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2. Dezember 2025

FOCUS

Sicht eines Soziologen: «Spitäler mittels Zuhören und Sinnvermittlung führen»

Competence Muriel Chavaillaz

Autorin

Muriel Chavaillaz

Journaliste de Competence pour la Suisse romande et le Tessin

muriel.chavaillaz@hplus.ch

Medienwirksame Entlassungen, überstürzte Abgänge, interne Krisen … Die Veränderungen an der Spitze der Schweizer Spitäler nehmen zu. Aber steckt dahinter tatsächlich eine Krise des Spitalmanagements? «Ich habe den Eindruck, dass es sich in erster Linie um einen Medieneffekt handelt», relativiert Stéphane Cullati, Soziologe und Sozialepidemiologe an der Universität Freiburg. Es mangle in der Schweiz an Daten und er weist darauf hin, dass die Fluktuationsrate z.B. in den US-Spitaldirektionen seit vierzig Jahren stabil ist.

Ich habe den Eindruck, dass es sich in erster Linie um einen Medieneffekt handelt.

Stéphane Cullati
Stéphane Cullati, Soziologe und Sozialepidemiologe an der Universität Fribourg (Foto: zvg)

Für ihn liegt die Schwierigkeit der CEO-Position vor allem darin, zwei Logiken miteinander in Einklang zu bringen: einerseits den finanziellen Druck seitens der Politik und der Verwaltungsräte und andererseits eine personzentrierte Versorgung mit hoher Qualität anzustreben. Zu dieser Spannung kommen tiefgreifende Veränderungen hinzu: flachere Hierarchien, neue Erwartungen seitens der Fachkräfte sowie das Streben nach einer besseren Vereinbarkeit von Privat- und Berufsleben.

Es handelt sich um einen hochintensiven Job, bei dem Überlastung und Burnout nicht selten sind. «Man kann ein Spital nicht wie eine Fabrik führen», betont der Forscher. Der Schlüssel liege in einer Führung, die auf Zuhören und Sinnhaftigkeit basiert: «Man muss es mögen, gegensätzliche Kräfte in Einklang zu bringen sowie in der Lage sein, in einem System, das sich im Umbruch befindet, das Ruder in der Hand zu behalten.»

Beitragsbild: Canva

   

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