Das Schweizer Gesundheitswesen ist eine Blackbox. Zwar können die Ausgaben exakt beziffert werden: 86 344 Milliarden Franken im Jahr 2021. Der Wert dieser Leistungen für die Patient:innen und die Gesellschaft ist jedoch unbekannt. Ohne einen Paradigmenwechsel, der die Patient:innen und nicht die Leistungserbringenden in den Mittelpunkt stellt, läuft die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens laut einer aktuellen Studie der Denkfabrik Avenir Suisse ins Leere.
Qualität beschleunigt die Heilung, minimiert Komplikationen, vermeidet Übermedikation und reduziert die Anzahl überflüssiger Therapien. Eine Ressourcenoptimierung ist gemäss Studie unausweichlich in einem System, das solidarisch und kollektiv finanziert ist. Qualität entlang des ganzen Behandlungspfads anzustreben, ist auch für Leistungserbringende ein wichtiges Differenzierungsmerkmal, um die Gunst des immer knapper werdenden Personals zu gewinnen.
Nötig ist eine Diskussion darüber, welchen «Value» das Gesundheitswesen pro investiertem Franken aus Patientensicht schafft (Value-based healthcare). Dies lässt sich nicht in einem System umsetzen, das in «Silos» organisiert und von Regionalpolitik geprägt ist. Um die Behandlung entlang des gesamten Patient:innenpfads zu verbessern, braucht es Finanzierungsmechanismen, die eine Aufteilung der «Qualitätsdividende» unter denjenigen ermöglichen, die in die Verbesserung der Behandlung investieren:
Ein patient:innenzentriertes, mehrwertbasiertes Gesundheitssystem kann nicht top-down per Dekret angeordnet werden, sondern muss von denjenigen entwickelt werden, die es praktizieren. In diesem Sinne hebt die Studie von Diego Taboada und Jérôme Cosandey wegweisende Pilotprojekte hervor.
Doch obwohl der Schweizer Markt vor solch innovativen Initiativen sprudelt, versucht die Bundesverwaltung, den Wettbewerb mit der Schaffung von staatlich verordneten, einheitlich organisierten neuen Anbietenden einzuschränken. Dieser Bundesvorschlag ist laut Avenir Suisse abzulehnen. Zur Belebung des Qualitätswettbewerbs führt Transparenz, weil dadurch Patient:innen und zuweisende Ärzt:innen faktenbasiert die passenden Spezialist:innen wählen können.
Um die Akzeptanz von Transparenz bei den Leistungserbringenden zu fördern, empfiehlt sich gemäss Studie eine zweistufige Einführung:
Die neue Publikation weist in drei Schritten den Weg hin zu einem wertorientierten Gesundheitssystem:
Laut den Studienautoren ist es entscheidend, die gemeinsame Vision eines mehrwertbasierten Gesundheitssystems unter Leistungserbringenden, medizinischen Fachgesellschaften, Patient:innenverbänden und Versicherern gemeinsam zu entwickeln. Damit werden Fehlanreize reduziert, die Interessen der Stakeholder auf das gemeinsame Ziel gerichtet und mit einer dezentralen Organisation die Flexibilität und die Resilienz des Schweizer Gesundheitswesens gefördert.
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