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4. Oktober 2022

Patientenpfad im Focus

Integrierte Versorgung

Nutzen für bestimmte Gruppen in der Bevölkerung erhöhen

Der Value-based-Healthcare-Ansatz definiert entlang des Patientenpfads sogenannte «Episodes of Care». Besser wäre es aber, den Versorgungswert für bestimmte Bevölkerungsgruppen zu erhöhen.
Competence Oliver Strehle

Autor

Oliver Strehle

Geschäftsführer, Schweizer Forum für Integrierte Versorgung

oliver.strehle@fmc.ch

Competence Annamaria Müller

Autorin

Annamaria Müller

Präsidentin, Schweizer Forum für Integrierte Versorgung

annamaria.mueller@fmc.ch

Der Fokus des Schweizer Gesundheitssystems liegt auf der Akutversorgung und nicht auf der Betreuung von chronisch kranken Menschen durch interprofessionelle Versorgungsteams. Die demografische Entwicklung und unser Lebensstil werden vermehrt lebenslange «Krankheiten» zur Folge haben. Behandelt werden heute aber einzelne Krankheiten, anstatt den Menschen und sein Umfeld ganzheitlich zu betrachten. Das sektorenbezogene Einzelleistungsvergütungssystem verursacht einen stetigen Kostenanstieg, wobei die Behandlungsergebnisse nicht berücksichtigt werden. Unter den Fachkräften im Gesundheitswesen nimmt die Resignation zu und oftmals bleibt als Lösung nur der Branchenausstieg, um dem «Hamsterrad» zu entkommen.

Den Patientennutzen in den Mittelpunkt stellen

Viele Länder durchlaufen ähnliche Entwicklungen und Expert:innen auf der ganzen Welt haben sich daher zum Ziel gesetzt, den Wert (= outcome) der Gesundheitsversorgung für Patientengruppen oder Bevölkerungssegmente zu verbessern. Daraus ist 2006 das Konzept «Value-based Healthcare» (VBHC) nach Michael Porter entstanden. Im Mittelpunkt des Ansatzes steht der Nutzen für die Patient:innen. Darauf soll die Gesundheitsversorgung konsequent ausgerichtet werden. Aber nicht nur der Nutzen für die Patient:innen, sondern vier weitere Dimensionen sollen berücksichtigt werden: Der technische, der allokative Nutzen betreffend die Ressourcenverteilung und der Nutzen für die Gesellschaft sowie für das Personal im Gesundheitswesen.

Ganzheitlicher transformativer Ansatz

VBHC ist als ganzheitlicher Ansatz zu verstehen, der breit wirkt und bestehende Strukturen verändern soll. Durch die Digitalisierung und disruptive Technologien werden den ersten Umsetzungsversuchen weitere folgen. Die Integrierte Versorgung wird von VBHC profitieren, da sie über die gleiche Grundphilosophie verfügt: Patienten- bzw. Ergebnisorientierung, Transparenz und eine Bereitschaft zu einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess. Bei der Umsetzung sollte aber beachtet werden, dass VBHC-Ansätze die fragmentierte Versorgung nicht aufrechterhalten. Michael Porter spricht im VBHC-Modell von «Episodes of Care», an denen sich das System orientieren soll. Es wäre aber besser, nicht einzelne Episoden, sondern bestimmte Patientengruppen ganzheitlich zu betrachten und den Versorgungswert für diese zu erhöhen.

Weitere Informationen: fmc Leitfaden – VBHC: Von der Theorie in die Praxis

Beitragsbild: cocoparisienne auf Pixabay

   

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