Der Wunsch nach einer beruflichen Veränderung hat den Ausschlag gegeben. Ich war zuvor lange in der Werbebranche tätig. Irgendwann stellte sich für mich die Sinnfrage. Ich realisierte, dass ich mich in der dritten Phase meines Berufslebens mehr um Menschen und weniger um den Umsatz kümmern möchte. Der Pflegeberuf war für mich schon sehr lange eine Option, da ich bereits als Jugendlicher im Altersheim gearbeitet habe. Dabei konnte ich feststellen, dass mir die Arbeit mit älteren Menschen liegt. Später liess ich mich im Militär zum Sanitäter ausbilden. Als mir eine Kollegin, die in der Pflege arbeitet, von den Förderbeiträgen des Kantons Bern erzählte, zögerte ich nicht lange und meldete mich für die Ausbildung an.
Nach der Schule habe ich eine Lehre als Hochbauzeichner abgeschlossen. Später absolvierte ich den Vorkurs an der Schule für Gestaltung und im Anschluss eine vierjährige Lehre als Grafiker. In dieser Funktion war ich in verschiedenen Betrieben tätig, unter anderem zwölf Jahre bei einem Glückwunschkartenverlag. Die letzten drei Jahre engagierte ich mich als Art Director in einer Werbeagentur.
Die Förderbeiträge tragen dazu bei, dass wir unsere Existenz sichern können.
Sagen wir es so: Ohne Förderbeiträge wäre es sehr viel schwieriger gewesen, diesen Wunsch in die Realität umzusetzen. Ich bin zweifacher Familienvater und trage Verantwortung. Meine Partnerin ist freiberuflich als Sängerin unterwegs. Die Förderbeiträge tragen dazu bei, dass wir unsere Existenz sichern können. Gäbe es diese finanzielle Unterstützung nicht, hätten wir wohl einen Kredit aufnehmen müssen, um über die Runden zu kommen. Ich denke, dass ich die Pflegeausbildung unter diesen Umständen nicht in Angriff genommen hätte.
Die Pflege beschäftigt mich als Berufsfeld schon lange.
Ich finde diese Tätigkeit äusserst sinnvoll.
Die Pflege beschäftigt mich als Berufsfeld schon lange. Ich finde diese Tätigkeit äusserst sinnvoll. Im Kontakt mit Menschen, die Unterstützung benötigen, kann ich dazu beitragen, dass ihr Leben lebenswert ist. Ein wichtiger Punkt ist für mich auch die Perspektive. Ich kann im Alter von 51 Jahren beruflich nochmals durchstarten und habe beste Jobchancen.
Ich habe im vergangenen Jahr während eines Praktikums in einem Alters- und Pflegeheim wiederum festgestellt, dass mir dieser Bereich absolut entspricht. Somit möchte ich mich langfristig in der Langzeitpflege engagieren. Mein Ziel ist es, in einem motivierten Team zu arbeiten und jeder Bewohnerin, jedem Bewohner gerecht zu werden. Das mag ein hoher Anspruch sein, aber in der Werbebranche habe ich mir glücklicherweise eine gewisse Stressresistenz angeeignet, die für die Pflegetätigkeit wertvoll sein dürfte.
In meinen Augen sollten die Kantone ihre Praxis aufeinander abstimmen, sodass Quereinsteigende in der ganzen Schweiz die gleichen Chancen haben.
Ich finde den Mix zwischen Theorie und Praxis ansprechend. Dennoch steht ausser Frage, dass ich mich am meisten auf die konkrete Arbeit mit den Patient:innen freue. Während der gesamten Ausbildungszeit wechseln sich die Theorie- und Praktikumseinheiten ab, die jeweils sechs Monate dauern. Das macht die Sache interessant.
Ja, auf jeden Fall. In meinen Augen sollten die Kantone ihre Praxis aufeinander abstimmen, sodass Quereinsteigende in der ganzen Schweiz die gleichen Chancen haben.
Ich denke schon. Im Kanton Bern wurde die Zahl an Studienplätzen für Quereinsteigende inzwischen erhöht, da offenbar eine Nachfrage besteht. Bei mir hat das Fördermittel den entscheidenden Impuls gegeben, um den Quereinstieg zu wagen.
Die Pflegeausbildung HF wird für Quereinsteigende attraktiver
Der Kanton Bern leistet bereits seit 2023 Förderbeiträge für Personen ab dem 27. Altersjahr, welche die Pflegeausbildung HF auf dem zweiten Bildungsweg absolvieren möchten. Wer sich für einen Berufswechsel in die Pflege entscheidet, erhält während der Ausbildung einen monatlichen Betrag von 3500 Franken. Dabei geht es um die Sicherung der Lebenshaltungskosten der Studierenden.
Mit Inkrafttreten der ersten Etappe der Pflegeinitiative am 1. Juli 2024 wird diese Förderung schweizweit intensiviert. Neu daran ist, dass solche finanziellen Beiträge durch den Bund und die Kantone gefördert werden, zu je 50 Prozent. Dadurch soll ein zusätzlicher Schub für die Pflegeausbildung ausgelöst werden.
Während acht Jahren gehen diese Gelder, die nach kantonalen Regelungen gesprochen werden, direkt an die Studierenden. Danach endet diese besondere Finanzierung. Wenn sich das Modell, Studierende in Zweitausbildungen höher zu entlöhnen, für die Steigerung der Ausbildungsabschlüsse Pflege bewährt, wird es unabhängig von den Mitteln der Pflegeinitiative weiter bestehen.
Beitragsbild: Thomas Lengweiler, angehender Pflegefachmann HF (zvg/BZ Pflege)