnostik, Informationsmanagement, Verpflegung, Logistik, Administration und sogar das Management (wir sitzen heute vor iPads und nicht mehr vor Aktenbergen). Nur wer heute diese Trends rechtzeitig erkennt, ist auch in der Lage, ein modernes zukunftsfähiges Spital zu bauen. Das KSB zieht fortwährend Profite aus der Tätigkeit des Hubs für seinen Neubau, der im Herbst 2024 eröffnet wird.
Eine indirekte Folge des Hubs ist die enge Zusammenarbeit, welche das KSB und die ETH Zürich pflegen – neben der Partnerschaft in der medizinischen Lehre bestehen auch Kooperationen in der klinischen und experimentellen Forschung. Im Rahmen der gemeinsamen Forschungskooperation («Clinical Research ETH@KSB») werden gemeinsame Initiativen und Forschungsprojekte gefördert, begleitet und umgesetzt. Dabei profitiert die ETH nicht nur vom klinischen Testumfeld, den medizinischen Daten und der Gesundheitsexpertise am KSB, sondern auch von den Räumlichkeiten im Partnerhaus II, das im Frühjahr 2023 auf dem KSB-Gesundheitscampus eingeweiht wird. Dadurch werden die Kommunikationswege kürzer und der kreative Austausch intensiviert.
Weitere Infos: www.ksb.ch/innovation
Beitragsbild: Nur wer die Technologietrends rechtzeitig erkennt, kann ein modernes zukunftsfähiges Spital bauen (Foto: shutterstock).