Am nationalen Messtag vom 8. November 2022 dokumentierten 25 Spitalgruppen und 116 Einzelspitäler, ob ihre Patient:innen an einem im Spital erworbenen Dekubitus litten oder ob sie während des Spitalaufenthalts gestürzt waren. Insgesamt 12‘460 Patient:innen stimmten zu, sich an der Prävalenzmessung zu beteiligen. Die Teilnehmenden waren knapp zur Hälfte weiblich, im Durchschnitt 68,5 Jahre alt und bis zum Messtag durchschnittlich 7,3 Tage hospitalisiert.
Gemäss Messvorgaben des ANQ erfassen die Akutspitäler Dekubitus in sechs Schweregraden, von der Kategorie 1 (oberflächliche Hautschädigung) bis zur Kategorie 6 (schwere Gewebeschädigung). Die 2022 erhobene Dekubitus-Gesamtrate betrug über alle Kategorien hinweg 5,2 Prozent. Die Rate für Dekubitus ab Kategorie 2 erreichte 2,3 Prozent. Beide Raten waren somit höher als bei der letzten Messung im Vor-COVID-Jahr 2019. Im internationalen Vergleich schnitten die Schweizer Spitäler trotz höherer Raten erneut gut ab, ihre Raten lagen nach wie vor im unteren Bereich.
Die Sturzrate im Spital erreichte mit 4,6 Prozent den höchsten Wert seit Messbeginn 2011. Die Gesamtverletzungsrate nach einem Sturz war mit 35,2 Prozent ebenfalls höher als bei den drei letzten Messungen. Im internationalen Vergleich sind die Schweizer Raten im unteren bis mittleren Bereich angesiedelt.
Aufgrund der COVID-19-Pandemie musste die Messung Sturz und Dekubitus in den Jahren 2020 und 2021 sistiert werden. Der Schluss liegt nahe, dass dieser Unterbruch einen Einfluss auf die Entwicklung der beiden Qualitätsindikatoren hatte. So ist denkbar, dass strukturelle Veränderungen – z. B. eine veränderte Personalsituation respektive der verschärfte Fachkräftemangel – zu den höheren Raten führten.
Die genauen Ursachen der höheren Raten lassen sich anhand der vorliegenden Daten nicht eruieren. Die Auswertungen weisen darauf hin, dass sich die Pflegequalität hinsichtlich Sturz und Dekubitus nicht nur in einzelnen Institutionen verändert hat, sondern auf nationaler Ebene über alle Spitäler hinweg.