Die aktuellen Herausforderungen im Spital sind komplex und erfordern einen ganzheitlichen Ansatz zur Bewältigung. Wie gewinnen wir qualifizierte Fachkräfte, wie binden wir unsere Mitarbeitenden und wie setzen wir sie effizient ein?
Es ist entscheidend, die Erfahrung der Mitarbeitenden sowohl während der Rekrutierung und insbesondere beim Onboarding als auch bei ihrem Ausscheiden positiv zu gestalten. Investitionen in die Förderung einer positiven Unternehmens- und Führungskultur, in die Aus- und Weiterbildung sowie in die Implementierung von effizienten Arbeitsabläufen können dazu beitragen, eine qualitativ hochstehende Versorgung zu bieten und den Anforderungen einer sich ständig verändernden Gesundheitslandschaft gerecht zu werden.
In einer Zeit, in der Führungskräfte eine zentrale Rolle für den Erfolg eines Unternehmens spielen und die emotionale Bindung der Mitarbeitenden stark beeinflussen, ist ein Umdenken hin zu positiver Führung und Mitbestimmung der Mitarbeitenden von grosser Bedeutung.
Gute Führungspersonen mit einem positiven Leadership-Mindset schaffen eine Umgebung, in der positive Emotionen, Engagement, Beziehungen, Sinn und eine Leistungskultur gefördert werden und so nachweislich dazu beitragen die Mitarbeiterzufriedenheit zu steigern und die Absenzzahlen zu senken.
Wichtig sind Führungskräfte, die ein positives Leadership-Mindset kultivieren und ihren Mitarbeitenden Raum für Mitbestimmung und persönliche Entwicklung geben. Eine auf Stärken und Entwicklung fokussierte Führung schafft ein Arbeitsumfeld, in dem Mitarbeitende Freude und Sinn in ihrer Arbeit finden. Eine positive Unternehmenskultur, geprägt von systemischem Denken und gegenseitiger Unterstützung, fördert zudem ein Gefühl der Zugehörigkeit und Zusammenarbeit.
Doch eine wachsende Unzufriedenheit ist beim pflegerischen Personal nicht zu übersehen. Lange Arbeitszeiten, starke Belastungen und das Gefühl, von administrativen Aufgaben überwältigt zu sein, erschöpfen die Mitarbeitenden. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist es entscheidend dem Grundsatz «Schuster bleib bei deinen Leisten» zu folgen. Pflegefachkräfte sollen ihre Hauptaufgaben ausführen, für die sie ausgebildet wurden und die sie ausüben möchten. Die Freude am Beruf steigt, wenn sie das tun können, wofür sie sich ursprünglich entschieden haben.
Wir zielen somit darauf ab, Tätigkeiten wie Transporte von Patient:innen, administrativen Aufwand für Logistik und Planung, aber auch die Dokumentation im pflegerischen Alltag zu minimieren.
Spitäler und Kliniken sehen sich mit einer hohen Absenzenrate konfrontiert. Dies belastet die verbleibenden Mitarbeitenden und kann die Versorgungsqualität beeinträchtigen. Eine effektive Personalplanung, die auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden eingeht und Massnahmen zur Burnout-Prävention umsetzt, ist entscheidend, um diesen Herausforderungen zu begegnen.
In unserer Klinik übernehmen die Mitarbeitenden die Planung ihrer Dienstpläne, was ihre Eigenverantwortung und Zufriedenheit fördert und den administrativen Aufwand reduziert. Zusätzlich bieten wir Anreize wie einen speziellen Dienstplanungsbonus für nicht besetzte Dienste, um die Attraktivität für das interne Personal zu steigern. Um den Bedarf an externen Arbeitskräften zu verringern, arbeiten wir an einem konzernweiten Pool, der es unseren Mitarbeitenden ermöglicht, in diversen Hirslandenkliniken zu arbeiten.
Neue Arbeitszeitmodelle wie Teilzeitarbeit und flexible Arbeitsverträge sind wesentlich für die Anpassung an die Bedürfnisse des Pflegepersonals. Unsere Mitarbeitenden haben die Möglichkeit, sich zusätzliche Ferientage zu erwerben oder ihre SOLL-Arbeitszeit (Flexverträge) monatlich individuell zu gestalten und auf Stundenlohnbasis vergütet zu bekommen. Darüber hinaus haben wir ein Ausfallsmanagement mit Jokerdiensten implementiert, um kurzfristige Ausfälle abzufedern. Die Flexibilität unserer Mitarbeitenden durch kurzfristig Dienstplanänderungen bzw. Eispringen belohnen wir mit einem finanziellen Bonus.
Finanzielle Anreize wie generelle Lohnerhöhungen können kurzfristig die Zufriedenheit der Mitarbeitenden steigern, jedoch erzielen sie langfristig keine nachhaltigen Verbesserungen. Um dauerhafte positive Veränderungen zu bewirken und intrinsisch zu motivieren, bedarf es eines umfassenden Ansatzes. Grundsätzlich ist es wichtig, dass die Mitarbeitenden erkennen, welchen Beitrag sie persönlich zur Erreichung der Klinikziele leisten und dass sie Einfluss auf die Versorgungsqualität und Patientensicherheit haben.
Die Förderung operativer Exzellenz sollte durch effiziente Prozesse und die Reduzierung von pflegefremden Tätigkeiten unterstützt sein. Auch spielen Entwicklungsmöglichkeiten und die Beteiligung der Mitarbeitenden an der Gestaltung von Prozessen eine entscheidende Rolle. Zudem sind breit angelegte Arbeitszeitmodelle zu erwähnen. Ein ganzheitliches Denken, das über monoprofessionelle Silos hinausgeht, ist ebenfalls von grosser Bedeutung, um langfristig die Arbeitszufriedenheit und -effizienz zu steigern.
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