Florence Nightingales Maxime «Nurse the sick one, not the sickness» unterstreicht den Fokus der Pflege auf die Auswirkungen einer Erkrankung auf Betroffene. Die Aufgabe von Pflegefachpersonen besteht somit darin, Reaktionen von Patient:innen auf deren Gesundheitszustand zu beurteilen und die Patient:innen bei Aktivitäten zu unterstützen, die zur Gesundheitsförderung, Genesung oder einem würdevollen Lebensende beitragen. Grundlage dieser Beurteilung sind u. a. Patientenerfahrungen – ein zentrales Element des Pflegeprozesses.
Dieser Fokus spiegelt sich in der Pflegeforschung und -entwicklung wider. Mit ihrer Vielfalt an Methoden, insbesondere qualitativen Forschungsansätzen, wird der Erfassung der Patientenerfahrung ein hoher Stellenwert beigemessen. Dies gilt auch bei der Entwicklung von Patient Reported Outcome und Experience Measures (PROMs und PREMs), die in das Repertoire sehr vieler Pflegewissenschaftler:innen gehören.
Konsequenterweise sind Patientenerfahrungen auch in der Pflegeausbildung ein zentrales Thema. Die Abschlusskompetenzen diplomierter Pflegefachpersonen umfassen u. a. die Fähigkeit, gemeinsam mit Patient:innen und Angehörigen Pflegeziele zu definieren sowie sie dabei zu unterstützen, Krankheiten vorzubeugen, zu managen bzw. zu bewältigen. Diese Kompetenzen reflektieren die fundamentale Bedeutung der Patientenerfahrungen für die pflegerische Praxis, die heute zunehmend in interprofessionellen Lehrveranstaltungen zum Tragen kommt.
Darüber hinaus wird bei der Vertiefung der Pflegekompetenzen auf Masterstufe Pflege ein besonderer Fokus auf Lehrinhalte zur Patientenzentriertheit gelegt. Beispielsweise mit Patientenerfahrungen als Basis der Analyse komplexer Pflegesituationen, analog zum Chronic Care Model. Oder Methoden und Massnahmen zu vermitteln, um Pflegende, Teams und Organisationen dabei zu begleiten, patientenzentrierte, partnerschaftliche Versorgungsprozesse zu implementieren.
All diese Aspekte unterstreichen die Bedeutung und Evolution des Konzepts der Patientenerfahrungen in der Pflegewissenschaft, -lehre und -praxis. Angesichts der zunehmenden Anerkennung bleibt zu hoffen, dass diese Pflegekompetenzen auch in der Praxis vermehrt zur Anwendung kommen können, zum Beispiel mittels einer angemessenen Finanzierung.
1Damit sind hier stets auch die Erfahrungen der Angehörigen und anderer indirekt Betroffener gemeint.
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