Ende Januar 2021 hat die Gesundheitsdirektion die Spitäler und Kliniken des Kantons Zürich beauftragt, ab Anfang April 2021 regionale Impfzentren aufzubauen und zu betreiben. Im Fokus des Impfzentrums Bülach standen folgende Grundsätze: schlanke Abläufe, Wirtschaftlichkeit und medizinische Qualität. Einige Konzepte könnten in Zukunft auch im allgemeinen Spitalbetrieb zentrale Rollen spielen.
Um Impftermine zu vereinbaren, müssen Impfwillige sich auf einer Online-Plattform registrieren. Bei der Anmeldung werden alle Personalien aufgenommen und spezifische medizinische Angaben abgefragt. Anhand der Information kann das Personal beim Impfen die Risikopersonen identifizieren und bei Bedarf einen Arzt beiziehen.
Übertragen auf den Spitalalltag wäre es vorstellbar, dass Patient:innen sich online anmelden. Notwendige administrative Informationen und besondere Bedürfnisse könnten sie als Teilanamnese vorab selbst übermitteln. So würde dieser Aufwand beim Eintritt ins Spital entfallen, die Daten wären in jedem Fall aktuell, und die stationären Ein- und Austritte könnten frühzeitig geplant werden.
Dies ist nur eines von vielen Beispielen, wie die Kommunikation zwischen Patient:innen und Spital verbessert und der organisatorische Aufwand für beide Seiten reduziert werden könnte. Es existieren bereits Patientenapplikationen, die genau diese Aufgabe erfüllen. Patient:nnen sind bereit, Apps zu nutzen und erwarten dies von jedem kundenorientierten Anbieter.
Schon während der Planung und im Betrieb des Impfzentrums wurden die Abläufe kontinuierlich analysiert, um genügend Plätze für Impfkabinen und zum Warten zur Verfügung zu stellen, ausreichend Impfstoff zu bestellen bzw. aufzuziehen, aber auch Personal einzuplanen.
Es wurde darauf geachtet, die notwendige Menge an Ressourcen ohne Verschwendung einzusetzen. Je besser die Planung hinsichtlich der Impfwilligen im Vorfeld war, desto genauer war der Ressourceneinsatz. Dabei stellten neue Anforderungen und geänderte Rahmenbedingungen die tägliche Planung immer wieder auf den Prüfstand: fehlende Impfstoffe, neue administrative Vorgaben, Walk-In-Impfungen etc. Um einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten, waren die Impfzentren darauf angewiesen, sich einem kontinuierlichen Verbesserungsprozess zu unterziehen.
Auf übergeordneter Ebene ist festzustellen, dass die Schweizer Spitäler unter hohem wirtschaftlichem Druck stehen, die Ressourcen zunehmend knapp werden und Fachpersonal Mangelware ist. Um die vereinbarten Leistungen im Budgetrahmen und in guter Qualität zu erfüllen, müssen die Spitäler die vorhandene Infrastruktur und das Personal optimal und qualifikationsgerecht einsetzen.
Ein Akutspital ist ein komplexes System mit einem hochdynamischen Angebots- und Nachfragesystem, das mit planbaren, aber auch nichtplanbaren Ereignissen umzugehen hat. Die täglichen Eintritte, die Anzahl der betriebenen Betten, Notfallkojen oder OP-Säle und die damit verbundene Anforderung an möglichst dynamische Dienstpläne bei zunehmendem Personalmangel stellen Variablen dar, die teilweise in entgegengesetzter Richtung wirken. Sie haben einen grossen Einfluss auf das Leistungsniveau und die Behandlungsergebnisse des Spitals. Wie gut das Angebot bzw. die Kapazität und die Nachfrage übereinstimmen ist von den Prozessen, deren Steuerung und deren Flexibilität abhängig.
Das Ziel des Kapazitätsmanagements in einem Spital, einer Klinik ist, die Planung, Steuerung und Sicherstellung der kritischen Kapazitäten (Zeit, Personal, Infrastruktur) für die Patientenversorgung integral zu betrachten, um das erforderliche Leistungsniveau, medizinische Qualität, Wirtschaftlichkeit und Mitarbeitendenzufriedenheit zu erreichen. Die Spitäler können dabei aus punktuellen Erfahrungen im Zusammenhang mit ihren Impfzentren lernen, um ihren Gesamtbetrieb zu optimieren.
Die Impfzentren mussten innerhalb kürzester Zeit pragmatisch geplant und umgesetzt werden. Ihr Betrieb hat gezeigt, dass der Grossteil der Bevölkerung mit der Digitalisierung umgehen kann, und dass eine hohe Planbarkeit der Ressourcen die Betriebseffizienz erhöht.
Der Umfang und die Risiken eines Impfzentrums sind verglichen mit der Komplexität des täglichen Spitalbetriebs überschaubar. Aber diese beispielhaften Erkenntnisse aus den Impfzentren decken sich mit einigen Trends im Gesundheitswesen in Richtung mehr Digitalisierung, Wirtschaftlichkeit und Personenzentrierung.