Lieber spät als nie? Für die Ärztezulassungsregelung gilt das leider nicht. Es ist das alte Lied: Wenn der Staat reguliert, hinkt er der Entwicklung hinterher. Vor Jahren hatten wir zu viele Ärztinnen und Ärzte. Heute sind es viel zu wenige. Und, um die Pointe gleich vorwegzunehmen: Es sind nicht die Ärzte, die die Kosten in die Höhe treiben – sondern der Staat.
Spitäler wie das Kantonsspital Baden, die mit dezentralen Angeboten den Hausärztemangel zu kompensieren versuchen, werden doppelt gestraft.
Um das Bürokratie-Monster namens «Neuregelung der Zulassungsbeschränkung» zu bändigen, müssen neue Stellen geschaffen werden, in den Spitälern und in den kantonalen Behörden. Der Mehrwert für die Patientinnen und Patienten? Null-Komma-nichts. Deshalb gibt es nur eine Lösung: Die Übung sofort abbrechen!
Spitäler wie das Kantonsspital Baden, die mit dezentralen Angeboten den Hausärztemangel zu kompensieren versuchen, werden doppelt gestraft. Der Aufwand für die Ausbildung der Ärztinnen und Ärzte, die im Rotationsprinzip in den Dependancen eingesetzt werden, ist enorm, weil jeweils für jeden Aussenstandort eine Bewilligung notwendig ist. Zudem torpedieren wir damit genau dasjenige Prinzip, das die Politik als Heilmittel zur Kostendämpfung propagiert: ambulant vor stationär.
Wer bei steigendem Bedarf das Angebot kappt, handelt verantwortungslos.
Nimmt man die Wartezeiten für die Patienten als Massstab, dann kommt man – zumindest im Kanton Aargau – nicht um die Feststellung herum, dass wir zu wenige Ärzte haben. Uns drohen Verhältnisse wie in Grossbritannien. Dort sind die Gesundheitskosten gemessen am BIP höher als in der Schweiz, die Qualität der Versorgung ist aber so schlecht, dass sich im Ausland behandeln lässt, wer es sich leisten kann.
Die bittere Wahrheit lautet: Kosten senken im Gesundheitswesen – das zielt an der Realität vorbei. Denn durch die kontinuierliche Zuwanderung wächst die Bevölkerung. Und die Babyboomer kommen zunehmend in ein Alter, in dem sie gebrechlich werden und medizinische Dienstleistungen benötigen. Wer bei steigendem Bedarf das Angebot kappt, handelt verantwortungslos. Das zynische Fazit aus bürokratischer Sicht: Operation geglückt, Patient gestorben. Auch so kann man Kosten sparen.
Beitragsbild: Die neue Tagesklinik des Kantonsspitals Baden (KSB Kubus links im Bild) ist für eine rein ambulante Benutzung konzipiert. Im Erdgeschoss wird die Radio-Onkologie angeboten, gleich darüber im ersten Stock die Onkologie. Im zweiten Stock befindet sich die Nephrologie mit den Dialysestationen und im dritten Stock die Operationssäle für die ambulanten Eingriffe. Ganz oben im vierten Geschoss ist die komplette Haustechnik untergebracht (Foto: KSB).