Der Nationale Verein für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken (ANQ) und das Nationale Zentrum für Infektionsprävention (Swissnoso) haben die neueste Analyse zur Häufigkeit und zum Schweregrad von Wundinfektionen nach ausgewählten chirurgischen Eingriffen veröffentlicht. Der Nationale Vergleichsbericht präsentiert die Ergebnisse der Erhebungsperiode 2021/2022 und zeigt die langfristige Entwicklung der Wundinfektionsraten auf. Diese Auswertungen unterstützen die teilnehmenden Spitäler und Kliniken dabei, das Risiko von Wundinfektionen mit gezielten Massnahmen zu verringern.
Bei der Mehrheit der überwachten chirurgischen Eingriffe zeigt der zeitliche Trend einen Rückgang der Infektionsraten. Die Langzeitanalyse berücksichtigt 570 856 Operationen seit 2011.
Statistisch signifikant ist dieser Abwärtstrend nach Blinddarm-, Gallenblasen-, Dickdarm-, Magenbypass- und Herzoperationen sowie nach aorto-koronaren Bypassoperationen (CAB), elektiven Hüftimplantationen und Wirbelsäuleneingriffen mit Implantat. Auch nach Eingriffen an der Wirbelsäule ohne Implantat, Herzklappenersatzoperationen und elektiven Knieimplantationen gehen
die Infektionsraten über die Zeit zurück, allerdings nicht im statistisch signifikanten Bereich.
Dagegen sind seit 2011 signifikant steigende Raten nach Enddarmoperationen, Kaiserschnitten und Gebärmutterentfernungen zu beobachten.
In den letzten zwei Jahren zeigten jedoch die Raten aller Infektionsarten in der Enddarmchirurgie eine Abnahme. Sollte sich dieser Trend bei der nächsten Erhebung bestätigen, könnte sich der langfristige Aufwärtstrend umkehren. Ähnliches gilt für die Infektionsraten nach Kaiserschnitten und Gebärmutterentfernungen. Diese gingen seit der letzten Erhebung 2020/2021 zurück, sind im Langzeitverlauf aber insgesamt steigend.
Bei den überwachten Eingriffen wurde die zeitgerechte Verabreichung von Antibiotika zur Infektionsprävention überprüft. Dieses Jahr legten Swissnoso und der ANQ einen besonderen Fokus auf die Antibiotikaprophylaxe bei Kaiserschnitt.
Im Nationalen Vergleichsbericht beleuchtet Prof. em. Dr. med. Irene Hösli, Expertin für Gynäkologie und Geburtshilfe, anhand von aktuellen Studien die Frage, ob die präventive Antibiotikagabe vor oder nach dem Hautschnitt besser wirkt. Dabei kommt sie zum Schluss, dass die Antibiotikaprophylaxe weiterhin gemäss den aktuell gültigen Leitlinien vor der Operation verabreicht werden sollte.
In der Erhebungsperiode 2021/2022 bewegten sich die Infektionsraten zwischen 0,7 Prozent bei den elektiven Knieimplantationen und 13,8 Prozent bei den gefässchirurgischen Eingriffen (vgl. TABELLE). Mehr als die Hälfte aller erfassten Infektionen wurde nach Spitalaustritt festgestellt. In vielen Fällen war eine erneute Hospitalisation nötig.
Die Analyse 2021/2022 basiert auf rund 63 400 Operationen in 152 Spitälern, Kliniken und Spitalstandorten. Die Vorperiodenvergleiche sind aufgrund schwankender Fallzahlen mit Vorsicht zu interpretieren. In der aktuellen Periode wirkte sich zudem ein pandemiebedingter dreimonatiger Messunterbruch auf die Fallzahlen aus. Wie die regelmässigen Validierungsaudits in den Institutionen belegen, war die Qualität der Infektionsüberwachung und der erfassten Daten insgesamt gut.