Der Nationale Vergleichsbericht fasst die Analysen von Swissnoso zur Häufigkeit und zum Schweregrad von Wundinfektionen nach ausgewählten chirurgischen Eingriffen in der Erhebungsperiode 2022/2023 zusammen. Die Messung der Wundinfektionen unterstützt die beteiligten Akutspitäler und -kliniken dabei, das Risiko von Wundinfektionen zu reduzieren.
In der Erhebungsperiode 2022/2023 überwachten 150 Spital- und Klinikstandorte insgesamt 65 251 Operationen. Dabei stellten sie über alle untersuchten Eingriffsarten 1653 postoperative Wundinfektionen fest, was einer Wundinfektionsrate von 2,5 Prozent entspricht. Die Mehrheit der Infektionen wurde nach Spitalaustritt beobachtet (56,0%). Bei 603 Wundinfektionen kam es zu einem Spital-Wiedereintritt. Dies entspricht einem Anteil von 36,5 Prozent aller Wundinfektionen. Bei 49,4 Prozent aller Fälle respektive 816 Wundinfektionen war eine erneute Operation nötig.
Von den untersuchten Eingriffsarten wiesen die elektiven Knieimplantationen die tiefsten Wundinfektionsraten auf (0,3% von 14 688 Eingriffen), gefolgt von den Implantationen von Hüft-Totalprothesen (0,7% von 16 080 Eingriffen). Die höchsten Raten zeigten sich nach Operationen am Enddarm (15,5% von 432 Eingriffen) und am Dickdarm (11,4% von 7179 Eingriffen) sowie nach arterieller Gefässchirurgie an den unteren Extremitäten (11,6% von 207 Eingriffen).
Um Infektionen nach Darmoperationen zu vermeiden, sind umfassende und sorgfältig aufeinander abgestimmte Massnahmen zentral. Im Nationalen Vergleichsbericht betonen Prof. Dr. med. Martin Hübner und Dr. med. Jonas Jurt, Viszeralchirurgen am Universitätsspital Lausanne (CHUV), die Bedeutung von Massnahmen wie minimal-invasive Operationsmethoden und Antibiotikaprophylaxe. Patientenseitig sind v. a. Rauchstopp und eine optimierte Ernährung wirksam, um das Infektionsrisiko zu senken.
Die Gesamtinfektionsraten blieben bei allen Eingriffen im Vergleich zum Überwachungszeitraum 2021/2022 stabil. Bei der Infektionstiefe gab es gewisse Veränderungen: Die Organ-/Hohlrauminfektionen gingen nach arterieller Gefässchirurgie an den unteren Extremitäten signifikant zurück. Allerdings wurde dieser Eingriff nur von zwei Spitälern auf Wundinfektionen beobachtet. Signifikant höhere Raten verzeichneten die Organ-/Hohlrauminfektionen dagegen nach Enddarmoperationen, und auch bei den oberflächlichen Infektionen nach Blinddarmoperationen war ein signifikanter Anstieg zu beobachten (vgl. Tabelle). Bei mehreren Eingriffen zeigte sich schliesslich eine signifikante Verbesserung bei der Antibiotikaprophylaxe. Die zeitgerechte Abgabe von Antibiotika vor der Operation ist eine zentrale Massnahme zur Prävention von Wundinfektionen.
Seit Beginn der Überwachung 2011 zeigen Blinddarm-, Gallenblasen-, Dickdarm- und Magenbypassoperationen signifikant rückläufige Infektionsraten. Signifikant steigende Raten sind dagegen nach Enddarmoperationen, Kaiserschnitten und Gebärmutterentfernungen zu beobachten (vgl. Tabelle). Für die Langezeitanalyse wurden 595 515 Operationen seit 2011 ausgewertet.
Eingriffe mit Implantat sind aufgrund eines Methodenwechsels jedoch erst seit 1. Oktober 2021 berücksichtigt. Die nach früherer Methode zwischen 2011 und 30. September 2021 erhobenen Daten zeigen rückläufige Infektionsraten nach Herzchirurgie, elektiven Knie- und Hüftimplantationen sowie Wirbelsäuleneingriffen mit Implantat. Aus den aktuellen Daten (2021 bis 2023) für Eingriffe mit Implantat ist aber noch nicht ersichtlich, ob sich dieser Trend fortsetzt.
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