Ausgabe 5, Pflege im Alter, Canva.com
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15. Oktober 2024

Focus

Akutmedizin und Prävention

Medizin des Alters: Aufgaben und Chancen

In der Altersmedizin gewinnt die Kooperation chirurgischer und internistischer Fachdisziplinen mit der Geriatrie an Bedeutung. In der Prävention ist das ICOPE-Programm der WHO ein Hoffnungsträger.
Competence Heike Bischoff-Ferrari

Autorin

Prof. Dr. med. DrPH

Heike Bischoff-Ferrari

Lehrstuhlinhaberin Geriatrie und Altersforschung, Universität Zürich

heikea.bischoff-ferrari@uzh.ch

Die Schweiz zählt zu den schnell alternden Ländern. Bereits 2025 werden wir mehr über 65-Jährige als unter 20-Jährige haben. Bereits heute leiden etwa 30 Prozent aller über 65-Jährigen an einer chronischen Erkrankung. Funktionelle Einschränkungen nehmen zu.

Trotz der Entwicklung ambulant vor stationär werden immer mehr ältere Patient:innen weiterhin eine stationäre Behandlung benötigen.

Aufgaben in der Akutmedizin

Die Anzahl älterer Patient:innen mit komplexen medizinischen Problemen nimmt in allen medizinischen Fachgebieten zu. Damit gewinnt die Kooperation verschiedener chirurgischer und internistischer Fachdisziplinen mit der Geriatrie an Bedeutung. Dadurch lassen sich die Anzahl Komplikationen und die Spitalaufenthaltsdauer nachweislich verringern sowie die Autonomie der Patient:innen erhöhen.

Wichtig ist, Risikofaktoren für Komplikationen gut zu erfassen bzw. deren Auswirkungen optimal zu behandeln.

Wichtig ist, Risikofaktoren für Komplikationen gut zu erfassen bzw. deren Auswirkungen optimal zu behandeln. Zu diesen Komplikationen gehören Delir, Immobilität, Stürze, Medikamenten-Unverträglichkeit, Malnutrition und Infektionen. In der Akutmedizin gehen Expert:innen davon aus, dass trotz der Entwicklung ambulant vor stationär immer mehr ältere Patient:innen weiterhin eine stationäre Behandlung benötigen werden. Gefragt sind also dringend Innovationen. Wichtige Motoren sind dabei die Universitätsspitäler, die neben hochspezialisierter Medizin auch eine universitäre Geriatrie betreiben.

Chancen in der Prävention

In der Prävention gilt es, die Gesundheit im Alter mit einer Verlängerung der gesunden und behinderungsfreien Lebenserwartung voranzubringen. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es eines neuen integrierten und auf das Individuum zugeschnittenen Präventionsansatzes.

Ziel des WHO-Programms ICOPE ist es, funktionelle Einschränkungen frühzeitig zu erkennen und zu beheben sowie erhaltene Funktionen zu stärken.

In diesem Sinne entwickelte die WHO das ICOPE-Programm (Integrated Care for Older People), das Menschen niederschwellig befähigt, wichtige Funktionen regelmässig selbst (oder unterstützt) zu überwachen. Ziel ist es, funktionelle Einschränkungen in den Bereichen Mobilität, Kognition, mentale Gesundheit, Sehen, Hören, Ernährung/Vitalität frühzeitig zu erkennen und zu beheben sowie erhaltene Funktionen zu stärken. Die Umsetzbarkeit von ICOPE wurde in einer internationalen Studie bereits belegt. Laut WHO muss nun als nächster Schritt eine ICOPE-basierte Intervention in einer hochqualitativen Studie geprüft werden. In diesem Sinne plant Pro Senectute Kanton Zürich in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl Geriatrie und Altersforschung der Universität Zürich eine Pilotstudie sowie den Aufbau einer nationalen ICOPE-Plattform.

Pro Senectute Kanton Zürich plant in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl Geriatrie und Altersforschung der Universität Zürich eine Pilotstudie sowie den Aufbau einer nationalen ICOPE-Plattform.

International wird ICOPE als Hoffnungsträger gesehen, um die gesunde Lebenserwartung der Bevölkerung zu verlängern. ICOPE ist so angelegt, dass eine ICOPE-geschulte Advanced Practice Nurse im Zentrum steht, in enger Zusammenarbeit mit den Hausärzt:innen und anderen Gesundheits-Expert:innen.

Die Literaturliste ist bei der Autorin erhältlich.

Beitragsbild: Canva.com

   

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