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21. September 2021

Focus Nachhaltige Entwicklung

Fallbeispiel Spital Limmattal

Erste Erfahrungen mit einem Minergie-Neubau

Das neue Bettenhaus des Spitals Limmattal ist seit drei Jahren in Betrieb. Der Aufwand war am Anfang hoch, doch die positiven Erfahrungen überwiegen.
Competence Claudia Bossart

Autorin

Claudia Bossart

Leitung Betriebe, Mitglied der Spitalleitung, Spital Limmattal

claudia.bossart@spital-limmattal.ch

Im Herbst 2018 zog das Spital Limmattal von einem 15 stockwerkhohen Bettenhaus aus dem Jahr 1970 in einen Neubau mit nunmehr sechs Stockwerken. Der damalige Betonbau mit Ausrichtung gegen Süden galt als das «grösste Bauwerk des Limmattals».

Hohe Erwartungen an den Neubau

Im Altbau wurde die Aus- und Weitsicht aus den Patientenzimmern allseits geschätzt. Die hohen, teilweise unerträglichen Raumtemperaturen im Sommer und der Durchzug im Winter führten aber zu vielen negativen Patientenrückmeldungen. Entsprechend gross war die Erwartung an den Neubau bezüglich Raumklima.

Die Energie wird nun mit einer Erdsonden-Wärmepumpe, einer Hochtemperatur-Wärmepumpe und zwei Gas­heizkes­seln erzeugt. Kälte wird durch Erdsonden und red­undante Kältemaschinen bedarfsgerecht erzeugt. Das Fussbodenheizsystem wird gleichzeitig zur Kühlung eingesetzt. Insgesamt 28 Lüftungsanlagen ge­währ­leisten einen hygienischen Luftaustausch. Aussenluftfassungen saugen den Grossteil der Frischluft, 140 000 m3 pro Stunde, für das Gebäude an. Eine Anforderung der Bauherren waren zudem Komfortlüftungsflügel mit integriertem Insektenschutz.

Weitgehend positive Erfahrungen

Unterdessen blickt das Spital Limmattal auf bald drei Betriebsjahre im neuen Gebäude zurück. Dabei überwiegen die positiven Erfahrungen. Das allgemeine Raumklima wird als angenehm und als konstant empfunden. Bei hohen Temperaturen im Sommer geben Patientinnen und Patienten, aber auch Mitarbeitende öfters die Rück­meldung, dass sie sich in dieser Jahreszeit nun lieber im Spital als zu Hause aufhalten. Die vor­gängige Besorgnis, dass mangelnder Luft­austausch zu Geruchsentwicklung (z. B. Gastroenterologie) und in der Folge zu stärker frequentierten Ambulatorien führt, hat sich sprichwörtlich in Luft aufgelöst. Die dichte Gebäudehülle und der steuerbare Luftwechsel mittels Einzelraum-Einspeisung der Zu- und Abluft haben ein hygienisches und positives Innenraumklima geschaffen – gerade in Zeiten von COVID-19 ein grosser Vorteil. Zusätzlich haben verschiedene CO2-Konzentrationsmessungen die geforderte Luftqualität bestätigt.

Der Initialaufwand war gross

Nicht zu unterschätzen ist der Umfang und die benötigte Zeit, um die Einregulierungsphase und die Energieoptimierung im Kontext der verbauten Gebäudetechnik und des Gebäudeleitsystems durchzuführen. Die üblich genannte Einregulierungsphase von rund zwei Jahren reicht bei einem komplexen Gebäude, wie einem Spitalbau, nicht aus.

Ferner wird auch im Minergiehaus die Luft in gewissen Räumen zeitweise trocken sein. Die medizinisch relevanten Bereiche sind zwar mit einem Luftbefeuchtungssystem ausgestattet. Aus finanziellen und energetischen Gründen entschied sich das Spital jedoch bei der Planung des Neubaus gegen ein flächendeckendes Luftbefeuchtungssystem. Zu erwähnen ist zudem, dass die Fussbodenheizung bzw. -kühlung es nicht mehr zulässt, den Boden mit dem üblichen Verfahren ganzjährig zu reinigen. Unterschiedliche Trocknungszeiten führen zu Sicherheitsrisiken, denen der Spitalbetrieb mit neuen Lösungen entgegentreten muss. 

Beitragsbild: Spital Limmattal

   

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