Gender
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14. Juni 2022

TREND

Universitäten Bern und Zürich

Erste Weiterbildung in Gendermedizin

«Bis der gendersensible Ansatz breit in der Medizin ankommt, ist der Weg noch weit», sagt Prof. Chatherine Gebhard. Der CAS-Studiengang in Gendermedizin der Universitäten Zürich und Bern sei ein erster Schritt.
Competence Martina Greiter

Autorin

Martina Greiter

Redaktorin Competence deutsche Schweiz

martina.greiter@hplus.ch

Das biologische und das soziokulturell geprägte Geschlecht haben Auswirkungen auf Prävention, Diagnostik, Verlauf und Therapie von Krankheiten. Diese Unterschiede werden in der Praxis und in der klinischen Forschung jedoch häufig vernachlässigt.

Geschlecht von Zellen beeinflusst die Krankheit

So ist aus Studien bisher nur selten hervorgegangen, welches Geschlecht untersuchte Zellen oder Tiere haben. Neuere Arbeiten zeigen aber etwa, dass Rezeptoren in weiblichen Zellen Schmerzsignale schneller weiterleiten. Daher sieht die Gendermedizin bisherige Tierversuche zu Schmerzwahrnehmung und -behandlung kritisch: Sie wurden zu rund 80 Prozent an männlichen Tieren durchgeführt. «Nur wenn die Grundlagenforschung geschlechterspezifische Differenzen stärker erfasst, werden wir in Zukunft für bestimmte Krankheiten gezielte Behandlungsansätze für Frauen wie für Männer entwickeln können», betont Dr. med. Carole Clair, Professorin für Gendermedizin an der Universität Lausanne.

«Es ist noch ein weiter Weg»

Die zweite Schweizer Professur in Gendermedizin hält Dr. med. Dr. sc. nat. Catherine Gebhard, Kardiologin an der Universität Zürich. Die Universitäten Bern und Zürich bieten gemeinsam den CAS-Studiengang «Sex- and Gender-Specific Medicine» an. «Wir gehen in die richtige Richtung», stellt Gebhard fest, «aber bis der gendersensible Ansatz breit in der Medizin ankommt, ist es noch ein weiter Weg.»

Berufsbegleitende universitäre Weiterbildung

Die zweite Kohorte des CAS in geschlechtsspezifischer Medizin startete im März 2022. In den einzelnen Modulen wird die Bedeutung des Geschlechts in den verschiedenen medizinischen Fachrichtungen aufgezeigt. Es werden Werkzeuge, Konzepte und Ideen vorgestellt, wie sowohl die Gesundheitsversorgung als auch die medizinische Forschung den Geschlechtern gerecht werden kann. Der CAS-Studiengang ist eine berufsbegleitende universitäre Weiterbildung. Er richtet sich an Personen mit einem Masterabschluss in Medizin oder einem verwandten Bereich.

Literaturhinweis: Horizonte, Das Schweizer Forschungsmagazin, 26. Februar 2022

Beitragsbild: kerplode auf Pixabay